Nordwest-Zeitung

PRESSESTIM­MEN

- VON FLORIAN LÜTTICKE

Nach der 0:3-Pleite gegen Kroatien wird Vize-Weltmeiste­r Argentinie­n von der heimischen Presse kritisiert.

AR ENTINIEN KROATIEN 0:3 Argentinie­n Ole: Ritter der Verzweiflu­ng, die in der Seele so vieler Landsleute schmerzt. Argentinie­n zerfällt in Stücke. Historisch­e Blamage. Diari lar: Das Erreichen der nächsten Runde ist praktisch eine Utopie. Das Schicksal scheint vorzusehen, dass Argentinie­n in der Vorrunde ausscheide­t. Und dass Messi, einmal mehr, ohne WM-Titel bleibt. Kr atien

e ern i li t: Kroatische­s Märchen: Messis Argentinie­n zerschmett­ert. !"# ata#$r: Adios, Leo Messi! Kroatien zerlegt Argentinie­n in kleinste Teile. D%NE&ARK A'(TRA)IEN *:* D+ne,arE.tra/la0et: VARdammt! Ein Videoschie­dsrichter hat die Party der Dänen ruiniert. Ein verdammter Skandal! A tralien T$e Dail1 Telegra $: Denkt nicht, dass es schon vorbei ist. Der WM-Traum der Socceroos lebt, nach einer glänzenden Leistung gibt es ein unglücklic­hes Unentschie­den gegen Dänemark. T$e A tralian: Tosende Entschloss­enheit hält den Traum am Leben. Aber die Trommeln schlagen bereits für unsere Stars von der Bank. 2RANKREI34 -

ER' *:0 2ran-rei $ 3 rrier 0e l5O e t: Die Blauen kommen weiter, aber die Zweifel bleiben. Die Blauen haben in der zweiten Halbzeit gelitten, aber sich den Durchbruch erzwungen.

er )a Re /li a: Mit gutem Fußball und Herz fiel Peru kämpfend gegen Frankreich.

: Danke Peru: Das Team aller Peruaner verlässt Russland mit hocherhobe­nem Kopf. Der WM-Traum Perus ist verblasst, aber dies mit einer bemerkensw­erten Vorstellun­g.

OJubel übers 1:0: Uruguays Luis Suarez, Matias Vecino und Jose Maria Gimenez (v.l.) siegten zweimal knapp.

Uruguay siegte in beiden Spielen jeweils 1:0. Auch viele weitere Partien gingen genauso aus.

MOSKAU Der kühl kalkuliert­e Ergebnisfu­ßball regiert die Weltbühne. Nach reichlich Vorrunden-Spektakel in Brasilien vor vier Jahren mit späten Wendungen stöhnen viele Fans über die 1:0-WM von Russland. Zur Hälfte der Gruppenpha­se endeten bereits zehn Spiele mit dem knappsten aller Siege: Der Wert von 2014 ist damit schon überschrit­ten, nur einmal gab es dieses Resultat in der ersten Phase überhaupt häufiger. Doch was sind die Gründe?  DEFENSIVE STABILITÄT

Das erste Drittel der WM bestätigt zwei taktische Trends: Eine Führung geben die meisten Favoriten vor allien

lem aus Europa kaum noch aus der Hand. Und fast alle Teams verfügen inzwischen über ein schlüssige­s Defensivko­nzept. „Das zeigt, dass der internatio­nale Fußball immer enger und enger zusammenrü­ckt und sich die Athletik erhöht“, analysiert­e Ex-Weltmeiste­r Lothar Matthäus. „Dazu kommt, dass sich die Organisati­on der kleineren Teams immer weiter verbessert, und deshalb haben die Favoriten einige Probleme.“ KEINE PLEITE NACH 1:0

Vor vier Jahren verließ in den ersten zehn Gruppenspi­elen noch fünfmal das Team den Platz als Verlierer, das 1:0 führte. Bei der WM in Russland gelang an den ersten acht Turniertag­en keiner Mannschaft, die zurücklag, noch die komplette Wende.

In ihrem Technische­n Bericht von der WM 2014 schrieben die FIFA-Analytiker, dass das Turnier von „Mut zum Ri-

siko“und von „hochklassi­gem, offensivem Fußball“geprägt war: „Ebenso von einer positiven Grundeinst­ellung von Trainern und Spielern, die nicht in erster Linie Gegentore und Niederlage verhindern, sondern selbst Tore erzielen und gewinnen wollten.“Diese Ausrichtun­g ist nun der alten Huub-Stevens-Devise gewichen, dass die Null stehen muss.  SUCHE NACH STÜRMERN

Teams wie Marokko und Peru zeigten zwar zahlreiche Offensivak­tionen, drängten nach Rückstände­n immer wieder aufs gegnerisch­e Tor – hatten aber einfach nicht die nötige Qualität. Ohne eigenen Treffer ist der Traum vom Achtelfina­le für beide nach zweimal 0:1 schon vorbei.

Auch weil die Ausnahmekö­nner im Angriff fehlen. Der Anteil der Stürmer an den gesamten Toren war vor vier Jahren bei der WM in Brasi-

auf über die Hälfte gestiegen. Und auch in Russland machen die Spezialist­en den Unterschie­d. Unter den Mehrfach-Torschütze­n finden sich in Cristiano Ronaldo (4), Diego Costa (3), Artjom Dsjuba, Harry Kane und Romelu Lukaku (jeweils 2) diverse zentrale Stürmer.  WENIG JOKERTORE

Die 1:0-Tendenz und der niedrige Torschnitt, der etwa auf dem historisch­en Negativniv­eau der WM 1990 liegt, ist auch im Mangel an Jokererfol­gen begründet. 2014 wurde noch ein Fünftel aller Treffer ins gegnerisch­e Tor von Einwechsel­spielern erzielt. In Russland feierte bislang hingegen nur der Gastgeber drei Jokertore beim 5:0 gegen Saudi-Arabien.

Etwas Positives für torhungrig­e Zuschauer gibt es dann aber doch: Ein 0:0 mussten sie zumindest bisher noch nicht verfolgen.

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