Als die erste deutsche „Boy Band“entstand
Premiere ausverkauft – vier weitere ;orstellungen
Am Sonntag feiert das Musikalische Schauspiel „Die Comedian Harmonists“Premiere. Für die Sänger bedeutet das Stück Höchstarbeit.
OLDENBURG Das Wort „Casting“hat erst in den vergangenen Jahren Einzug in den deutschen Sprachgebrauch gehalten. Der Vorgang an sich, nämlich eine schauspielerisch oder gesanglich geeignete Person auszuwählen, war schon vor gut neunzig Jahren üblich. Damals, im Jahre 1927, fand in Berlin nämlich das Casting für die wohl erste deutsche „Boy Band“statt – die „Comedian Harmonists“.
Über ein Zeitungsinserat suchte ein junger Mann andere junge Männer mit „schön klingenden Stimmen für einzig dastehendes Ensemble“. Es war die Geburtsstunde einer der bekanntesten deutschen Gesangsgruppen aller
Zeiten sowie von Gassenhauern wie „Veronika, der Lenz ist da“, „Mein kleiner grüner Kaktus“oder „Ein Freund, ein guter Freund“.
An dieser Stelle setzt auch das Musikalische Schauspiel „Die Comedian Harmonists“nach Gottfried Greiffenhagen ein, das an diesem Samstag Premiere im Uferpalast des Oldenburgischen Staatstheaters hat. Die Aufführung ist zwar fast ausverkauft, aber in dieser Spielzeit gibt es noch vier weitere Vorstellungen. Nach der Sommerpause wird das Stück zudem wiederaufgenommen.
Die Geschichte wird erzählt ab jenem ersten Vorsingen bis hin zur Auflösung der Gruppe durch die Nationalsozialisten. Wobei Dramaturgin Christina Schmidl erklärt, dass der Inhalt gekürzt werden musste: „Es handelt sich um ein fiktives Singspiel, keine historisch getreue Nacherzählung.“Dies liegt einfach darin begründet, dass gerade in den ersten zwei Jahren häufige Wechsel in der Besetzung stattfanden, bis sich
schließlich das berühmte Ensemble zusammengefunden hatte.
Im Gegensatz zu den Sängern des Oldenburgischen Staatstheaters waren die Mitglieder des Vokalensembles nicht alle ausgebildete Sänger, und doch standen bei ihren Proben alle vor dem
gleichen Problem. „Unsere Sänger kämpften genau mit dem, womit auch die Gruppe gekämpft hat, nämlich das perfekte Klangbild zu finden“, erläutert Schmidl.
Auch wenn die Musik sehr eingängig anmutet und vermeintlich leicht zu singen ist, sind die Arrangements der Stücke doch wahnsinnig schwierig und müssen vor allem sehr präzise gesungen werden, um die gewünschte Harmonie zu erzeugen. Hinzu kommt die konditionelle Höchstleistung, die gefordert wird. Denn alle Sänger – Philipp Kapeller, Timo Schabel, Paul Brady, Stephen Foster und Julian Popken – sind fast zwei Stunden permanent im Einsatz.
Neben den Sängern kommt Felix Pätzold zu seinem Schauspieldebüt. Eigentlich einer der Kapellmeister und Repetitoren des Theaters, wurde er aufgrund seiner Fähigkeiten am Klavier als Pianist der Comedian Harmonists, Erwin Bootz, besetzt. Mit einer umfangreichen schauspielerischen Aufgabe tritt Johannes Schuhmacher in rund fünfzehn Rollen auf. Er bildet den Gegenpart zur Gruppe, die natürlich in ihrer Entwicklung auch auf andere Personen trifft, und fungiert einerseits als eine Art Spielmacher, andererseits steht er auch für die verschiedenen Berliner Gesellschaftsschichten der damaligen Zeit.
Dass man die Gruppe im Stück bei den verschiedenen Vorsingen, Proben und Konzertsituationen beobachtet und somit viele der bekannten Originallieder zu hören bekommt, sorgt dafür, dass es eine riesige Szenenanzahl mit vielen Ortswechseln gibt. Dies ist nicht ganz unproblematisch, da ein multifunktionales Bühnenbild erforderlich ist, das an drei Spielstätten auf die jeweiligen Bühnen passen muss. Nach den Aufführungen im Uferpalast wird das Stück ins Haupthaus ziehen und sowohl im Kleinen als auch im Großen Haus gespielt werden. P @ www.staatstheater.9e