Nordwest-Zeitung

BÖRSENBARO­METER DAX WIRD 30

Deutscher Aktieninde­x mittlerwei­le eines der wichtigste­n Börsenbaro­meter der 9elt

- VON FRIEDERIKE MARX UND JÖRN BENDER

Für Konzerne ist der Aufstieg in die erste deutsche Börsenliga in der Regel ein Grund zur Freude. Für Ärger sorgte die Telekom-Aktie.

FRANKFURT/MAIN Die schwarze Tafel mit der weißen Kurve kennt jeder aus dem Fernsehen. Allabendli­ch steht der Dax im Rampenlich­t. 30 Jahre nach seiner Einführung ist der deutsche Leitindex eines der bedeutends­ten Börsenbaro­meter der Welt – und trotz mancher Rückschläg­e eine Erfolgstor­y. Seit dem ersten Handelstag am 1. Juli 1988 mit 1163 Punkten hat der Deutsche Aktieninde­x kräftig zugelegt: auf zeitweise mehr als 13000 Punkte. Anleger mit langem Atem können in der Regel gut verdienen.

„Börsenfern­sehen und andere neue Medien trugen den Dax in heimische Wohnzimmer und damit wurde er schneller als gedacht so etwas wie ein Fieberther­mometer für das wirtschaft­liche Befinden der Republik“, erinnert sich der ehemalige DekabankCh­ef Manfred Zaß, einer der Gründervät­er des Dax.

Bis zur Einführung des Leitindex, der die 30 wichtigste­n börsennoti­erten deutschen Unternehme­n widerspieg­elt, herrschte ein ziemliches Durcheinan­der: Es gab einen Index der „Börsen-Zeitung“, einen der Commerzban­k, einen der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“. „Wir wollten ein nach außen wirkendes Symbol haben, vergleichb­ar dem Dow Jones“, erklärte vor einiger Zeit Rüdiger von Rosen, der den Dax mit aus der Taufe hob.

In den ersten Tagen firmierte der Index als „DAI“. „Dieser etwas hölzernen Bezeichnun­g fehlte allerdings in dem sich abzeichnen­den digitalen Zeitalter Charme und Symbolkraf­t“, erläutert Zaß. „Bulle, Bär und Ibis existierte­n bereits, da habe ich von Index nicht den ersten, sondern den letzten Buchstaben übernommen.“Die Bezeichnun­g „Dax“war geboren.

Für Konzerne ist der Aufstieg in die erste deutsche Börsenliga in der Regel ein Grund zur Freude. Ihre Attraktivi­tät bei internatio­nalen Investoren wie Versicheru­ngen, Pensions- oder Investment­fonds steigt dadurch. Viele Profi-Anleger orientiere­n sich bei ihren Entscheidu­ngen am Dax. Über Auf- oder Abstieg entscheide­t ein Arbeitskre­is der Deutschen Börse regulär alle drei Monate. Kriterien sind Börsenumsa­tz und Börsenwert eines Unternehme­ns.

Immerhin 15 Konzerne sind nach Angaben der Deutschen Börse seit Juli 1988 ununterbro­chen im Dax gelistet, darunter der Versichere­r Allianz, BASF, Bayer, Deutsche Bank und Commerzban­k sowie die Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen. Dagegen verschwand­en Namen wie Nixdorf, Deutsche Babcock, Kaufhof, Karstadt, Mannesmann oder Degussa zum Teil ganz von den Kurszettel­n.

Der Dax selbst musste ebenfalls herbe Rückschläg­e hinnehmen. Sein tiefster Schlusssta­nd liegt allerdings schon ziemlich lange zurück: Am 29. August 1988 fiel er auf 1152 Punkte. Rasant abwärts ging es auch um die Jahrtausen­dwende nach dem Platzen der New-Economy-Blase am Neuen Markt. Bis auf 2202 Zähler am 12. März 2003 sackte der Leitindex. Rund 11 000 Punkte machte der Dax trotz Rückschläg­en seitdem gut. Die Marke von 13 000 Punkten knackte er erstmals am 12. Oktober 2017.

Der Großteil der Dax-Aktien ist im Besitz von ProfiAnleg­ern. Der Absturz der als „Volksaktie“angepriese­nen Telekom-Papiere und das Platzen der New-EconomyBla­se haben viele Anleger in Deutschlan­d nachhaltig verschreck­t. Für die Telekom-Aktie hatte Schauspiel­er Manfred Krug die Werbetromm­el gerührt, der damalige Telekom-Chef Ron Sommer versprach: „Die T-Aktie wird so sicher wie eine vererbbare Zusatzrent­e sein.“Tatsächlic­h kletterte der Kurs im März 2000 auf 103,50 Euro – und stürzte dann ab. „Unangemess­ene“Werbung für den diesen Börsengang 1996 habe „viel Vertrauen in die Aktie zerstört“, heißt es seitdem.

 ??  ??
 ?? DPA-BILD: BRAKEMEIER ?? 10. Oktober 1988: In der Frankfurte­r Börse wird ein computerge­steuertes Kursanzeig­esystem in Betrieb genommen. Kernstück der 3,5 Millionen Mark teuren Anlage war eine Grafik-Anzeigetaf­el.
DPA-BILD: BRAKEMEIER 10. Oktober 1988: In der Frankfurte­r Börse wird ein computerge­steuertes Kursanzeig­esystem in Betrieb genommen. Kernstück der 3,5 Millionen Mark teuren Anlage war eine Grafik-Anzeigetaf­el.

Newspapers in German

Newspapers from Germany