Nordwest-Zeitung

Kleine Gemeinde kommt ganz groß raus

ARD-Morgenmaga­zin sendet aus Rußland in Friedeburg – TV-Team fasziniert Besucher

- VON NILS COORDES

Eine ostfriesis­che Gemeinde steht zurzeit im Fokus der Öffentlich­keit. Für den Bürgermeis­ter ist dies „wie ein Elfmeter, der nur verwandelt werden muss“.

RUßLAND/FRIEDEBURG Es muss schon einen besonderen Grund haben, wenn in einer Gemeinde mit 10 000 Einwohnern rund 50 Leute gegen 7.30 Uhr an einem kleinen See in Friedeburg stehen. Der Ortsteil Rußland in Friedeburg (Landkreis Wittmund) steht in dieser Woche jeden Morgen im Fokus: Das Morgenmaga­zin der ARD sendet von hier, der WDR ist dazu mit 23 Personen vor Ort. Dazu zählen unter anderem Moderatore­n, Kameraleut­e und Techniker. Jede halbe Stunde wird die rund zehnminüti­ge Sport-Sequenz der Sendung aus Rußland übertragen.

„Es ist schon interessan­t zu sehen, wie ein Kamerateam arbeitet und die Aufnahmen fürs Fernsehen gemacht werden“, sagt Miriam Fossenberg­er. Diana Neumann ergänzt: „Ich war an allen Tagen hier. So nah wie hier kommt man sonst nie an die Stars heran.“

Die Stargäste hießen am Montagmorg­en Mike Büskens und Heinz Rudolf Kunze. Der ehemalige Fußball-Profi Büskens (unter anderem bei Schalke 04) sprach mit Sportmoder­ator Peter Großmann über die sportliche­n Leistungen bei der WM. Musiker Kunze („Dein ist mein ganzes Herz“) sorgte für musikalisc­he Unterhaltu­ng und spielte live während der Sendung eines seiner neuen Lieder. Moderator Yared Dibaba, der in Falkenburg bei Ganderkese­e aufgewachs­en ist und den Norden daher gut kennt, ist eben- Das Fernsehen ist zu Gast: (von links) Moderator Yared Dibaba, Fußball-Experte Mike Büskens, Bürgermeis­ter Helfried Goetz und Sportmoder­ator Peter Großmann senden aus Rußland in Friedeburg.

falls dabei und stellt die Höhepunkte der Weltmeiste­rschaft vor.

„Es ist schon außergewöh­nlich und toll, dass wir jetzt aus meiner Heimat, aus Norddeutsc­hland, senden. Dass so viele Menschen gekommen sind, um zuzuschaue­n, finde ich schön“, betont Dibaba. Der gebürtige Dortmunder Großmann erzählt seinen Freunden in der Heimat immer wieder, dass die Vorurteile vom wortkargen Norddeutsc­hen schlicht falsch sind: „Ich bin gerne im Norden und oft in SchleswigH­olstein im Urlaub. Die Menschen sind, auch hier in Rußland, sehr aufgeschlo­ssen.“

Überhaupt war das Fernsehtea­m voll des Lobes über die Zusammenar­beit mit den Menschen und der Gemeinde, die sich ebenfalls über die Aufmerksam­keit freute: „Die Resonanz ist klasse. Wir freuen uns wahnsinnig darüber, dass unsere Gemeinde so viel Aufmerksam­keit erhält, davon Während der Sendung: Büskens im Gespräch mit Großmann, im Hintergrun­d Heinz Rudolf Kunze (rechts)

profitiere­n alle“, betonte Bürgermeis­ter Helfried Goetz (parteilos). „Das ist wie ein Elfer, den man nur reinmachen muss, was wir bisher getan haben.“

Für die Sendung stellte Landwirt André Becker sein insgesamt sechs Hektar (60 000 Quadratmet­er) großes Areal zur Verfügung, die verschiede­nen Bühnenbild­er und Szenerien wurden auf

einer Fläche von rund zwei Hektar aufgebaut. Neben der Hauptbühne, die direkt an einem See liegt, gibt es noch ein Playmobil-Stadion, ein Fußballfel­d mit den Trikots aller Teilnehmer und das „Tal der Tränen“, wo die Matroschka­s der ausgeschie­denen Mannschaft­en stehen. Dazu kommt ein alter Traktor, den Johann Christians zur Verfügung gestellt hat und der die

Szenerie einer ostfriesis­chen Gemeinde vermittelt.

Noch die gesamte Woche sendet das Morgenmaga­zin aus Rußland vom Gelände an der Industries­traße. Für Dibaba sind die Nächte ungewohnt kurz: „Um 3.45 aufzustehe­n, ist schon eine Umstellung“, gibt der Moderator zu. Großmann ist seit 22 Jahren beim Morgenmaga­zin und solche Zeiten daher gewohnt, die Nächte sind für ihn im Moment dennoch kurz: „Da wir über Sport berichten, gucke ich natürlich auch die Abendspiel­e, die gegen 22 Uhr zu Ende sind.“

Nach dieser Woche ist der Trubel um Rußland erst einmal wieder vorbei, doch möglicherw­eise gibt es in acht Jahren ein Wiedersehe­n mit dem Fernsehtea­m im Gemeindete­il Amerika: Denn dann findet die WM in Kanada, den USA und Mexiko statt.

Ein Video und weitere Fotos sehen Sie unter www.NWZonline.de/sport

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BILD: COORDES
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