PRESSESTIMMEN
Nach der 0:3-Pleite gegen Kroatien wird Vize-Weltmeister Argentinien von der heimischen Presse kritisiert.
AR ENTINIEN KROATIEN 0:3 Argentinien Ole: Ritter der Verzweiflung, die in der Seele so vieler Landsleute schmerzt. Argentinien zerfällt in Stücke. Historische Blamage. Diari lar: Das Erreichen der nächsten Runde ist praktisch eine Utopie. Das Schicksal scheint vorzusehen, dass Argentinien in der Vorrunde ausscheidet. Und dass Messi, einmal mehr, ohne WM-Titel bleibt. Kr atien
e ern i li t: Kroatisches Märchen: Messis Argentinien zerschmettert. !"# ata#$r: Adios, Leo Messi! Kroatien zerlegt Argentinien in kleinste Teile. D%NE&ARK A'(TRA)IEN *:* D+ne,arE.tra/la0et: VARdammt! Ein Videoschiedsrichter hat die Party der Dänen ruiniert. Ein verdammter Skandal! A tralien T$e Dail1 Telegra $: Denkt nicht, dass es schon vorbei ist. Der WM-Traum der Socceroos lebt, nach einer glänzenden Leistung gibt es ein unglückliches Unentschieden gegen Dänemark. T$e A tralian: Tosende Entschlossenheit hält den Traum am Leben. Aber die Trommeln schlagen bereits für unsere Stars von der Bank. 2RANKREI34 -
ER' *:0 2ran-rei $ 3 rrier 0e l5O e t: Die Blauen kommen weiter, aber die Zweifel bleiben. Die Blauen haben in der zweiten Halbzeit gelitten, aber sich den Durchbruch erzwungen.
er )a Re /li a: Mit gutem Fußball und Herz fiel Peru kämpfend gegen Frankreich.
: Danke Peru: Das Team aller Peruaner verlässt Russland mit hocherhobenem Kopf. Der WM-Traum Perus ist verblasst, aber dies mit einer bemerkenswerten Vorstellung.
OJubel übers 1:0: Uruguays Luis Suarez, Matias Vecino und Jose Maria Gimenez (v.l.) siegten zweimal knapp.
Uruguay siegte in beiden Spielen jeweils 1:0. Auch viele weitere Partien gingen genauso aus.
MOSKAU Der kühl kalkulierte Ergebnisfußball regiert die Weltbühne. Nach reichlich Vorrunden-Spektakel in Brasilien vor vier Jahren mit späten Wendungen stöhnen viele Fans über die 1:0-WM von Russland. Zur Hälfte der Gruppenphase endeten bereits zehn Spiele mit dem knappsten aller Siege: Der Wert von 2014 ist damit schon überschritten, nur einmal gab es dieses Resultat in der ersten Phase überhaupt häufiger. Doch was sind die Gründe? DEFENSIVE STABILITÄT
Das erste Drittel der WM bestätigt zwei taktische Trends: Eine Führung geben die meisten Favoriten vor allien
lem aus Europa kaum noch aus der Hand. Und fast alle Teams verfügen inzwischen über ein schlüssiges Defensivkonzept. „Das zeigt, dass der internationale Fußball immer enger und enger zusammenrückt und sich die Athletik erhöht“, analysierte Ex-Weltmeister Lothar Matthäus. „Dazu kommt, dass sich die Organisation der kleineren Teams immer weiter verbessert, und deshalb haben die Favoriten einige Probleme.“ KEINE PLEITE NACH 1:0
Vor vier Jahren verließ in den ersten zehn Gruppenspielen noch fünfmal das Team den Platz als Verlierer, das 1:0 führte. Bei der WM in Russland gelang an den ersten acht Turniertagen keiner Mannschaft, die zurücklag, noch die komplette Wende.
In ihrem Technischen Bericht von der WM 2014 schrieben die FIFA-Analytiker, dass das Turnier von „Mut zum Ri-
siko“und von „hochklassigem, offensivem Fußball“geprägt war: „Ebenso von einer positiven Grundeinstellung von Trainern und Spielern, die nicht in erster Linie Gegentore und Niederlage verhindern, sondern selbst Tore erzielen und gewinnen wollten.“Diese Ausrichtung ist nun der alten Huub-Stevens-Devise gewichen, dass die Null stehen muss. SUCHE NACH STÜRMERN
Teams wie Marokko und Peru zeigten zwar zahlreiche Offensivaktionen, drängten nach Rückständen immer wieder aufs gegnerische Tor – hatten aber einfach nicht die nötige Qualität. Ohne eigenen Treffer ist der Traum vom Achtelfinale für beide nach zweimal 0:1 schon vorbei.
Auch weil die Ausnahmekönner im Angriff fehlen. Der Anteil der Stürmer an den gesamten Toren war vor vier Jahren bei der WM in Brasi-
auf über die Hälfte gestiegen. Und auch in Russland machen die Spezialisten den Unterschied. Unter den Mehrfach-Torschützen finden sich in Cristiano Ronaldo (4), Diego Costa (3), Artjom Dsjuba, Harry Kane und Romelu Lukaku (jeweils 2) diverse zentrale Stürmer. WENIG JOKERTORE
Die 1:0-Tendenz und der niedrige Torschnitt, der etwa auf dem historischen Negativniveau der WM 1990 liegt, ist auch im Mangel an Jokererfolgen begründet. 2014 wurde noch ein Fünftel aller Treffer ins gegnerische Tor von Einwechselspielern erzielt. In Russland feierte bislang hingegen nur der Gastgeber drei Jokertore beim 5:0 gegen Saudi-Arabien.
Etwas Positives für torhungrige Zuschauer gibt es dann aber doch: Ein 0:0 mussten sie zumindest bisher noch nicht verfolgen.