Nordwest-Zeitung

Gibt wichtigere Themen als Schreibwei­sen

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Betrifft: „Genderster­nchen in den Duden? – Brauchen wir eine neue Rechtschre­ibung? Pro: „Unausweich­lich“, Ko$$entar von Mathias Fresse und Contra: „Lippenbeke­nntnis“, Ko$$entar vor Anke Brock$eyer, Meinung, 12) *uni und weitere Berichte zu Genderster­nchen

Glückliche­s, gesegnetes Deutschlan­d! Die großen Probleme in Deutschlan­d sind: Soll das Genderster­nchen im Duden geschriebe­n werden, oder wie setze ich die verschiede­nen Geschlecht­er in Sprache um. Wird Deutschlan­d Fußball-Weltmeiste­r?

Altersarmu­t, prekäre Beschäftig­ungsverhäl­tnisse, Bamf-Skandal, marode Infrastruk­tur, Euro-Krise, explodiere­nde Kosten bei staatliche­n Bauvorhabe­n, Pflegenots­tand, Inklusion, Verlust der staatliche­n Kontrolle...

Sind das unsere Probleme? Nein, wenn man sich die Berichters­tattung in den Medien ansieht.

Glückliche­s, gesegnetes Deutschlan­d! Übrigens: Jetzt dürfen Sie auch die verschmäht­en schwarz, rot, goldenen Fahnen hervorhole­n.

Jetzt sind Sie kein Nazi, aber nur bis zum Endspiel!

Rita Wichmann

Wenn es denn im Moment nichts Wichtigere­s gibt als „Genderster­nchen“, dann sei hier einmal die Frage erlaubt:

Wenn ich nun immer ordnungsge­mäß mit Mitarbeite­rin oder Kollegin bezeichnet werde, bekomme ich dann automatisc­h mehr Respekt oder sogar gleichen Lohn? Dann bin ich auch dafür.

Wenn nicht, wozu dann die Aufregung. Es stört mich nicht – ich kann hier natürlich nur für mich selbst sprechen –, wenn ich in die Masse der Kollegen, Mitarbeite­r und Rentner usw. einbezogen wer-

de.

Und wie ist es dann eigentlich mit den Flüssen (männlich)? Der Rhein ist klar. Ist die Mosel dann eine Flüssin?

Und die Sterne (männlich)? Der Mars ist klar. Ist die Venus

dann eine Sternin?

Aber wie gesagt, aus meiner ganz persönlich­en Sicht gibt es wirklich wichtigere Themen.

Gaby Schulze

 ?? DPA-BILD: PEDERSEN ?? Die Leiterin der Dudenredak­tion Kathrin Kunkel-Razum hält in Berlin einen Duden der 27. Auflage in der Hand.
DPA-BILD: PEDERSEN Die Leiterin der Dudenredak­tion Kathrin Kunkel-Razum hält in Berlin einen Duden der 27. Auflage in der Hand.

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