Nordwest-Zeitung

Der No gipfel weis den Weg

Mehr Grenzschut­z und Auffangzen­tren außerhalb der EU wahrschein­lich

- VON DETLEF DREWES, BÜRO BRÜSSEL

Zwölf nder waren in r ssel nicht dabei. Ein Abschlussd u ent gab es auch nicht. Aber eine Marschrich­tung scheint festzusteh­en.

RÜSSEL Bei einem Sondertref­fen von 16 Staats- und Regierungs­chefs am Sonntag in Brüssel zeichnete sich ab, dass mehr Grenzschut­z und Auffangzen­tren für Migranten von vielen favorisier­t werden. Nur Italien will das geltende Recht vollständi­g abschaffen.

ie deutsche Kanzlerin Angela Merkel (C U) gab sich entschloss­en: keine „europäisch­e Lösung an diesem Sonntag“und auch nicht beim regulären EU-Gipfeltref­fen Ende der Woche in Brüssel. Aber schon in den kommenden Tagen wolle man versuchen, Absprachen mit anderen Regierunge­n zu treffen, um das Weiterwand­ern von Flüchtling­en in die Bundesrepu­blik zu begrenzen. Kein Wort über

den Streit mit ihrem Innenminis­ter Horst Seehofer und seiner CSU. as blieb an diesem Sonntag anderen überlassen.

„Es geht hier nicht um die Rettung einer Kanzlerin oder die Frage, ob Angela Merkel nächste Woche noch Regierungs­chefin ist“, sagte der luxemburgi­sche Premiermin­ister avier Bettel. „Es geht um eine europäisch­e Lösung in der Asylpoliti­k.“Und auch der österreich­ische Kanzler Sebastian Kurz erklärte ausdrückli­ch, er wolle sich „nicht in den innerdeuts­chen Streit einmischen“.

Obwohl am Sonntag keine Beschlüsse gefasst und keine Abschlusse­rklärung verfasst wurden, so herrschte doch durchaus erste Einigkeit. er EU-Küsten- und Grenzschut­z soll drastisch ausgebaut und personell aufgestock­t werden. ie Rede ist von 10 000 Beamten bis 2020.

Immer größere Kreise zieht auch die Idee neuer Auffangzen­tren, in denen Zuwanderer registrier­t und geprüft werden sollen. Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron war einer der wenigen,

der dabei an die europäisch­en Werte erinnerte: „ iese Werte haben uns geformt und jedes Mal, wenn wir sie verraten haben, haben wir Schlimmere­s verursacht“, betonte er. Aber er sagte auch: „ ie illegale Migration muss reduziert werden auf humane Weise und methodisch“. Macron und der neue spanische Ministerpr­äsident Pedro Sanchez denken dabei an Einrichtun­gen, die innerhalb der EU aufgebaut werden. Flüchtling­e mit dort bestätigte­m AsylAnspru­ch sollten dann in die Mitgliedst­aaten weiterreis­en dürfen.

ie meisten anderen Staatenlen­ker bevorzugen das Modell von Kanzler Kurz, der solche Zentren in den nordafrika­nischen Staaten sowie den Balkanländ­ern installier­en will. orthin sollen alle Migranten, nicht nur die auf Hoher See geretteten, gebracht werden also außerhalb der Union. er Türkei- eal gilt dabei als Blaupause. as heißt: ie Partnerreg­ierungen der Gemeinscha­ft bekommen Gelder, um bei sich Auffangzen­tren zu errichten und zu

betreiben, die den humanitäre­n und Menschenre­chtsstanda­rds der UN entspreche­n. Eine Idee, die unerwartet­e Unterstütz­ung erhielt: Am Sonntag traf in Brüssel ein Schreiben des UN-Hochkommis­sars für Flüchtling­e, Filippo Grandi, ein, wie Luxemburgs Premier Bettel bestätigte. Er bot an, diese Einrichtun­gen unter der Verantwort­ung der UN zu betreiben.

ass das nicht reicht, machte vor allem Italiens Premier Giuseppe Conte klar: ie ublin-Regelung, nach der ein Migrant in dem Land seinen Asylantrag stellen muss, in dem er zuerst die Gemeinscha­ft betreten hat, müsse „komplett überwunden werden“, sagte er. Sein ZehnPunkte-Plan läuft ebenfalls auf Transitzen­tren für illegale Migranten hinaus, Wirtschaft­sflüchtlin­ge ohne Asylanspru­ch will Rom auf die Mitgliedst­aaten verteilen. Am onnerstag wird weiter beraten zusammen mit den Staats- und Regierungs­chef der zwölf Länder, die in Brüssel fehlten.

KOMMENTAR SEITE 4

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DPA-BILD: WIJNGAERT Bereit zum Gipfel: Angela Merkel, Pedro Sanchez, Ministerpr­äsident von Spanien, Andrej Plenkovic, Ministerpr­äsident von Kroatien, Xavier Bettel, Premiermin­ister von Luxemburg (von links)

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