Nordwest-Zeitung

Kabinett tüftelt am Haushalt

Kassen gut gefüllt – Milliarden-Bu8geld von VW

- VON RALF E. KRÜGER

HANNOVER Niedersach­sens rot-schwarze Landesregi­erung geht an diesem Wochenende in ihre Haushaltsk­lausur. Dabei geht es um den Haushalt 2019, aber auch um die Verwendung des im Dieselskan­dal gegen VW verhängten Milliarden-Bußgeldes sowie der ersten 500 Millionen Euro, die diese Woche vom Landtag für den Ausbau des schnelles Internets beschlosse­n wurden.

Wie viel Geld schlummert in den Kassen

Vor dem Hintergrun­d einer guten Konjunktur und geringer Arbeitslos­enzahlen sind die Kassen gut gefüllt. Das VW-Bußgeld in Höhe von einer Milliarde Euro erhöht den finanziell­en Spielraum von Finanzmini­ster Reinhold Hilbers (CDU). Nach Schätzunge­n dürften die Steuereinn­ahmen im laufenden Jahr weiter steigen. Der Landeshaus­halt könne für 2018 mit rund 27,6 Milliarden Euro Einnahmen rechnen, hatte Hilbers nach der jüngsten Steuerschä­tzung erklärt. Unter Berücksich­tigung des kommunalen Finanzausg­leichs könne Niedersach­sen 258 Millionen Euro mehr einnehmen als erwartet.

Wie wirkt sich die VW-Milliarde auf die Kasse aus

Die Staatsanwa­ltschaft Braunschwe­ig hatte sie im Dieselskan­dal gegen VW verhängt. Das Geld ging am 18. Juni auf dem Konto der Justizbehö­rde ein, gab Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) im Landtag bekannt. Für die Verwendung gibt es zahlreiche Wünsche. Unklar ist wegen einer möglichen steuerlich­en Berücksich­tigung von Teilen des Bußgeldes aber noch, ob das Land wirklich Zusatzeinn­ahmen in Milliarden-Höhe verbuchen kann. Das Finanzmini­sterium schätzt den Abzug im Fall einer steuerlich­en Berücksich­tigung auf kaum zehn Millionen Euro. „Es wird sehr viel weniger sein als eine Milliarde“, meint der AfD-Finanzexpe­rte Peer Lilienthal. Das Land müsse daher erstmal berechnen, wie viel Geld tatsächlic­h zur Verfügung steht.

Wie will der Finanzmini­ster die Mehreinnah­men verwenden

Dazu ließ er bisher nur wenig durchblick­en. Wichtige Investitio­nen in Digitalisi­erung, Bildung und Sicherheit sollten nun umgesetzt werden, hatte er erklärt. Für 2019 sei ein Großteil der positiven Entwicklun­g bereits in die Eckwerte-Beschlüsse für den Haushalt eingebaut worden. Der Minister muss bei den Planungen aber auch eventuelle Risiken berücksich­tigen – so etwa eine möglicherw­eise fällig werdende Finanzspri­tze für die NordLB. Die Landesbank muss ihr Eigenkapit­al stärken, wenn die Bankenaufs­icht die Anforderun­gen verschärft.

Wie viel Geld fließt in den Schuldenab­bau

Auch diese Frage ist noch offen. Niedersach­sen ist 2018 erstmals seit mehr als 50 Jahren in die Schuldenti­lgung eingestieg­en und hat 100 Millionen Euro abgetragen. Zurzeit ist das Land mit 61,4 Milliarden Euro verschulde­t. Die FDP, aber auch der Steuerzahl­erbund oder die AfD fordern, dass die überrasche­nde VW-Milliarde überwiegen­d oder ganz in den Schuldenab­bau fließt. Spare das Land dauerhaft bei der Zinszahlun­g, ließen sich etwa mehr Richter oder Lehrer einstellen. „Die Landesregi­erung wird mit dem Haushalt 2019 die Verwaltung um mindestens 170 neue Stellen aufgebläht haben; wir erwarten, dass SPD und CDU nun endlich eine Aufgabenkr­itik machen und die zusätzlich­en Stellen wieder abbauen“, forderte Christian Grascha von der FDP.

Wird der Trend zum Steuerplus anhalten

Auch für die kommenden Jahre sagt die Schätzung wachsende Einnahmen voraus. 2019 liegen die Erwartunge­n demnach um 322 Millionen Euro, 2020 um 419 Millionen Euro und 2021 um 498 Millionen Euro über den bisherigen Prognosen. Im Jahr 2022 wird sogar mit einem Plus von 598 Millionen Euro gerechnet.

Fließt mehr Geld in die Modernisie­rung von Schulen und Krankenhäu­ser

Das ist unklar. Tatsache ist, dass etwa die SPD gern mehr günstigen Wohnraum schaffen möchte, während die opposition­ellen Grünen, aber auch der Niedersäch­sische Städte- und Gemeindebu­nd den Ausbau von Radwegen und den öffentlich­en Nahverkehr im Blick haben. Sie fordern zudem einen Abbau der Klimaschul­den und Geld für die Kitaqualit­ät.

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