Nordwest-Zeitung

Arbeiter erhielten am Ende nur vier Euro Stundenloh­n

Angeklagte­r verleiht 527 bulgarisch­e Kräfte illegal

- VON FRANZ-JOSEF HÖFFMANN

WILDESHAUS­EN/LOHNE/OLDENBURG Das System war auf Ausbeutung angelegt. Wegen Verstoßes gegen das Arbeitnehm­erüberlass­ungsgesetz hat das Oldenburge­r Landgerich­t am Mittwoch einen 49 Jahre alten Unternehme­r aus Bulgarien zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt.

Im Rahmen der Bewährungs­auflagen muss der Angeklagte 10000 Euro an den Staat zahlen. Der Angeklagte hatte in der Zeit von 2007 bis 2009 mit seinen verschiede­nen Firmen in Bulgarien 527 bulgarisch­e Arbeiter rekrutiert, die dann bei Wiesenhof in Lohne (Hähnchen) und bei der Wiesenhof-Tochter Geestland Putenspezi­alitäten mit Sitz in Wildeshaus­en zum Einsatz gekommen waren.

Der 49-Jährige hatte die Arbeiter im Rahmen von Werkverträ­gen verliehen. Diese Werkverträ­ge seien faktisch aber nie gelebt worden, sagte gestern die Vorsitzend­e Richterin. Den Feststellu­ngen zufolge waren die Arbeiter in Lohne und Wildeshaus­en komplett eingeglied­ert gewesen und erhielten dort auch ihre Anweisunge­n. Das widerspric­ht einem Werkvertra­g.

Die Arbeiter wurden in den Betrieben als Arbeitnehm­er beschäftig­t, nur eben nicht als solche bezahlt. Der Angeklagte verhandelt­e mit den Betrieben in Lohne und Wildeshaus­en nicht direkt, sondern mit einer Vermittler­firma in Lohne, deren Chef der frühere kaufmännis­che Leiter von Wiesenhof gewesen sein soll.

Und so nahm die Ausbeutung der Arbeiter ihren Lauf, wurde der Arbeiterha­ndel verschleie­rt. Mittwoch wurde errechnet, dass die Arbeiter pro Stunde regulär 25 Euro gekostet hätten. Wiesenhof soll an die Vermittler­firma in Lohne aber nur 9,50 Euro pro Stunde gezahlt haben.

Die Vermittler­firma zahlte dem Angeklagte­n dann nur 6,50 Euro pro Stunde. Und der wiederum entlohnte die Schwerstar­beit seiner Arbeiter mit vier Euro pro Stunde. Bereits im vergangene­n Jahr waren vergleichb­are Machenscha­ften Thema eines Prozesses vor dem Landgerich­t. Angeklagt waren damals der Geschäftsf­ührer der WiesenhofT­ochter Geestland und der Chef der Vermittler­firma in Lohne. Sie sollen 933 Bulgaren illegal beschäftig­t beziehungs­weise vermittelt haben.

Im Prozess stellte sich aber heraus, dass die Taten verjährt waren. Sie waren aber passiert. Deswegen wollte der Staat das zurückhabe­n, was durch die illegalen Machenscha­ften gespart worden war. Damals wurde die Summe auf elf Millionen Euro festgelegt, die die Wiesenhof-Tochter Geestland zahlen muss.

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