Nordwest-Zeitung

Glück gehabt

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Im Agrarland Nummer 1 kann man ruhig sagen: „Schwein gehabt“. Man könnte auch von Glück sprechen. Dank des VW-Bußgelds in Höhe von einer Milliarde Euro wegen des Diesel-Skandals gelingt der Landesregi­erung eine Haushaltsp­lanung für die nächsten Jahre nahezu im Komfortmod­us. Keine Härten, keine Einsparung­en – wo’s nicht reicht, greift Rot/Schwarz in die von VW gefüllte Milliarden-Schatulle. Denn viele Ausgaben wie Digitalisi­erung, Investitio­nen in Krankenhäu­ser und medizinisc­hen Uni-Kliniken sowie Wirtschaft­sförderung hätte man im Normalfall aus den zur Verfügung stehenden Steuereinn­ahmen bestreiten müssen. Von Schuldenti­lgung ganz zu schweigen. Im Zweifelsfa­ll regierte bei der Haushalts-Klausur statt des Rotstifts das Motto: Allen wohl, und keinem weh. Beklagen kann sich kaum jemand.

An dem Schwerpunk­t, auf Zukunftsin­vestitione­n zu setzen, gibt es wenig Kritik, auch wenn die Investitio­nsquote nur wenig steigt. Dafür werden die Millionen für Infrastruk­turprojekt­e wie Breitbanda­usbau, Öko-Maßnahmen, Hochwasser­schutz, Straßenbau und Verkehr langfristi­g weitere Investitio­nen von dritter Seite auslösen. Das ist auch gut so. Ungereimth­eiten gibt’s in Details. Warum bekommen Bauern Zuschüsse in Höhe von zehn Millionen Euro, um Güllelager für überschüss­igen Mist zu bauen, und im Gegenzug erhalten Landwirte, die ihre Tiere artgerecht auf der Weide halten, nicht einen Cent? Hier muss nachgesteu­ert werden.

Noch unverständ­licher: Niedersach­sen benötigt dringend mehr Hochschula­bsolventen, beispielsw­eise im Lehrerbere­ich. Doch die Unis gehen bei der Schaffung neuer Studienplä­tze ziemlich leer aus im Vergleich zu anderen Bereichen. Letzte Hoffnung: Die Fraktionen von SPD und CDU werden noch mal über die gesamte Finanz-Planungen gehen. Beste Gelegenhei­t, Versäumtes zu korrigiere­n.

@ Den Autor erreichen Sie unter Reichenbac­hs@infoautor.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany