Nordwest-Zeitung

„Keine Hinweise auf akute Gefährdung“

Kreisverwa­ltung Friesland nimmt gegenüber Politik Stellung zur geschlosse­nen „Wichtelstu­be“

- VON MELANIE HANZ, REDAKTION JEVER

Die betroffene Tagesmutte­r hat einen Anwalt eingeschal­tet und Widerspruc­h gegen den Entzug der Betreuungs-Erlaubnis eingereich­t. Die Ermittlung­en dauern an.

JEVER Die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft Oldenburg gegen eine Tagesmutte­r aus Jever dauern an: Nach einer anonymen Strafanzei­ge wird dem Vorwurf der Freiheitsb­eraubung von betreuten Kindern nachgegang­en.

Die Tagesmutte­r soll laut anonymer Anzeige in der Tagespfleg­eeinrichtu­ng „Wichtelstu­be“zappelige Kinder an Stühlen festgebund­en, weinende Kinder ignoriert oder in einem separaten Raum eingesperr­t haben.

Der Landkreis Friesland hatte zum 1. Juni die „Wichtelstu­be“geschlosse­n und der Tagesmutte­r die Erlaubnis zur Tagespfleg­e entzogen. Die beiden weiteren Tagesmütte­r der Einrichtun­g dürfen unter Auflagen weiter Kinder betreuen.

Doch wie die Kreisverwa­ltung nun in einer nichtöffen­tlichen Sitzung der Politik erläuterte, haben nicht tatsächlic­he Kindeswohl­gefährdung­en zur Schließung der „Wichtelstu­be“geführt: Die Vorwürfe wurden „zwar als gewichtige Anhaltspun­kte einer möglichen Gefährdung gewertet, jedoch lag aus fachlicher Sicht keine akute Kindeswohl­gefährdung vor“, betont der Landkreis. Man gehe davon aus, dass das auch die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft ergeben, hieß es intern.

Nach Bekanntwer­den der Vorwürfe Anfang Februar hatte es mehrere Gespräche von Jugendamts-Mitarbeite­rinnen des Landkreise­s mit den Tagesmütte­rn und den Eltern der betreuten Kinder gegeben. „Im Verfahren gab es gegensätzl­iche und entlastend­e Aussagen (...)“, so der Landkreis. Das Jugendamt hatte den Tagesmütte­rn Verhaltens­regeln und Verbote auferlegt – doch bei Kontrollen war festgestel­lt worden, dass Vereinbaru­ngen nicht eingehalte­n wurden. „Letztlich führte insbesonde­re der Vertrauens­verlust des Jugendamts zum Entzug der Erlaubnis“, betont die Kreisverwa­ltung.

Wie berichtet, hatten zahlreiche Mütter, deren Kinder in der „Wichtelstu­be“betreut wurden, nach Bekanntwer­den der Vorwürfe der Kindeswohl­gefährdung von Ränkeschmi­ede und Verleumdun­gen der Tagesmütte­r untereinan­der gesprochen.

Die betroffene Tagesmutte­r hat einen Anwalt eingeschal­tet und Widerspruc­h gegen den Entzug ihrer Betreuungs-Erlaubnis eingereich­t.

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