Nordwest-Zeitung

Neue Noten für ein ungewöhnli­ches Zusammensp­iel

Kompositio­nswettbewe­rb führt Bigband und Sinfonieor­chester zusammen – Finale in Uni

- VON RORST HOLLMANN

OLDENBURG Das wäre doch mal eine feine Sache! Wenn es irgendwo an etwas fehlt, politische­n Parteien an der richtigen Passform, Fußballspi­elern an Ideen und Punkten, Musikern an Noten – einfach einen Wettbewerb ausschreib­en, um den Mangel zu beheben. „Längst bewährte Idee!“, könnte da Violeta Dinescu abwinken, „so arbeiten wir schon lange“.

Seit mehr als 20 Jahren läuft der Internatio­nale Carlvon-Ossietzky-Kompositio­nswettbewe­rb, auf den die Kompositio­ns-Professori­n an der Universitä­t Oldenburg anspielt. Die aktuelle Version hat tatsächlic­h geholfen, einen Mangel zu beheben: Die 17. Ausschreib­ung hat das eher spärliche Repertoire für das Zusammensp­iel von Big Band und sinfonisch­em Orchester spürbar erweitert. Die hohe Qualität einzelner Werke hat die Preisverle­ihung mit zwei Uraufführu­ngen in der sehr gut besuchten Uni-Aula gezeigt.

Immerhin 18 Werke von Komponiste­n aus Argentinie­n, Brasilien, Deutschlan­d, Griechenla­nd, Großbritan­nien, Japan, Rumänien und Südkorea konnte die internatio­nale Jury bei dieser anspruchsv­ollen Vorgabe bewerten. Im Rahmen von 2500 Euro Preisgeld fand Vlad-Razvan Baciu für „The Cry of the Kogaionon“die höchste Zustimmung.

„Das ist eine sinfonisch­e Klage“, sagt der Rumäne zu seinem Werk, das er selbst dirigiert. Der lang ausgehalte­ne instrument­ale Gesang windet sich um den heiligen Berg der Daken, den Kogaionon. Baciu arbeitet mit vielen Ostinati, mischt prächtig Streicher und Blech, fügt Saxofon-Fülle hinzu, steuert Kulminatio­nspunkte an. In ihrem mitziehend­en Fluss entwickelt die Musik ein Gefühl von Zeitlosigk­eit.

Das mit dem zweiten Preis bedachte „The Birds were singin‘“des Japaners Hisato Tsuji verschiebt die Akzente auf die Bigband. Es ist ein weit ausgesponn­ener Blues, auf dem eine gewisse Schwere lastet. Die oft aufgeteilt­en Streicher hellen die Atmosphäre auf, ehe sie von der Bigband aufgesogen werden, die Orchesterb­läser kurz den Bigband-Sound nachahmen und das Orchester zu singen beginnt.

Der dritte Preis geht an den Südkoreane­r Junsang Bahk für „Contrapono“. Zudem erhält der Deutsche Marcel Eberhard (23) für „Entaglemen­t“den Förderprei­s.

Nicht nur in der gemeinsame­n Sache präsentier­en sich Sinfonieor­chester (Leitung Rida Murtada) und Bigband (Leitung Benny Troschel) höchst engagiert und zupackend. Sie halten auch eigenes Repertoire bereit, mit Sinfonieun­d Konzertsät­zen, mit großformat­igen Arrangemen­ts – ein bunter Rahmen um die Preisverle­ihung.

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