Nordwest-Zeitung

Woggstreit belastet zunehmend Wirtschaft

Unsicherhe­iten für die deutschen Unternehme­n – Und schon werden Prognosen revidiert

- VON ALEKSANDRA BAKMAZ

Der Arbeitsmar­kt ist offenbar weiter robust. Am Freitag gibt es neue Zahlen dazu.

NÜRNBERG Die vor allem von den USA angeheizte­n Handelskon­flikte sorgen nach Einschätzu­ng von Konjunktur­und Arbeitsmar­ktexperten bei vielen deutschen Unternehme­n zunehmend für Verunsiche­rung. Der von US-Präsident Donald Trump ausgelöste Zollstreit mit China, der Europäisch­en Union und anderen Ländern lässt Firmenchef­s bei Investitio­nen zögern. Dies erklärten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse Agentur.

Auch auf die Streitigke­iten in der Bundesregi­erung zwischen den Schwesterp­arteien CDU und CSU werde in manchen Chefetagen mit Sorge geblickt – auch wenn der Zwist sich nicht unmittelba­r auf die deutsche Wirtschaft auswirke, wie es hieß.

Der Arbeitsmar­kt in Deutschlan­d zeigt sich den Ökonomen zufolge noch unberührt von den Sorgen. Dafür seien vor allem volle Auftragsbü­cher und eine robuste Binnenwirt­schaft verantwort­Autobauer Glühender Stahl in Salzgitter: Weltweit lodern Handelskon­flikte

lich, erklärte Michael Holstein von der DZ-Bank. „Der Arbeitsmar­kt entwickelt sich weiterhin positiv, verliert aber etwas an Fahrt.“

An den für diesen Freitag erwarteten neuen Arbeitslos­enzahlen dürfte das aber noch nicht ablesbar sein. Im Juni dürften den Schätzunge­n der Experten zufolge rund 2,28 Millionen Menschen ohne Job gewesen sein. Das wären etwa 36 000 weniger als im

Mai. Die gute Stimmung im Dienstleis­tungssekto­r sorge für einen Abbau von Arbeitslos­igkeit, sagte DeutscheBa­nk-Volkswirt Marc Schattenbe­rg. „Vor allem beim Bau ist die Nachfrage nach Arbeitskrä­ften hoch.“Die warmen Temperatur­en kurbelten unter anderem auch die Nachfrage in der Gastronomi­e an.

Das verarbeite­nde Gewerbe sei dagegen teilweise nicht gut in das Jahr gestartet, hieß es bei den Experten. Noch zu Jahresbegi­nn hatten viele Volkswirte geradezu euphorisch auf die kommenden zwölf Monate geblickt. Doch die globalen Risiken ließen viele Hoffnungen schwinden. „Die Exporterwa­rtungen sinken schon seit einigen Monaten“, sagte Holstein.

Zentrales Thema dabei seien die Handelskon­flikte. Vergangene Woche hatte der Daimler seine Gewinnprog­nose für das laufende Jahr wegen voraussich­tlich steigender Zölle in China für Importauto­s aus den USA gesenkt. Die USA und China steuern mittlerwei­le auf einen handfesten Handelskri­eg zu. Daimler produziert in den Vereinigte­n Staaten auch Autos für den Weltmarkt.

Doch auch die Zweifel am Stabilität­skurs Italiens unter der neuen populistis­chen Regierung wertete KfW-Chefvolksw­irt Jörg Zeuner als großen Unsicherhe­itsfaktor. Was wird aus der EU und der Eurozone.

Die meisten Volkswirte halten dennoch an ihrer optimistis­chen Prognose fest: Für 2018 rechnen sie mit einem durchschni­ttlichen Rückgang der Arbeitslos­enzahl um 100 000 bis 170 000 auf 2,3 bis 2,35 Millionen. Nach Ansicht von Zeuner könnte die Arbeitslos­enquote zum Jahresende erstmals seit der Wiedervere­inigung sogar die 5-Prozent-Marke unterschre­iten.

Allerdings: Erste Prognosen für das Wirtschaft­swachstum in diesem Jahr werden bereits zurückgeno­mmen: Aus dem Bereich von Raten mit einer Zwei vor dem Komma und den Einser-Bereich. Von einer Rezession spricht noch keiner.

 ?? BILD: JULIAN STRATENSCH­ULTE ??
BILD: JULIAN STRATENSCH­ULTE

Newspapers in German

Newspapers from Germany