BERATUNG BEI DER FACHSTELLE SUCHT IN OLDENBURG UND ONLINE-SPIELSUCHT ALS KRANKHEIT
Sandra Freese
arbeitet als „Sozialtherapeutin Sucht“bei der Fachstelle Sucht der Diakonie in Oldenburg. Dort bietet sie Beratungen bei exzessiver Mediennutzung an. Auch das Modellprojekt „Re:set“ist Teil der Arbeit. Um Betroffenen mehr qualifizierte Beratungsstellen zu bieten, fördert das Land Niedersachsen mit dem Projekt den Aufbau von Angeboten zur Hilfe bei Mediensucht.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
hat am Montag Online-Spielsucht offiziell als Krankheit anerkannt. Kritiker befürchten, dass Menschen, die viel online spielen, fälschlich als therapiebedürftig eingestuft werden könnten. „Natürlich besteht die Gefahr, dass die Diagnose missbraucht wird“, sagt Sandra Freese. Durch einen Katalog werden die Symptome jedoch eindeutig beschrieben, was den Ärzten die Diagnose erleichtern soll. Dazu gehört, dass ein Betroffener alle anderen Aspekte des Lebens dem Spielen unterordnet, trotz negativer Konsequenzen weitermacht, und dies über einen Zeitraum von mehr als zwölf Monaten. Die Therapeutin befürwortet die Entscheidung der WHO: „Die Wege in eine Therapie sind damit deutlich einfacher.“
In ihrer Arbeit
im Bereich Mediensucht unterscheidet die Therapeutin zwischen einem exzessiven Gebrauch und einer manifesten Sucht. Dabei sei der übertriebene Gebrauch von Onlinespielen häufiger, erklärt sie. Jugendliche, Eltern und Erwachsene kommen zur Fachstelle Sucht, um sich beraten zu lassen. Gerade Eltern wollen verstehen, warum ihr Sohn oder ihre Tochter viel Zeit vor dem Rechner verbringt. Das könne zum Beispiel an einer Kränkung liegen, die der Jugendliche erlebt hat. Durch das jeweilige Spiel erfahren sie dann Anerkennung, wodurch das Selbstwertgefühl gestärkt werden kann.
Auch die Frage,
wie viel Zeit vor dem PC normal sei, käme in den Gesprächen öfter zur Sprache. Das lasse sich jedoch nicht pauschalisieren, erklärt Sandra Freese. Von Fall zu Fall gebe sie dann Empfehlungen, bei denen auch die Jugendlichen berücksichtigt werden. Einen Regelkatalog für Eltern gibt es allerdings nicht. „Es geht darum, einen guten Umgang mit den Medien zu finden.“Auch stationäre Therapien werden durch die Beratungsstelle vermittelt.
Erwachsene kommen
ebenfalls zur Fachstelle Sucht. Zum Teil fangen sie nach einer Krise, einer Scheidung oder einem Trauerfall an zu spielen. Wenn sie ein gewisses Spiel spielen, werden sie abgelenkt. Dadurch könne ein Kreislauf beginnen, der zum exzessiven Gebrauch oder einer Sucht führt. „Es kann für Einige eine Flucht aus dem echten Leben sein“, sagt Sandra Freese.
Offene Sprechstunde
bei der Fachstelle Sucht in Oldenburg ist jeden Montag von 15.30 bis 17 Uhr in der Ofener Str. 20. Termine mit Sandra Freese gibt es auch nach Vereinbarung unter 0441/36155K60 oder per E-Mail unter fs-sucht-ol@diakonie-ol.de.