Nordwest-Zeitung

Kleine Bäume kommen groß heraus

Ausstellun­g weckt Interesse an Bonsais – „Auch heimische Pflanzen geeignet“

- VON ARNE HASCHEN

OLDENBURG Beim Wort „Bonsai“weiß fast jeder, dass kleine Zierbäume gemeint sind, die in Schalen wachsen. Genau das ist die Bedeutung des japanische­n Begriffs: „Anpflanzun­g in der Schale“.

Dass es bei Bonsais um weitaus mehr geht als Büroschmuc­k für gestresste Abteilungs­leiter, erfuhren Besucher am Samstag und Sonntag im Botanische­n Garten. Der Regionalve­rband „Bonsai im Norden“hatte eingeladen, sich die kleinen Bäume einmal genau anzusehen und im Gespräch zu erfahren, was den Reiz des Hobbys ausmacht.

„Bonsai ist auch mit heimischen Pflanzen oder Ware aus einer Baumschule möglich“, erklärte Hubert Wübbeler vom Bonsai-Arbeitskre­is Oldenburg. „Diese noch ungestalte­ten ,Rohlinge‘ können durchaus auch älter sein.“Was vor allem für diejenigen interessan­t sein dürfte, die keine teuren Pflanzen aus Asien kaufen oder trotz aller erforderli­chen Geduld nicht

viele Jahre warten wollen, bis aus einem kleinen Setzling ein erkennbare­r Baum gewachsen ist.

Findige Bonsai-Fans suchen ihre Rohlinge laut Wübbeler aber nicht nur vor der Haustür: „In Österreich zum Beispiel wachsen im Gebirge in großer Höhe Kiefern, die von Natur aus schon sehr gedrungen sind.“

Wie schafft man es, dass ein Bonsai in Form und Proportion­en

die Miniatur eines großen Baumes wird? Wübbeler: „Durch Biegen oder Abspannen der Zweige und durch vorübergeh­endes sogenannte­s ,Drahten‘ wird ein Baum optisch gealtert und bekommt dann zum Beispiel hängende Zweige, die große Bäume erst mit entspreche­ndem Alter zeigen.“Das garantiere optimalen Lichteinfa­ll sowie gleichmäßi­ges Wachstum der Blätter. Gezieltes Be- schneiden und Entfernen der Triebe sorge dafür, dass die Zweige im Verhältnis zum Stamm dünn bleiben.

Bis es soweit ist, vergeht in der Regel viel Zeit. Was macht den Reiz aus, sich über lange Jahre hinweg mit den kleinen Bäumen zu beschäftig­en? Viele Bonsais haben immerhin mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel. „Es gibt dieses bekannte Zitat: Der Weg ist das Ziel. So verhält es sich auch mit Bonsais“, meint Wübbeler. „Man muss Geduld haben, aber die wird auch belohnt.“Man eigne sich bei Bonsais automatisc­h viele Kenntnisse über Natur und Garten an und erlebe das Wachstum der Pflanze sehr direkt.

Tipps erhielten Neueinstei­ger zwar auch online; Wübbeler rät trotzdem zum Gespräch vor Ort: „Es ist nicht einfach, wenn man komplett neu ist. Im Arbeitskre­is helfen wir uns untereinan­der; nicht nur mit Gesprächen, sondern auch mit Ablegern oder Material. Wir suchen Ergebnisse in der Gemeinscha­ft.“

Mehr Infos unter www.bonsai-im-norden.org

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BILD: ARNE HASCHEN Klein, aber fein: Viele Jahre wachsen Bonsais, bis sie die richtigen Proportion­en aufweisen.

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