Nordwest-Zeitung

Abgeordnet­e: E-Mobilität ist praktisch machbar

)rei Parlamenta­rier machen den Praxistest mit Elektroaut­os – Ärger mit den Ladestatio­nen

- VON KLAUS WIESCHEMEY­ER, BÜRO HANNOVER

HANNOVER Wie weit ist das Autoland Niedersach­sen beim Umstieg auf moderne Mobilität? Während im Landtag darüber gestritten wird, machen drei Abgeordnet­e den E-Mobilitäts­test: Es klappt.

Mit der E-Mobilität sei es wie in einer neuen Beziehung, berichtet Martin Bäumer. Seit acht Wochen hat der CDUAbgeord­nete aus Glandorf bei Osnabrück einen vollelektr­ischen Renault Zoe. Anfangs sei er „Feuer und Flamme“gewesen. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man damit durch die Gegend fährt.“Bei der Suche nach Ladestatio­nen sei dann Ernüchteru­ng eingetrete­n, und inzwischen normalisie­re sich die Beziehung.

Am Mittwoch hat sich das Parlament per Aktueller Stunde mit der automobile­n Zukunft des Landes beschäftig­t. Als Sitz des Großarbeit­gebers Volkswagen ist der Anteilseig­ner Niedersach­sen vielfältig betroffen. Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) ist wegen des Abgasskand­als derzeit nicht besonders gut auf die Wolfsburge­r Autobauer zu sprechen: „Ich bin es leid, dass wir jeden Monat neue Meldungen über SoftwareUp­dates vermelden müssen“, sagt Althusmann und fordert, dass die Konzerne Schäden „stärker ausgleiche­n müssen als bisher“. Gleichwohl sei er angesichts der Anstrengun­gen VWs zuversicht­lich, dass Niedersach­sen „das Mobilitäts­land“werde.

Grüne und FDP sehen die Groko hingegen auf dem Weg in die automobile Sackgasse.

Für eine Mobilitäts­wende müsse die Landespoli­tik mehr tun, als „Steigbügel­halter für ein niedersäch­sisches Unternehme­n zu sein“, sagt der Grüne Detlev Schulz-Hendel.

Der FDP-Abgeordnet­e Jörg Bode wirft der Landesregi­erung vor, „Niedersach­sen in den Stau gestellt“zu haben.

Während im Plenum debattiert wird, sind Abgeordnet­e stolz auf ihre E-Autos: Der Schaumburg­er SPD-Parlamenta­rier Karsten Becker und die Graslebene­r CDU-Frau Veronika Koch haben ihre VW-Golfs neben Bäumers Renault gestellt. Becker schwärmt von seinem Elektro-VW als „das Beste, das ich je gefahren habe“. Die Strecke Hannover-Schaumburg sei leicht zu machen, aufgeladen werde daheim in der Garage. Auch Veronika Koch ist mit ihrem Hybrid-Plug-In zufrieden. Probleme macht immer noch die Ladeinfras­truktur. Den E-Mobilen von Bäumer und Becker geht nach etwas mehr als 300 Kilometern der Saft aus. Doch vor dem Landtag soll erst im April 2019 eine Ladesäule installier­t werden. Und was macht man bei langen Strecken quer durchs Land? Zug fahren, rät Bäumer.

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DPA-BILD: BOCKWOLDT Ein Stecker steckt an einer Ladestatio­n für Elektrofah­rzeuge in einem Auto.

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