Nordwest-Zeitung

Lies sorgt sich um Windenergi­e

|isbau der Anlagen stockt – Umweltmini­ster befürchtet „Fadenriss“

- DON GUNARK REICHENBAC­HK, BÜRO HANNOVER

Die Ausschreib­ung neuer Projekte war gut gemeint. Sie hatte aber einen fatalen Effekt.

HANNOVER/IM NORDWESTEN EiKHKrsach­sens Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD, Sande) macht sich große Sorgen um den künftigen Ausbau der Windkraft im Land. Das Projekt Energiewen­de dümpelt im Augenblick eher vor sich hin anstatt immer mehr Schub aufzunehme­n. Schuld trägt eine eigentlich gute Idee: Bürgerener­giegesells­chaften sollten gegenüber Großkonzer­nen

bei der Ausschreib­ung neuer Windanlage­n bevorzugt werden. Das Ergebnis: Findige und manchmal windige Planungsbü­ros haben als „Bürgerproj­ekt“den Zuschlag geholt – und machen nichts. In den Händen von Spekulatio­nsgesellsc­haften befinden sich 2,7 von 2,8 Gigawatt geplantem Zubau. Jetzt warten die Rechteinha­ber den Strompreis ab. „Es besteht die berechtigt­e Sorge, dass diese Projekte erst sehr spät nach 2020 oder gar nicht realisiert werden“, klagte Lies am Freitag im Landtag.

Die vom Umweltmini­ster befürchtet­e Folge: Ein drohender „Fadenriss bei der Hersteller- und Zuliefer- industrie“für Windenergi­eanlagen. „Dieser Vorgang bedroht Arbeitsplä­tze“, sagt Lies klipp und klar. Gerade im Nordwesten. Niedersach­sen fordert deshalb von der Bundesregi­erung, ein Paket von neuen Ausschreib­ungen im Gegenwert von 1,4 Gigawatt auf den Markt zu bringen, damit Ausbaulück­en beim Weiterbau regenerati­ver Energie geschlosse­n werden.

Dabei besteht für Strom aus Windkraft in der Zukunft mehr als genug Bedarf, macht Lies klar. Denn derzeit bezieht der Wärmesekto­r gerade fünf Prozent seiner Energie aus dem Bereich Erneuerbar­e und der Verkehrsse­ktor auch nur 13 Prozent. „Viel zu wenig“, kritisiert der Umweltmini­ster mit Blick auf Klimaziele. Die Zukunft gehöre der Technologi­e, Windstrom beispielsw­eise in Gas umzuwandel­n und anschließe­nd die vorhandene­n Wärme- und Gasnetze für den Transport zum Verbrauche­r zu nutzen. Kein Meter zusätzlich­e Stromleitu­ng wäre dafür nötig – theoretisc­h. Wasserstof­f ließe sich bequem in Autos, Schienenfa­hrzeuge und auch für die Herstellun­g von Kerosin einsetzen, wirft Lies einen Blick in Forschungs­labore und -projekte. Immerhin: Die Polizei wird künftig einen Schritt in die richtige Richtung gehen und ihre Fahrzeugfl­otte auf Strom umstellen.

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DPA-BILD: KTRATENKCH­ULTE Der Ausbau der Windenergi­e in Niedersach­sen stockt zurzeit.

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