Nordwest-Zeitung

Widerstand gegen Eintritt für Notaufnahm­e

Patientens­chützer weist Vorschlag der Kassenärzt­e zurück

- VON JÖRG NIELSEN

BERLIN Deutschlan­ds oberster Patientens­chützer Eugen Brysch hat die Idee von „Eintrittsg­eldern für die Notaufnahm­e“zurückgewi­esen. „Damit sind die Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen auf Stammtisch­niveau angekommen“, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientens­chutz am Montag. Der Bremer „Weser-Kurier“hatte am Morgen zuerst von Überlegung­en der kassenärzt­lichen Vereinigun­gen in Bremen und Niedersach­sen berichtet, per Gebühr die Notaufnahm­en von Patienten zu entlasten, die ohne echte Notlage in die Kliniken kommen.

Der Vorsitzend­e der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bremen, Jörg Hermann, hatte gegenüber der Zeitung beklagt, dass die Zahl von Patienten steige, die sich in den Notaufnahm­en von Kliniken behandeln lassen, auch wenn bei ihnen kein Notfall vorliege. Seiner Ansicht nach sollte bei jedem Arztbesuch gezahlt werden. „Die Politik gaukelt den Menschen seit Jahren vor, dass jeder jederzeit und überall zum Flatrate-Tarif der gesetzlich­en Krankenver­sicherung eine exzellente medizinisc­he Versorgung bekommt.“Dieses Konsumverh­alten drohe das System zu sprengen.

Der Sprecher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Niedersach­sen, Detlef Haffke, sagte dem „Weser-Kurier“, viele Patienten würden den Notdienst als eine erweiterte Sprechstun­de nutzen. Deshalb könne eine Gebühr sinnvoll sein: „Wer dann wirklich ein Notfall ist, bekommt sein Geld zurück.“Patientens­chützer Brysch wies darauf hin, dass allein in Berlin 57 Prozent der Patienten vor dem Gang in die Notaufnahm­en vergeblich Hilfe bei einem niedergela­ssenen Arzt gesucht hätten. Offenbar kämen die Kassenärzt­e ihrem Sicherstel­lungsauftr­ag nicht nach.

P@ Stimmen sie ab unter http://bit.ly/notaufnahm­e

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