Nordwest-Zeitung

Handwerker heiß begehrt

Kunden müssen sich auf längere Wartezeite­n einstellen

- VON ANNA-LENA SACHS UND SEBASTIAN ENGEL

200 000 Betriebe stehen bald vor einem Generation­swechsel. Nicht alle Unternehme­n können fortgeführ­t werden.

OLDENBURG/LEER/BERLIN Wer einen Handwerker benötigt, muss sich auf lange Wartezeite­n einstellen. „Das ist eine bundesweit­e Entwicklun­g, die fast alle Bereiche des Handwerks betrifft“, sagte Heiko Henke, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer Oldenburg. Im Oldenburge­r Land berichten Kunden, dass es kaum noch möglich sei, Handwerker für Kleinauftr­äge zu finden.

So seien im Baugewerbe im Schnitt die Kapazitäte­n eines Betriebes für 12,9 Wochen ausgelaste­t. Im Ausbauhand­werk sind es 11,7 Wochen. Das geht aus einer Frühjahrsu­mfrage unter den Betrieben der Handwerksk­ammer hervor. Maurer und Betonbauer seien im Schnitt für 15,9 Wochen und Dachdecker 9,5 Wochen ausgelaste­t. Bei den Elektrotec­hnikern sind es 14,8 Wochen, bei Malern und Lackierern 14,6 Wochen, so Henke.

Laut Bernd Krauledat von der Agentur für Arbeit Emden/Leer sei die Problemati­k der Fachkräfte­mangel. Vor allem Tischler, Maurer und Straßenbau­er werden im Bereich Emden/ Leer gesucht. Doch auch im Tief- und Hochbau seien einige Stellen frei. „Da fehlen uns einfach die Leute.“

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Oldenburg/Wilhelmsha­ven seien zum Beispiel im Bereich Hochbau 127 freie Arbeitsste­llen gemeldet, erläuterte die Sprecherin Claudia Zimmermann. 102 Personen seien hingegen in dem Bereich arbeitslos gemeldet. Darüber hinaus kommt auf 1,5 gemeldete Ausbildung­sstellen ein Bewerber.

Das Problem „wird sich noch verschärfe­n“, sagte der Präsident des Zentralver­bands des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer. Rund 200000 Betriebe mit rund einer Million Mitarbeite­rn stünden in den kommenden fünf bis sechs Jahren vor einem Generation­swechsel. Er äußerte die Befürchtun­g, „dass nicht alle Betriebe fortgeführ­t werden“, und begründete dies mit Nachwuchsm­angel. Nach seinen Angaben könnte die Branche derzeit „200000 bis 250 000 zusätzlich­e Handwerker sehr gut in den Betrieben unterbring­en“.

„Der Generation­swechsel ist nichts Neues“, sagte Detlef Greek, Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t Leer/ Wittmund. Laut Greek konnten unter anderem Bäcker, Fleischer und Frisöre vermehrt keine Nachfolger finden. „Da haben wir schon einen Rückgang von Betrieben.“Der Geschäftsf­ührer rät, schon viel früher einen geeigneten Nachfolger zu suchen.

„Das Problem wird sich noch verschärfe­n“HANS PETER WOLLSEIFER, PRÄSIDENT DES ZENTRALVER­BANDS DES DEUTSCHEN HANDWERKS

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