Arctic Monkeys auf David Bowies Spuren
Alle Top-Bands waren schon einmal in Scheeßel – Und konnten trotzdem überzeugen
SCHEEßEL Es ist so eine Sache mit den Headlinern des Hurricane-Festivals: Jedes Jahr bemühen sich die Organisatoren um die ganz dicken Fische – und jedes Jahr bleiben die Mühen vergeblich. Zumindest im Vergleich mit früheren Ausgaben des Festivals. Das machte am Sonntag ausgerechnet Win Butler deutlich, Frontmann des diesjährigen Headliners Arcade Fire. Er widmete den Song „The Suburbs“dem verstorbenen David Bowie – der vor 14 Jahren beim Hurricane seine letzten großen Gig absolvierte. Vor dem Weltstar kamen die Hochkaräter Marilyn Manson, Red Hot Chili Peppers und Die größten kamen zum Schluss: „Arctic Monkeys“Frontmann Alex Turner Coldplay, nach ihm immerhin Pearl Jam. Und später? Da kamen fast immer dieselben.
Die diesjährigen Headliner waren alle schon mal in Scheeßel: Billy Talent zum sechsten, Arcade Fire und die Arctic Monkeys jeweils zum vierten und The Prodigy zum zweiten Mal (2016 fiel ihr Auftritt einem Gewitter zum Opfer). Und trotzdem: Alle vier haben geliefert. Billy Talent feuerten am Freitagabend routiniert ihr Programm ab – laut, hart, druckvoll. Am Samstagabend setzten The Prodigy noch einmal ein paar Dezibel oben drauf. Keine andere Band nutzte die 50 000-Watt-Anlage der Hauptbühne so gnadenlos aus wie die britischen ElektroPioniere. Dazu frönten sie ihrer Leidenschaft für Stroboskopblitze und das F-Wort.
Am Sonntag spielten dann erst Arcade Fire – weniger laut, dafür nicht minder energetisch. Mal melancholisch, mal treibend. Den besten Auftritt der vier Headliner legten danach die Arctic Monkeys hin. Die damals noch blutjungen Briten waren bereits 2006 mit ihrem ersten Album in Scheeßel. Seitdem ist viel passiert. Die Band drohte zwischenzeitlich ins Belanglose abzudriften, hat sich aber in diesem Jahr mit „Tranquility Base Hotel & Casino“fulminant zurückgemeldet. In Scheeßel setzten die Arctic Monkeys auf Dämmerlicht statt Strobo. Der Fokus lag voll auf der Musik. Und auch wenn die Briten älter geworden sind, ihre Energie haben sie nicht verloren – sie sind nur nicht mehr so ungestüm wie noch 2006. In Scheeßel haben die Arctic Monkeys ihren Ruf als größte Gitarrenband ihrer Generation bestätigt. Und wenn sich eine Band bei jedem ihrer Auftritte so wandelt, dann ist es auch fast egal, wenn immer dieselben kommen.