Nordwest-Zeitung

Arctic Monkeys auf David Bowies Spuren

Alle Top-Bands waren schon einmal in Scheeßel – Und konnten trotzdem überzeugen

- VON ROBERT OTTO-MOOG

SCHEEßEL Es ist so eine Sache mit den Headlinern des Hurricane-Festivals: Jedes Jahr bemühen sich die Organisato­ren um die ganz dicken Fische – und jedes Jahr bleiben die Mühen vergeblich. Zumindest im Vergleich mit früheren Ausgaben des Festivals. Das machte am Sonntag ausgerechn­et Win Butler deutlich, Frontmann des diesjährig­en Headliners Arcade Fire. Er widmete den Song „The Suburbs“dem verstorben­en David Bowie – der vor 14 Jahren beim Hurricane seine letzten großen Gig absolviert­e. Vor dem Weltstar kamen die Hochkaräte­r Marilyn Manson, Red Hot Chili Peppers und Die größten kamen zum Schluss: „Arctic Monkeys“Frontmann Alex Turner Coldplay, nach ihm immerhin Pearl Jam. Und später? Da kamen fast immer dieselben.

Die diesjährig­en Headliner waren alle schon mal in Scheeßel: Billy Talent zum sechsten, Arcade Fire und die Arctic Monkeys jeweils zum vierten und The Prodigy zum zweiten Mal (2016 fiel ihr Auftritt einem Gewitter zum Opfer). Und trotzdem: Alle vier haben geliefert. Billy Talent feuerten am Freitagabe­nd routiniert ihr Programm ab – laut, hart, druckvoll. Am Samstagabe­nd setzten The Prodigy noch einmal ein paar Dezibel oben drauf. Keine andere Band nutzte die 50 000-Watt-Anlage der Hauptbühne so gnadenlos aus wie die britischen ElektroPio­niere. Dazu frönten sie ihrer Leidenscha­ft für Stroboskop­blitze und das F-Wort.

Am Sonntag spielten dann erst Arcade Fire – weniger laut, dafür nicht minder energetisc­h. Mal melancholi­sch, mal treibend. Den besten Auftritt der vier Headliner legten danach die Arctic Monkeys hin. Die damals noch blutjungen Briten waren bereits 2006 mit ihrem ersten Album in Scheeßel. Seitdem ist viel passiert. Die Band drohte zwischenze­itlich ins Belanglose abzudrifte­n, hat sich aber in diesem Jahr mit „Tranquilit­y Base Hotel & Casino“fulminant zurückgeme­ldet. In Scheeßel setzten die Arctic Monkeys auf Dämmerlich­t statt Strobo. Der Fokus lag voll auf der Musik. Und auch wenn die Briten älter geworden sind, ihre Energie haben sie nicht verloren – sie sind nur nicht mehr so ungestüm wie noch 2006. In Scheeßel haben die Arctic Monkeys ihren Ruf als größte Gitarrenba­nd ihrer Generation bestätigt. Und wenn sich eine Band bei jedem ihrer Auftritte so wandelt, dann ist es auch fast egal, wenn immer dieselben kommen.

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BILD: OTTO-MOOG

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