Nordwest-Zeitung

Hotel wichtiger als das Ziel

- VON PHILIPP LAAGE

Stefanie Berk ist Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung bei der Thomas Cook Touristik.

FRAGE: Zrau Berk, Sie sagen, Hotels locken mittlerwei­le mehr als die Reiseziele sel st. War das nicht schon immer so?

BERK: Bei den Clubkonzep­ten wie Aldiana war das in der Tat so. Da ist es oft egal, ob der Club in Zypern oder Spanien liegt. Es war in Teilen auch schon im Familiense­gment so, obwohl im Reisebüro oft noch nicht so beraten wird – man fängt doch mit der Destinatio­n an, während das für viele Gäste sekundär ist. Und jetzt sehen wir es als breites Phänomen, dass die Gäste erst auf das Hotelkonze­pt gucken und sich fragen, ob das zum eigenen Lebensstil passt. Das ist ein Stück weit ein Paradigmen­wechsel. Unsere individuel­len Konzepte für bestimmte Zielgruppe­n sollen darauf die Antwort sein. FRAGE: Wie schwierig ist es, solche Gruppen einzuteile­n? Ist das nicht immer in Bewegung? BERK: Ja. Aber alle erfolgreic­hen Hotelmarke­n entwickeln sich ja auch stetig weiter. Nehmen wir mal Club Med, die haben sich in ihren mehr als 50 Jahren extrem gewandelt. Bestimmte Dinge waren mal in, zum Beispiel Hüttendörf­er, heute ist es eher FünfSterne-Hotellerie. Man muss die Konzepte stetig weiterentw­ickeln. FRAGE: Sie sagen, der Gast will sich im Hotel wie zu Hause fühlen. Warum eigentlich? BERK: Die meisten Menschen leisten sich im Urlaub gern ein bisschen mehr, als sie zu Hause haben – und lassen sich dann sogar von ihrem Ferienhote­l inspiriere­n für die Einrichtun­g zu Hause. Die Regenwaldd­uschen z.B. gab es zuerst in Hotels, mittlerwei­le gibt es die in ganz vielen Privathäus­ern. Früher waren die Leute eher bereit, bei der Ferienunte­rkunft einen Rückschrit­t in Kauf zu nehmen, heute ist es genau umgekehrt. Da will man im Urlaub im Hotel nicht auf Komfort verzichten. FRAGE: Ist es nicht langweilig, wenn sich im Urlau alles nur um das Hotel dreht? BERK: Viele unserer Konzepte greifen die Charakteri­stika der Region auf. Die Gäste wollen schon spüren, wo sie sind. Im Casa Cook auf Rhodos gibt es deshalb typisches griechisch­es Essen und lange Tische, an denen man sich die Vorspeisen-Meze teilt. Wir sind deshalb in der Auswahl der Hotels sehr sorgsam, weshalb es beim Ausbau - etwa bei Casa Cook - manchmal länger dauert als bei anderen Hotelmarke­n. Die Location muss stimmen, das ganze Drumherum, der Hotelpartn­er, der für die Philosophi­e des Hauses brennt.

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DPA-BILD: THOMAS COOK

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