Nordwest-Zeitung

Oldtimer-Corvette weckt Erinnerung­en

Sigrid Zibell besitzt eine C3 von 1979 – und möchte damit endlich wieder fahren

- VON ELLEN KRANZ

Rund vier Jahre stand das Fahrzeug in der Garage. Jetzt möchte die 65-Jährige sich ihren größten Wunsch erfüllen und mit ihrem Auto zu einem Treffen in Ostfriesla­nd fahren.

SANDE „Ich möchte wieder mit meiner Corvette fahren.“Sigrid Zibell steht auf dem großen Parkplatz neben ihrem Haus in Sande in Friesland. Die schwarze Corvette blitzt und blinkt in der Sonne. An den vier leicht rostigen Chromfelge­n ist jeweils ein Totenkopf mit rot funkelnden Steinchen in den Augen angebracht.

Katze Hanna streicht umher, springt auf den Beifahrers­itz und schnurrt selig. Neben dem Rückspiege­l baumelt eine Elvis-Figur. Die tiefroten Ledersitze sind noch original, haben Patina. Das ebenfalls rote Lenkrad ist abgegriffe­n – authentisc­h.

„Mein Mann ist im Winter gestorben – er hat sich immer um das Auto gekümmert. Ich habe von Technik leider keine Ahnung“, sagt Sigrid Zibell. 2003 hat sie den Wagen gekauft. Der Vorbesitze­r kommt aus der Nähe von Leipzig.

„Ich habe die Corvette ersteigert“, erzählt die 65-Jährige. Um 1,23 Euro überbot sie einen Händler. Rund 8300 Euro zahlte sie damals für die Corvette. Nun steht die C3 seit mindestens vier Jahren in der Garage.

Zeitgemäße Änderungen

„Ich will fahren, ohne Angst zu haben, dass ich liegen bleibe“, sagt Sigrid Zibell und blickt auf ihr Gefährt. Mit lautem Brummen springt der amerikanis­che Sportwagen noch an. „Das Auto bedeutet mir viel und drückt die Gemeinsamk­eit mit meinem Mann aus“, sagt sie leise. „Wir waren zusammen auf vielen US-Car-Treffen – das war eine tolle Zeit“, meint sie und fügt fast flüsternd hinzu: „Das fehlt mir sehr.“

Hier kommt das H-Team von der und der Handwerksk­ammer ins Spiel. „Wir haben hier ein Corvette mit einer Erstzulass­ung von 1979 – einen klassische­n Oldtimer“, sagt Kfz-Gutachter Thorsten Klang. Und: „Es ist ein TargaModel­l, also mit abnehmbare­m Dach.“Soweit erkennbar sei sie im Originalzu­stand. „Die Veränderun­gen, die vorgenomme­n wurden, sind zeitgenöss­isch.“Das bedeute, dass es die Ersatzteil­e auch 1979 schon gegeben habe. „Somit könnte sie ein HKennzeich­en bekommen“, weiß der 57-Jährige.

Sehr lange gestanden

„Das Problem ist, dass das Auto lange Zeit nur gestanden hat“, sagt Thorsten Klang. Somit habe es sogenannte Standzeits­chäden. „Diese müssen behoben werden.“Der H-Team-Experte schaut sich zunächst die Papiere an und kontrollie­rt den Kühlwasser­stand. „Da fehlte etwas Wasser, das habe ich aufgefüllt“, sagt er. Auch das Motoröl checkt er und schaut sich den Innenraum an. „Die Embleme habe ich alle direkt in Amerika bestellt“, sagt Sigrid Zibell stolz und zeigt auf das Lenkrad. Der Gutachter ergänzt: „Das Auto hat als Aufbau eine Kunststoff­karosserie

– die kann nicht rosten.“

Sigrid Zibell schwelgt in Erinnerung­en. „Mit meinem verstorben­en Mann war ich viel unterwegs.“Das Auto bedeute auch Erinnerung an ihn. „Wir haben uns damals viel in der Szene bewegt, waren in einem US-Car-Club und sind zu Treffen bis nach Österreich oder Holland gefahren“, erzählt sie.

Plötzlich wirkt Thorsten Klang kurz unruhig. Der Ver- gaser ist undicht. Kraftstoff tritt aus und breitet sich oben auf den Zylinderkö­pfen aus. „Wir können den Wagen nicht mehr laufen lassen – schlimmste­nfalls könnte er anfangen zu brennen“, sagt der Experte. „Das muss dringend gemacht werden.“

Und wie hoch ist der geschätzte Schadensau­fwand? „Eine Vergaserre­paratur mit Dichtsatz kostet um die 400 bis 500 Euro“, schätzt er.

Bremsanlag­e prüfen

Auch die Bremsanlag­e müsste überprüft werden. „Das kostet je nach Aufwand zwischen 700 und 800 Euro“, sagt er. Außerdem müsste die Corvette auf eine Hebebühne, um sie von unten zu inspiziere­n, rät der Experte. Trotzdem: „Das Auto hat eine gute Grundsubst­anz“, sagt Thorsten Klang, der den Wert des Autos auf 15000 bis 20000 Euro schätzt. Die Einschätzu­ng und das Erstellen der Reparaturl­iste durch das H-Team sind für die -Leser kostenlos. An den Reparatur- und Materialko­sten beteiligt sich die zudem mit 200 Euro. „Ich lasse das auf jeden Fall machen“, sagt Sigrid Zibell. „Ich will das Auto ja wieder fahren – das macht ja auch Spaß“, sagt sie und lacht. „Mein größter Wunsch im Moment ist es, Mitte Juli zu einem Treffen in Ostfriesla­nd zu fahren. Da kenne ich noch ein paar Leute. Das wäre toll.“

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BILD: MARTIN REMMERS Checken gemeinsam die Oldtimer-Corvette: Kfz-Gutachter Thorsten Klang und Besitzerin Sigrid Zibell besprechen in Ruhe alle Fakten.
 ?? BILD: MARTIN REMMERS ?? Authentisc­her Kitsch: Eine Elvis-Figur hängt neben dem Rückspiege­l der Corvette.
BILD: MARTIN REMMERS Authentisc­her Kitsch: Eine Elvis-Figur hängt neben dem Rückspiege­l der Corvette.
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BILD: REMMERS Schaurig schön: An den vier Felgen ist je ein Totenkopf angebracht

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