Krankenhauskeime beschäftigen Gerichte
Bremer will klären lassen, warum Akte seines verstorbenen Vaters „frisiert“wurde
Franz Funke starb 2012. Zuvor war er dreimal im Krankenhaus Links der Weser. Dort hatte er sich mit multiresistenten Keimen angesteckt.
BREMEN Franz Funke war ein lebensfroher Mensch. Bis er sich bei einem Aufenthalt im Bremer Krankenhaus „Links der Weser“behandeln ließ und sich mit einem gefährlichen, multiresistenten Keim infizierte. So schildert es sein Sohn Marcus, der seit Jahren in einem Rechtsstreit mit dem Klinikum „Links der Weser“beziehungsweise dem Träger, der Gesundheit Nord gGmbH Klinikverbund Bremen, liegt. Insgesamt dreimal war der damals 88-Jährige Franz Funke in dem Krankenhaus, doch nach den Krankenhausaufenthalten „kam er nie wieder auf die Beine“, sagt Sohn Marcus. 2015 verstarb Franz Funke, die letzten Lebensjahre verbrachte er in einem Pflegeheim in Weyhe.
Funke hat einen Gutachter beauftragt, den renommierten Hygieneexperten Prof. Dr. Walter Popp. Der stellte fest, dass die Klinik es versäumt hatte, vor der zweiten Aufnahme des Patienten einen Keim- abstrich zu nehmen, obwohl es bekannt war, dass Funke sich mit den Krankenhauskeimen in der Klinik infiziert hatte. Die Behandlung, so Popp, sei unzureichend gewesen.
Gegenwärtig beschäftigt sich das Landgericht Bremen mit dem Fall. Kläger Marcus Funke und sein Anwalt reklamieren, dass das Klinikum die Patientenakte seines Vaters nachträglich verändert habe. Mit dieser geschönten Version versuche man, den Behandlungsfehler zulasten seines Vaters aus der Welt zu schaffen. Marcus Funke erinnert an den Keimskandal 2011, als im Klinikum Mitte in Bremen drei Frühchen auf einer Sta- tion für Neugeborene starben.
Das Klinikum, beziehungsweise die Gesundheit Nord, will sich mit Hinweis auf den laufenden Fall nicht äußern. Zum Umgang mit multiresistenten Keimen in den Bremer Kliniken sagt Karen Matiszick, Leiterin der Unternehmenskommunikation: „Positive Keimbefunde gehören heute zum Krankenhausalltag.“Man habe Vorkehrungen getroffen, die das Ausbreiten von multiresistenten Keimen verhindern sollen. Die Gesundheit Nord betreibe ein eigenes Hygiene-Institut. Auf allen Stationen gebe es Hygienebeauftragte (Ärzte und Pflegekräfte). Bei allen Patienten, die in Risikobereichen aufgenommen würden, würden Screening-Untersuchungen vorgenommen. Patienten mit positiven Keimbefunden würden in Isolationszimmern untergebracht.
Marcus Funke will die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Insbesondere die Behandlungsfehler durch Unterlassen und die Sache mit der veränderten Patientenakte (Funke spricht von Manipulation und reklamiert ein informationelles Selbstbestimmungsrecht der Patienten) will er gerichtlich klären lassen. Wenn nicht vor dem Landgericht, dann in der nächsten Instanz.