„Keine Hinweise auf akute Gefährdung“
Kreisverwaltung Friesland nimmt gegenüber Politik Stellung zur geschlossenen „Wichtelstube“
Die betroffene Tagesmutter hat einen Anwalt eingeschaltet und Widerspruch gegen den Entzug der Betreuungs-Erlaubnis eingereicht. Die Ermittlungen dauern an.
JEVER Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Oldenburg gegen eine Tagesmutter aus Jever dauern an: Nach einer anonymen Strafanzeige wird dem Vorwurf der Freiheitsberaubung von betreuten Kindern nachgegangen.
Die Tagesmutter soll laut anonymer Anzeige in der Tagespflegeeinrichtung „Wichtelstube“zappelige Kinder an Stühlen festgebunden, weinende Kinder ignoriert oder in einem separaten Raum eingesperrt haben.
Der Landkreis Friesland hatte zum 1. Juni die „Wichtelstube“geschlossen und der Tagesmutter die Erlaubnis zur Tagespflege entzogen. Die beiden weiteren Tagesmütter der Einrichtung dürfen unter Auflagen weiter Kinder betreuen.
Doch wie die Kreisverwaltung nun in einer nichtöffentlichen Sitzung der Politik erläuterte, haben nicht tatsächliche Kindeswohlgefährdungen zur Schließung der „Wichtelstube“geführt: Die Vorwürfe wurden „zwar als gewichtige Anhaltspunkte einer möglichen Gefährdung gewertet, jedoch lag aus fachlicher Sicht keine akute Kindeswohlgefährdung vor“, betont der Landkreis. Man gehe davon aus, dass das auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben, hieß es intern.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe Anfang Februar hatte es mehrere Gespräche von Jugendamts-Mitarbeiterinnen des Landkreises mit den Tagesmüttern und den Eltern der betreuten Kinder gegeben. „Im Verfahren gab es gegensätzliche und entlastende Aussagen (...)“, so der Landkreis. Das Jugendamt hatte den Tagesmüttern Verhaltensregeln und Verbote auferlegt – doch bei Kontrollen war festgestellt worden, dass Vereinbarungen nicht eingehalten wurden. „Letztlich führte insbesondere der Vertrauensverlust des Jugendamts zum Entzug der Erlaubnis“, betont die Kreisverwaltung.
Wie berichtet, hatten zahlreiche Mütter, deren Kinder in der „Wichtelstube“betreut wurden, nach Bekanntwerden der Vorwürfe der Kindeswohlgefährdung von Ränkeschmiede und Verleumdungen der Tagesmütter untereinander gesprochen.
Die betroffene Tagesmutter hat einen Anwalt eingeschaltet und Widerspruch gegen den Entzug ihrer Betreuungs-Erlaubnis eingereicht.