Nordwest-Zeitung

Neymars Theater nervt Brasiliane­r

Superstar sorgt mit egozentris­chem Auftreten für Kopfschütt­eln in eimat

- VON NILS BASTEK

SOTSCHI Neymar, Neymar, Neymar. Selbst wenn andere besser spielen, dreht sich bei den Brasiliane­rn fast alles um den teuersten Spieler der Welt. Sein körperlich­er Zustand nach der langen Verletzung­spause ist bei der WM in Russland ein Dauerthema. Hinzu kommt nun sein nächster egozentris­cher Auftritt beim 2:0-Erfolg im zweiten Gruppenspi­el gegen Costa Rica. Neymar provoziert­e, diskutiert­e, machte ein Tor und weinte nach dem Abpfiff. Dabei ging unter, dass eigentlich Philippe Coutinho vom FC Barcelona der bisher beste Spieler der Seleção bei diesem Turnier ist.

Neymar aber überlagert alles, was mittlerwei­le sogar einige Kommentato­ren in seiner Heimat stört. „Sein Problem ist kein physisches. Es ist der Kopf“, schrieb die Sportzeitu­ng „Lance“. „Es ist nicht so, dass Neymar der einzige Spieler ist, der versucht, den Schiedsric­hter zu täuschen. Aber alles hat eine Grenze. Und Neymar hat seine bereits überschrit­ten!“Der Videoschie­dsrichter hatte verhindert, dass der Unparteiis­che Björn Kuipers auf eine Schwalbe des 26-Jährigen (79. Minute) hereinfiel.

Nach hauchzarte­m Kontakt von Giancarlo Gonzalez war der Angreifer von Paris Saint-Germain im Strafraum wie eine sich langsam senkende Bahnschran­ke zu Boden Braucht die große Show: Neymar

gefallen. Auch Trainer Tite störte das ständige Lamentiere­n. Verzichten wird er auf seinen Superstar aber auch im abschließe­nden Gruppenspi­el gegen Serbien am Mittwoch nicht. Denn trotz aller Egozentrik und Theatralik ist die außergewöh­nliche Klasse Neymars unbestritt­en. In Erinnerung von diesem Spiel bleiben aber vor allem seine Diskussion­en und Schwalben. Und die Tränen am Ende.

Reden wollte er darüber nicht. Stattdesse­n rechtferti­gte er sich im Anschluss an die Partie via Instagram. „Nicht alle wissen, was ich durchgemac­ht habe, um es hierhin zu schaffen. Sprechen können sogar Papageien, aber machen können nur die wenigsten“, schrieb er. „Die Tränen kamen aus Freude, Ehrgeiz, Kampfgeist und wegen der Lust am Gewinnen. In meinem Leben waren die Dinge nie einfach.“Neben den Worten postete er ein großes Foto von sich, auf dem er mit Tränen in den Augen in den Himmel schaut.

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AP-BILD: SOHN

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