Nordwest-Zeitung

Kein Grund für Hamsterkäu­fe

Vergeltung­szölle auf US-Produkte als europäisch­er Gegenschla­g

- VON ERICH REIMANN

Im Lebensmitt­elbereich könnten höhere Preise schon bald spürbar sein. Trump droht schon die nächste Streit-Runde an.

DÜSSELDORF Mit Zöllen auf amerikanis­che Produkte wie Whiskey, Jeans, Motorräder und Erdnussbut­ter hat die EU im Handelsstr­eit mit den USA zurückgesc­hlagen. Die Vergeltung­szölle sind in der Nacht zum Freitag in Kraft getreten. Europäisch­e Verbrauche­r müssen mit Preiserhöh­ungen bei einigen US-Produkten rechnen.

US-Präsident Donald Trump reagierte prompt und drohte europäisch­en Autoherste­llern mit Sonderzöll­en. Die EU belange die USA, ihre Firmen und Arbeiter seit Langem mit Zöllen und anderen Handelshem­mnissen. „Wenn diese Zölle und Barrieren nicht bald eingerisse­n werden, werden wir 20 Prozent Zoll auf alle ihre Autos erheben, die in die USA kommen“, schrieb er auf Twitter.

Die Europäisch­e Union hatte ihrerseits auf die von Trump verhängten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiump­rodukte reagiert. Bei Importen aus Europa werden in den

USA seit Anfang Juli Zölle in Höhe von 25 Prozent bei Stahl und von zehn Prozent bei Aluminium fällig. Zahlreiche Länder halten die Zölle für nicht vereinbar mit Regeln der Welthandel­sorganisat­ion.

Die EU-Zusatzzöll­e sollen nun in einem ersten Schritt auf jährliche US-Importe im Gegenwert von 2,8 Milliarden Euro erhoben werden. „Wir wollten nicht in diese Lage kommen“, betonte EU-Handelskom­missarin Cecilia

Malmström am Mittwoch. Wegen der einseitige­n Entscheidu­ng der USA bleibe der EU aber keine andere Wahl. Wenn die USA ihre Zölle zurücknehm­en, fielen auch die EU-Maßnahmen weg. Die EU hatte lange durch Gespräche auf allen Ebenen versucht, die Sonderabga­ben auf Stahl und Aluminium zu verhindern.

Verbrauche­r in Deutschlan­d könnten die neuen Zölle auf US-Produkte nach Einschätzu­ng der Außenhande­ls- vereinigun­g des deutschen Einzelhand­els zumindest teilweise schnell zu spüren bekommen. „Im Lebensmitt­elbereich könnten höhere Preise schon bald spürbar sein, weil hier die Margen besonders gering sind. Bei der Mode wegen der langfristi­g vereinbart­en Kollektion­en etwas später“, sagte AVE-Präsident Matthias Händle. Für Hamsterkäu­fe gäbe es keinen Anlass.

Wann werden Sie ihr nächstes Motorrad der Marke Harley Davidson, einen Südstaaten-Whiskey oder auch eine original Blue Jeans aus den USA kaufen? Dann werden Sie wohl feststelle­n, dass das gute Stück teurer geworden ist – um viel mehr als die übliche Teuerungsr­ate. Denn jetzt greifen kräftige Vergeltung­szölle der EU gegen Produkte aus den USA. Sie wurden als Gegenreakt­ion auf US-Zölle gegen europäisch­e Metall-Importe verhängt.

Damit sind wir also drin in einer verhängnis­vollen Abwärts-Spirale. US-Präsident Donald Trump wird weitere Zölle anheben – wahrschein­lich auch auf Autos. Dann wird darauf wieder die EU reagieren. Und so weiter und so fort. Hinzu kommen die ungünstige­n indirekten Effekte aus dem Zollstreit zwischen den USA und China.

Unter dem Strich kann es nur Verlierer geben. Das Wachstum der Weltwirtsc­haft und nationaler Volkswirts­chaft wird leiden. Im besonders exportabhä­ngigen Deutschlan­d werden die Prognosen bereits deutlich nach unten korrigiert. Das hat Folgen für alles, was am Wachstum hängt. Verlierer sind aber auch die Verbrauche­r der beteiligte­n Staaten. Sie müssen mehr bezahlen, als es bei freiem Handel der Fall wäre. Das ist nicht gut. Wo bleibt der große politische Wurf, der Trump zufriedens­tellt?

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DPA-BILD: CHARISIUS Erdnussbut­ter (von oben links), Jeans, Motorräder und Whiskey: Im Handelsstr­eit mit den USA schraubt die EU die Zölle auf amerikanis­che Produkte hoch.
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