Handwerker heiß begehrt
Kunden müssen sich auf längere Wartezeiten einstellen
200 000 Betriebe stehen bald vor einem Generationswechsel. Nicht alle Unternehmen können fortgeführt werden.
OLDENBURG/LEER/BERLIN Wer einen Handwerker benötigt, muss sich auf lange Wartezeiten einstellen. „Das ist eine bundesweite Entwicklung, die fast alle Bereiche des Handwerks betrifft“, sagte Heiko Henke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Oldenburg. Im Oldenburger Land berichten Kunden, dass es kaum noch möglich sei, Handwerker für Kleinaufträge zu finden.
So seien im Baugewerbe im Schnitt die Kapazitäten eines Betriebes für 12,9 Wochen ausgelastet. Im Ausbauhandwerk sind es 11,7 Wochen. Das geht aus einer Frühjahrsumfrage unter den Betrieben der Handwerkskammer hervor. Maurer und Betonbauer seien im Schnitt für 15,9 Wochen und Dachdecker 9,5 Wochen ausgelastet. Bei den Elektrotechnikern sind es 14,8 Wochen, bei Malern und Lackierern 14,6 Wochen, so Henke.
Laut Bernd Krauledat von der Agentur für Arbeit Emden/Leer sei die Problematik der Fachkräftemangel. Vor allem Tischler, Maurer und Straßenbauer werden im Bereich Emden/ Leer gesucht. Doch auch im Tief- und Hochbau seien einige Stellen frei. „Da fehlen uns einfach die Leute.“
Im Bezirk der Agentur für Arbeit Oldenburg/Wilhelmshaven seien zum Beispiel im Bereich Hochbau 127 freie Arbeitsstellen gemeldet, erläuterte die Sprecherin Claudia Zimmermann. 102 Personen seien hingegen in dem Bereich arbeitslos gemeldet. Darüber hinaus kommt auf 1,5 gemeldete Ausbildungsstellen ein Bewerber.
Das Problem „wird sich noch verschärfen“, sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer. Rund 200000 Betriebe mit rund einer Million Mitarbeitern stünden in den kommenden fünf bis sechs Jahren vor einem Generationswechsel. Er äußerte die Befürchtung, „dass nicht alle Betriebe fortgeführt werden“, und begründete dies mit Nachwuchsmangel. Nach seinen Angaben könnte die Branche derzeit „200000 bis 250 000 zusätzliche Handwerker sehr gut in den Betrieben unterbringen“.
„Der Generationswechsel ist nichts Neues“, sagte Detlef Greek, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Leer/ Wittmund. Laut Greek konnten unter anderem Bäcker, Fleischer und Frisöre vermehrt keine Nachfolger finden. „Da haben wir schon einen Rückgang von Betrieben.“Der Geschäftsführer rät, schon viel früher einen geeigneten Nachfolger zu suchen.
„Das Problem wird sich noch verschärfen“HANS PETER WOLLSEIFER, PRÄSIDENT DES ZENTRALVERBANDS DES DEUTSCHEN HANDWERKS