Hotel wichtiger als das Ziel
Stefanie Berk ist Vorsitzende der Geschäftsführung bei der Thomas Cook Touristik.
FRAGE: Zrau Berk, Sie sagen, Hotels locken mittlerweile mehr als die Reiseziele sel st. War das nicht schon immer so?
BERK: Bei den Clubkonzepten wie Aldiana war das in der Tat so. Da ist es oft egal, ob der Club in Zypern oder Spanien liegt. Es war in Teilen auch schon im Familiensegment so, obwohl im Reisebüro oft noch nicht so beraten wird – man fängt doch mit der Destination an, während das für viele Gäste sekundär ist. Und jetzt sehen wir es als breites Phänomen, dass die Gäste erst auf das Hotelkonzept gucken und sich fragen, ob das zum eigenen Lebensstil passt. Das ist ein Stück weit ein Paradigmenwechsel. Unsere individuellen Konzepte für bestimmte Zielgruppen sollen darauf die Antwort sein. FRAGE: Wie schwierig ist es, solche Gruppen einzuteilen? Ist das nicht immer in Bewegung? BERK: Ja. Aber alle erfolgreichen Hotelmarken entwickeln sich ja auch stetig weiter. Nehmen wir mal Club Med, die haben sich in ihren mehr als 50 Jahren extrem gewandelt. Bestimmte Dinge waren mal in, zum Beispiel Hüttendörfer, heute ist es eher FünfSterne-Hotellerie. Man muss die Konzepte stetig weiterentwickeln. FRAGE: Sie sagen, der Gast will sich im Hotel wie zu Hause fühlen. Warum eigentlich? BERK: Die meisten Menschen leisten sich im Urlaub gern ein bisschen mehr, als sie zu Hause haben – und lassen sich dann sogar von ihrem Ferienhotel inspirieren für die Einrichtung zu Hause. Die Regenwaldduschen z.B. gab es zuerst in Hotels, mittlerweile gibt es die in ganz vielen Privathäusern. Früher waren die Leute eher bereit, bei der Ferienunterkunft einen Rückschritt in Kauf zu nehmen, heute ist es genau umgekehrt. Da will man im Urlaub im Hotel nicht auf Komfort verzichten. FRAGE: Ist es nicht langweilig, wenn sich im Urlau alles nur um das Hotel dreht? BERK: Viele unserer Konzepte greifen die Charakteristika der Region auf. Die Gäste wollen schon spüren, wo sie sind. Im Casa Cook auf Rhodos gibt es deshalb typisches griechisches Essen und lange Tische, an denen man sich die Vorspeisen-Meze teilt. Wir sind deshalb in der Auswahl der Hotels sehr sorgsam, weshalb es beim Ausbau - etwa bei Casa Cook - manchmal länger dauert als bei anderen Hotelmarken. Die Location muss stimmen, das ganze Drumherum, der Hotelpartner, der für die Philosophie des Hauses brennt.