Kein Grund für Hamsterkäufe
Vergeltungszölle auf US-Produkte als europäischer Gegenschlag
Im Lebensmittelbereich könnten höhere Preise schon bald spürbar sein. Trump droht schon die nächste Streit-Runde an.
DÜSSELDORF Mit Zöllen auf amerikanische Produkte wie Whiskey, Jeans, Motorräder und Erdnussbutter hat die EU im Handelsstreit mit den USA zurückgeschlagen. Die Vergeltungszölle sind in der Nacht zum Freitag in Kraft getreten. Europäische Verbraucher müssen mit Preiserhöhungen bei einigen US-Produkten rechnen.
US-Präsident Donald Trump reagierte prompt und drohte europäischen Autoherstellern mit Sonderzöllen. Die EU belange die USA, ihre Firmen und Arbeiter seit Langem mit Zöllen und anderen Handelshemmnissen. „Wenn diese Zölle und Barrieren nicht bald eingerissen werden, werden wir 20 Prozent Zoll auf alle ihre Autos erheben, die in die USA kommen“, schrieb er auf Twitter.
Die Europäische Union hatte ihrerseits auf die von Trump verhängten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte reagiert. Bei Importen aus Europa werden in den
USA seit Anfang Juli Zölle in Höhe von 25 Prozent bei Stahl und von zehn Prozent bei Aluminium fällig. Zahlreiche Länder halten die Zölle für nicht vereinbar mit Regeln der Welthandelsorganisation.
Die EU-Zusatzzölle sollen nun in einem ersten Schritt auf jährliche US-Importe im Gegenwert von 2,8 Milliarden Euro erhoben werden. „Wir wollten nicht in diese Lage kommen“, betonte EU-Handelskommissarin Cecilia
Malmström am Mittwoch. Wegen der einseitigen Entscheidung der USA bleibe der EU aber keine andere Wahl. Wenn die USA ihre Zölle zurücknehmen, fielen auch die EU-Maßnahmen weg. Die EU hatte lange durch Gespräche auf allen Ebenen versucht, die Sonderabgaben auf Stahl und Aluminium zu verhindern.
Verbraucher in Deutschland könnten die neuen Zölle auf US-Produkte nach Einschätzung der Außenhandels- vereinigung des deutschen Einzelhandels zumindest teilweise schnell zu spüren bekommen. „Im Lebensmittelbereich könnten höhere Preise schon bald spürbar sein, weil hier die Margen besonders gering sind. Bei der Mode wegen der langfristig vereinbarten Kollektionen etwas später“, sagte AVE-Präsident Matthias Händle. Für Hamsterkäufe gäbe es keinen Anlass.
Wann werden Sie ihr nächstes Motorrad der Marke Harley Davidson, einen Südstaaten-Whiskey oder auch eine original Blue Jeans aus den USA kaufen? Dann werden Sie wohl feststellen, dass das gute Stück teurer geworden ist – um viel mehr als die übliche Teuerungsrate. Denn jetzt greifen kräftige Vergeltungszölle der EU gegen Produkte aus den USA. Sie wurden als Gegenreaktion auf US-Zölle gegen europäische Metall-Importe verhängt.
Damit sind wir also drin in einer verhängnisvollen Abwärts-Spirale. US-Präsident Donald Trump wird weitere Zölle anheben – wahrscheinlich auch auf Autos. Dann wird darauf wieder die EU reagieren. Und so weiter und so fort. Hinzu kommen die ungünstigen indirekten Effekte aus dem Zollstreit zwischen den USA und China.
Unter dem Strich kann es nur Verlierer geben. Das Wachstum der Weltwirtschaft und nationaler Volkswirtschaft wird leiden. Im besonders exportabhängigen Deutschland werden die Prognosen bereits deutlich nach unten korrigiert. Das hat Folgen für alles, was am Wachstum hängt. Verlierer sind aber auch die Verbraucher der beteiligten Staaten. Sie müssen mehr bezahlen, als es bei freiem Handel der Fall wäre. Das ist nicht gut. Wo bleibt der große politische Wurf, der Trump zufriedenstellt?
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