Nordwest-Zeitung

Kabinett verteilt prall gefüllte Landeskass­e

Landesregi­erung verfügt über Rekordhaus­halt von 32,9 Milliarden Euro – Plus VW-Bußgeld

- VON ;UNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Finanzmini­ster Hilbers denkt auch an Schuldenab­bau. 0afür liegen 100 Millionen Euro bereit.

FANNOVER „Ein erfolgreic­her Schlussspu­rt“, lehnt sich Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) am Montag zufrieden zurück. Auf dem Tisch liegen die Ergebnisse der Haushaltsb­eratungen seines Kabinetts. Für das nächste Jahr wurde am Wochenende ein Rekord-Volumen von 32,9 Milliarden Euro über alle Ministerie­n verteilt. Geradezu ein Füllhorn. „Das Land schwimmt im Geld“, sagt der FDP-Finanzpoli­tiker Christian Grascha.

Nicht zuletzt dank des VWBußgelde­s von einer Milliarde Euro wegen des Diesel-Skandals kann Finanzmini­ster Reinhold Hilbers (CDU) leicht zum Zahlmeiste­r vieler Wünsche werden. „Die Schlagzahl ist hoch“, sagt Vize-Ministerpr­äsident Bernd Althusmann

(CDU). Allein sein Wirtschaft­sministeri­um erhält von der VW-Milliarde 350 Millionen Euro für den landesweit­en Breitbanda­usbau sowie die umfassende Digitalisi­erung der Wirtschaft und der Landesverw­altung. Der größte Batzen neben weiteren 350 Millionen Euro, die für die beiden Uni-Kliniken in Hannover und Göttingen sowie Krankenhäu­ser in allen Regionen fließen. Mit 100 Millionen

Euro will das Land die Luftqualit­ät verbessern und „Fahrverbot­e vermeiden“, wie Weil und Althusmann unisono betonen. Mit der gleichen Summe wird der Schuldenbe­rg von rund 60 Milliarden Euro angegangen.

Sicherheit und Justiz profitiert im Rekord-Haushalt mit 60 neuen Richtern, 150 Stellen im Justizvoll­zug, 500 Plätze für Polizeianw­ärter und 250 Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten Ji Ier Polizeiver­waltung. Zu den Gewinnern zählen ebenfalls die Kommunen mit nicht nur 100 Millionen Euro für marode Sportplätz­e, sondern auch mit 15 Millionen Euro für die Sanierung von Ortsdurchf­ahrten. Nicht zu reden von den beitragsfr­eien Kindergärt­en im Gegenwert von rund 750 Millionen Euro – pro Jahr. Mehr Geld fließt ebenso für rund 1000 neue Lehrerstel­len, die vorschulis­che Sprachförd­erung und für die Förderschu­le Lernen. Zudem wird ein „Masterplan Hochwasser­schutz“mit 27 Millionen Euro unterfütte­rt.

„Der Haushalt wäre uns auch ohne die VW-Milliarde nicht um die Ohren geflogen“, versichert Finanzmini­ster Reinhold Hilbers (CDU) trotz der immensen Ausgabenla­st. „Wir hätten kein Projekt infrage stellen müssen“, ergänzt Wirtschaft­sminister Althusmann, der aber natürlich in Zukunft erheblich mehr Beinfreihe­it bei der Digitalisi­erung erhält. Der vorgesehen­e Sondertopf von einer Milliarde Euro ist schon jetzt zu 80 Prozent gefüllt. Das schafft weitere Spielräume.

Da der Haushaltsp­lan nun in die Fraktionen von SPD und CDU geht, wehrt sich Hilbers bereits jetzt gegen mögliche Sonderwüns­che. Eine sogenannte­s „Spielgeld“für die Abgeordnet­en sei „nicht vorgesehen“, versichert Hilbers: „Der Haushalt ist gedeckelt. Wenn die Fraktionen Änderungen planen, dann geht es nur über Einsparung­en an anderer Stelle oder Umschichtu­ngen.“

Während SPD-Fraktionsc­hefin Johanne Modder („Fit für die Zukunft“) und ihr CDU-Kollege Dirk Toepffer („Stärkt ländliche Räume und die Infrastruk­tur“) das Zahlenwerk in höchsten Tönen loben, kritisiert die FDP eine „verantwort­ungslose und unambition­ierte Finanzpoli­tik“. Viel zu wenig werde für Schuldenab­bau getan. GrünenFrak­tionschefi­n Anja Piel vermisst jeden Ehrgeiz bei den Themen Klimaschut­z, Wohnungsno­t und Integratio­n. „Auch die Weidetierp­rämie bleibt auf der Strecke“, so Piel.

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DITTRICH Gaben die Zahlen bekannt (von links): Finanzmini­ster Reinhold Hilbers (CDU), Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) und Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD)DPA-BILD:

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