So tickt die neue DRK-Präsidentin
Darum ist der ehemaligen Bundestagsabgeordneten Karen Evers-Meyer das Ehrenamt wichtig
D2J 68-J8hrige hat ihre berufliche Karriere als Politikerin beendet. Und füllt diesen Raum nun mit ihrem neuen Amt.
ZETEL Karin Evers-Meyer lebt das Ehrenamt. Und sie mag ihre Heimat. Die 68-Jährige sitzt in der Küche in ihrem Haus in Zetel, rührt mit einem kleinen Löffel die Kluntje in ihrem Friesentee herum. In der Ecke steht ein Kindertisch.
Eine Dekade lang war sie ehrenamtliche Präsidentin des Niederdeutschen Bühnenbundes Niedersachsen und Bremen. Nun ist sie seit einer guten Woche die Präsidentin des Landesverbands Oldenburg des Deutschen Roten Kreuzes.
Doch von vorn. „Ich bin nie bereit gewesen, etwas hinzunehmen, sondern habe immer versucht zu verändern, wenn etwas nicht stimmte“, sagt die Zetelerin. Sie ist viel herumgekommen. „Ich hatte schon ein abenteuerliches Leben.“Sieben Jahre lang lebte sie mit ihrem Mann in Berlin, arbeitete an der Akademie der Künste und schrieb Drehbücher für Industriefilme. In dieser Zeit wurde sie auch Mutter von Zwillingen. Schließlich zog es die Familie zurück in die Heimat.
„Dort habe ich mich politisch engagiert“, erzählt Karin Evers-Meyer, die als SPD-Mitglied den ganzen langen Weg von der Kommunalpolitik bis in den Deutschen Bundestag ging – in den sie immer als direkt gewählte Abgeordnete einzog. „Ich bin vor Ort – die Menschen hier kennen mich.“Sie kam aus dem Wahlkreis Friesland-Wilhelmshaven und war Rüstungsexpertin.
Ihre Bestimmung fand sie aber im November 2005: Damals wurde sie gefragt, ob sie die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen werden wolle – und zögerte nicht lange: „Ich wusste, dass das in meinem Leben noch eine Rolle spielen sollte.“Denn: „Mein verstorbener Sohn Ulf war ein Rollstuhlkind – ich habe alle Schwierigkeiten miterlebt, die Eltern von behinderten Kindern haben“, sagt sie. „Mein Sohn war ein kluger, fast weiser Mensch – wir wollten ihn fördern.“Aber in den Schulen gab es keinen Platz für behinderte Kinder.
Mit viel Elan ging Karin Evers-Meyer daraufhin die neue Arbeit an: „Ich habe ge-
meinsam mit Behinderten die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen der Vereinten Nationen verfasst“, erzählt sie. 2006 unterzeichnete sie diese, die in Artikel 24 zu einem „inklusiven“Bildungssystem verpflichtende Konvention. „Das war eine spannende Zeit – Inklusion bedeutet die beste individuelle Förderung für jeden.“
Fast vergisst die inzwischen zweifache Großmutter zu erwähnen, dass sie bereits seit 45 Jahren Mitglied im DRK ist. „Man war einfach dabei.“Schließlich wurde sie von Dieter Holzapfel, dem ehemaligen Präsidenten des DRK-Landesverbands Oldenburg gefragt, ob sie sich seine Nachfolge vorstellen könne. „Ich wusste, was er geleistet hat und dass das kein Amt ist, das man nebenbei machen kann.“Außerdem gilt: „Familie hat oberste Priorität.“
Aber nachdem sie im vergangenen Oktober ihre Laufbahn als Politikerin beendete, merkte sie: „Da ist noch Platz – und den wollte ich sinnvoll ausfüllen.“Hinter die Grundsätze des Roten Kreuzes, ohne zu fragen jedem zu helfen, könne man sich absolut stellen,meintsie.
Nach einem Jahr als Vizepräsidentin stellte sich sich nun also zur Wahl – einstimmig gingen die Hände hoch. „Ich habe viele Vorschusslorbeeren
bekommen. Diesen Anforderungen muss ich nun gerecht werden“, sagt Karin Evers-Meyer. Dabei sei das wichtigste, den Kontakt zu den Ehren- und Hauptamtlichen
zu haben und zu sehen, was sie brauchen, um arbeiten zu können. „Wir machen ihnen den Weg frei, damit sie sich nicht um organisatorische Dinge kümmern müssen“,
sagt sie. Dabei habe sie ein „hervorragendes Team“um sich. „Ich möchte das Ehrenamt bestmöglich unterstützen – wir müssen für alle attraktiv bleiben.“