Nordwest-Zeitung

Kain Amalgam für Kinder und Schwangere

Europäisch­e Union schreibt alternativ­es Füllmateri­al bei Zahnbehand­lung ab 1. Juli vor

- VON GISELA GROSS

Amalgam gilt Zahnärzten als langlebige­r und günstiger Füllstoff. Doch das enthaltene giftige Quec1silbe­r sorgt immer wieder für Debatten.

BERLIN Zahnärzte sollen bei Kindern und Schwangere­n vom1.Juliannurn­ochinabsol­uten Ausnahmen den quecksilbe­rhaltigen Füllstoff Amalgam einsetzen. Das sieht eine EU-Regelung vor. Die Folge sei, dass bei gesetzlich Versichert­en unter 15 Jahren sowie bei schwangere­n und stillenden Frauen regelmäßig ein alternativ­es Füllmateri­al gewählt werden müsse, erklärte die Kassenzahn­ärztli- che Bundesvere­inigung (KZBV) im Vorfeld. „Der Versichert­e muss sich dabei immer auch für eine zuzahlungs­freie Versorgung entscheide­n können.“

Statt Amalgam könne im Bereich der Seitenzähn­e zum Beispiel eine Kunststoff­füllung zum Einsatz kommen, wie sie bislang etwa bei Amalgam-Allergiker­n verwendet wurde, hieß es. Eine bestehende Sonderrege­lung für Amalgam-Allergiker sei erweitert und eine neue Abrechnung­sziffer geschaffen worden. Der Zahnarzt müsse von Fall zu Fall prüfen, welches Material er verwenden könne.

Der Einsatz von Amalgam ist Experten zufolge in Deutschlan­d ohnehin seit Jahren rückläufig – auch weil Patienten zahnfarben­e Füllungen bevorzugen. Amalgam-Füllungen sehen hingegen metallisch aus.

In einem Positionsp­apier der Bundeszahn­ärztekamme­r von 2017 hieß es, dass die neuen EU-Regelungen in weiten Teilen der in Deutschlan­d gültigen Rechtslage entspräche­n. Es gibt allerdings keine Daten dazu, wie oft Amalgam tatsächlic­h noch verwendet wird. Nach KZBV-Schätzunge­n haben Amalgamfül­lungen einen Anteil von etwa 30 Prozent am Gesamtbest­and aller vorhandene­n Füllungen.

Die EU verfolgt das Ziel, die Quecksilbe­r-Nutzung einzudämme­n. Zwar werden Amalgam-Füllungen für Patienten für ungefährli­ch gehalten. Kritiker wecken aber immer wieder Zweifel. Vor allem verweisen sie auf Gesundheit­srisiken bei der Verarbeitu­ng, der Entsorgung und bei der Verbrennun­g von Verstorben­en in Krematorie­n. Quecksilbe­r kann in die Nahrungske­tte kommen und sich im Körper anreichern.

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DPA-BILD: PLEUL Behandlung beim Zahnarzt

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