Woggstreit belastet zunehmend Wirtschaft
Unsicherheiten für die deutschen Unternehmen – Und schon werden Prognosen revidiert
Der Arbeitsmarkt ist offenbar weiter robust. Am Freitag gibt es neue Zahlen dazu.
NÜRNBERG Die vor allem von den USA angeheizten Handelskonflikte sorgen nach Einschätzung von Konjunkturund Arbeitsmarktexperten bei vielen deutschen Unternehmen zunehmend für Verunsicherung. Der von US-Präsident Donald Trump ausgelöste Zollstreit mit China, der Europäischen Union und anderen Ländern lässt Firmenchefs bei Investitionen zögern. Dies erklärten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse Agentur.
Auch auf die Streitigkeiten in der Bundesregierung zwischen den Schwesterparteien CDU und CSU werde in manchen Chefetagen mit Sorge geblickt – auch wenn der Zwist sich nicht unmittelbar auf die deutsche Wirtschaft auswirke, wie es hieß.
Der Arbeitsmarkt in Deutschland zeigt sich den Ökonomen zufolge noch unberührt von den Sorgen. Dafür seien vor allem volle Auftragsbücher und eine robuste Binnenwirtschaft verantwortAutobauer Glühender Stahl in Salzgitter: Weltweit lodern Handelskonflikte
lich, erklärte Michael Holstein von der DZ-Bank. „Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin positiv, verliert aber etwas an Fahrt.“
An den für diesen Freitag erwarteten neuen Arbeitslosenzahlen dürfte das aber noch nicht ablesbar sein. Im Juni dürften den Schätzungen der Experten zufolge rund 2,28 Millionen Menschen ohne Job gewesen sein. Das wären etwa 36 000 weniger als im
Mai. Die gute Stimmung im Dienstleistungssektor sorge für einen Abbau von Arbeitslosigkeit, sagte DeutscheBank-Volkswirt Marc Schattenberg. „Vor allem beim Bau ist die Nachfrage nach Arbeitskräften hoch.“Die warmen Temperaturen kurbelten unter anderem auch die Nachfrage in der Gastronomie an.
Das verarbeitende Gewerbe sei dagegen teilweise nicht gut in das Jahr gestartet, hieß es bei den Experten. Noch zu Jahresbeginn hatten viele Volkswirte geradezu euphorisch auf die kommenden zwölf Monate geblickt. Doch die globalen Risiken ließen viele Hoffnungen schwinden. „Die Exporterwartungen sinken schon seit einigen Monaten“, sagte Holstein.
Zentrales Thema dabei seien die Handelskonflikte. Vergangene Woche hatte der Daimler seine Gewinnprognose für das laufende Jahr wegen voraussichtlich steigender Zölle in China für Importautos aus den USA gesenkt. Die USA und China steuern mittlerweile auf einen handfesten Handelskrieg zu. Daimler produziert in den Vereinigten Staaten auch Autos für den Weltmarkt.
Doch auch die Zweifel am Stabilitätskurs Italiens unter der neuen populistischen Regierung wertete KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner als großen Unsicherheitsfaktor. Was wird aus der EU und der Eurozone.
Die meisten Volkswirte halten dennoch an ihrer optimistischen Prognose fest: Für 2018 rechnen sie mit einem durchschnittlichen Rückgang der Arbeitslosenzahl um 100 000 bis 170 000 auf 2,3 bis 2,35 Millionen. Nach Ansicht von Zeuner könnte die Arbeitslosenquote zum Jahresende erstmals seit der Wiedervereinigung sogar die 5-Prozent-Marke unterschreiten.
Allerdings: Erste Prognosen für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr werden bereits zurückgenommen: Aus dem Bereich von Raten mit einer Zwei vor dem Komma und den Einser-Bereich. Von einer Rezession spricht noch keiner.