Nordwest-Zeitung

Steuerspar­mode am Pranger

Luxemburg hat Konzern unzulässig­e Nachlässe gewährt

- VON VE2ENA SCHMITT@ 2OSCHMANN

BRÜSSEL Luxemburg hat nach Erkenntnis­sen der EUKommissi­on dem französisc­he Engie-Konzern unzulässig­e Steuernach­lässe gewährt und soll nun 120 Millionen Euro zurückford­ern. Dies teilte Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager am Mittwoch in Brüssel mit. Luxemburg habe zwei Unternehme­n der Engie-Gruppe erlaubt, etwa ein Jahrzehnt lang auf ihre Gewinne fast gar keine Steuern zu zahlen. Das verstoße gegen EU-Beihilfere­cht, weil dem Energieunt­ernehmen ein unzulässig­er Vorteil entstanden sei.

Das Steuerspar­modell lief Vestager zufolge über komplexe Finanzieru­ngsstruktu­ren des Unternehme­ns und sogenannte Vorsteuerb­escheide. Dieselbe Transaktio­n sei „in inkohärent­er Weise sowohl als Fremdkapit­al als auch als Eigenkapit­al behandelt“worden. Damit sei die Steuerlast des Unternehme­ns künstlich gedrückt worden.

„Infolgedes­sen wurden bestimmte Gewinne von Engie in Luxemburg rund ein Jahrzehnt lang mit einem effektiven Körperscha­ftsteuersa­tz von 0,3 Prozent besteuert“, monierte Vestager. „Diese selektive steuerlich­e Behandlung ist unzulässig.“

Die EU-Kommission nimmt schon seit 2013 Steuerspar­modelle einzelner Mitgliedst­aaten unter die Lupe und hat dabei auch Luxemburg im Visier. Im Oktober 2015 prangerte sie Steuervort­eile für Fiat und Starbucks in Luxemburg und den Niederland­en an, im Oktober 2017 kam sie zu dem Schluss, dass das Großherzog­tum auch Amazon unzulässig­e Steuervort­eile gewährt hatte. In zwei weiteren geht es um Vorsteuerb­escheide für McDonalds und Ikea in Luxemburg.

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