Cody kann die Kunst nicht lassen
Wie ein Oldenburger mit Aufklebern auf Stromkästen und Ampeln das Bild der Stadt prägt
In den 1990ern begann Cody mit Graffiti. Inzwischen kreiert er Aufkleber, aber auch 7-Shirts und Pullover.
OLDENBARG Die Street Art von Banksy wird mittlerweile in Museen gezeigt. OZ ist als Sprayer zu trauriger Berühmtheit gelangt. Doch gibt es neben den großen Namen der Street-Art-Szene noch zahlreiche andere, die ihrer Kreativität mit Farbe, Papier, Klebstoff und anderen Utensilien freie Bahn lassen. Einer dieser Künstler ist der Oldenburger Cody. Vor allem seine Aufkleber sind in der Region und darüber hinaus an zahlreichen Stromkästen, Laternenpfählen, Wänden und Verkehrsschildern zu finden.
„Ich bin Oldenburger durch und durch. Tiefverwurzelt und stolz auf meine Stadt“, sagt Cody, Jahrgang „Mitte der 1980er“. Nach ein paar Minuten mit ihm wird klar: Dieser Mann lebt für seine Kunst. Stillsitzen fällt ihm schwer. Aber wenn er einen Stift in der Hand hält, wenn er malen kann, wird er ruhiger und konzentrierter. Oder wenn er in seinem kleinen Garten bei seinem Salat und seinen Kartoffeln ist. „Das ist meine zweite große Leidenschaft“, sagt er.
Sein Markenzeichen sind die Fratzen, wie er sie selbst nennt, gerne kombiniert mit Schriftzügen oder Symbolen mit Bezug zu Oldenburg. Dabei hat es ein paar Jahre gedauert, bis die „Fratzen“entstanden sind. „Mittlerweile ist es die dritte Generation“, sagt Cody. Die erste bestand aus ganz unterschiedlichen Gesichtern, die zweite war abstrakter, die dritte: mittlerweile ikonisch und überall im Stadtbild zu finden.
Irgendwann in der Puberschlossene Sie gefällt nicht jedem, aber Street-Art gehört eben auch zum Bild einer Großstadt: Der Oldenburger Cody gehört zu dieser Szene. Sein Markenzeichen sind zum Beispiel die von ihm gezeichneten Fratzen (rundes Bild).
tät griff Cody zur Spraydose. Es sind die späten 1990er Jahre, Graffiti eroberte auch die deutsche Jugend zusehends. Die Begeisterung für die Kunst bringt Cody auf die Fachoberschule Gestaltung, wo er sein Fachabitur macht. „Es ging mir darum, mich weiterzuentwickeln.“Die Schule hatte einen guten Ruf und schnell begann der Unterricht, seine Spuren in Codys Kunst zu hinterlassen.
Mit künstlerischen Regeln hat Cody dabei nicht viel am Hut. Bei seinen Graffiti sind die Außenlinien beispielsweise nicht immer durchgehend, sondern bewusst unterbrochen. „Das kam und kommt nicht bei jedem in der Szene gut an“, sagt Cody – doch damit fährt er bis heute gut. „Meine Kunst liegt immer irgendwo zwischen Planung und Zufall, da passt das Geden Gemeinschaftsprojekt: Diese Sticker kreierte Cody zusammen mit dem Künstler Mask. einfach nicht zu.“
Eine andere Sache, die ihm nicht zusagt: Adrenalin. Deswegen hat er es nicht lange in der Sprayer-Szene ausgehalten. Legale Wände besprüht er heute noch gerne, über die Graffiti auf illegalen Flächen spricht er hingegen ungern. „Es gab ein paar Stellen, die haben mich gereizt“, gibt er zu. Aber: „Ständig über die Schulter gucken müssen, Angst vor der Polizei haben, das ist nichts für mich.“
Auch aus diesem Grund bevorzugt Cody Aufkleber, die er in Handarbeit herstellt. Nur ein Bild hat Cody professionell fix und fertig drucken lassen. Wenn man einen Blick dafür entwickelt hat, ist es tatsächlich nicht schwierig, Cody überall im Stadtbild zu entdecken. Nicht alle dieser Aufkleber hat der Künstler selbst geklebt, er verschickt regelmäßig seine Klebewerke an andere Street Art-Künstler, Freunde und Fans. Im Gegenzug erhält er selbst Sticker von anderen Künstlern.
Da sowohl der Schriftzug „Oldenburg“als auch verschiedene Elemente des Oldenburger Stadtwappens auf
Aufklebern auftauchen, haben sich Codys Werke zu so etwas wie Markenbotschaftern entwickelt. Und das über die Hip-Hop-Szene, durch die Cody als erstes einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt wurde, hinaus.
Dass auch das Stickern nicht legal ist, weiß Cody. „Aber die lassen sich ablösen, das ist doch okay“, meint er. Besser als das Grau der Stadt sei es allemal. Mehr Akzeptanz für Kunst von und für die Straße wünscht Cody sich. Pop-Up-Galerien in Leerständen zum Beispiel, oder leere Immobilien, die von Künstlern für schmales Geld zum Leben erweckt werden könnten. „Aber niemand vermietet hier nur für Strom und Heizung. Da wird lieber gar nichts gemacht.“
Und so bleiben Wohnzimmer und wohl Garten
auch künftig Codys Atelier. Hier kann er sich austoben. „Ich mache selten Auftragsarbeit. Entweder ich habe Lust, oder eben nicht“, erklärt er. So können Monate ins Land ziehen, bis er mal wieder neue Aufkleber herstellt. Aber wenn es ihn packt, dann stürzt er sich auch richtig in die Arbeit. „Ich erwähnte, dass ich immer sehr impulsgesteuert bin, oder?“
Eine Zeit lang hat Cody es sogar mit einem Online-Shop probiert. Das funktionierte aber nicht so gut. Was deutlich besser einschlug: Instagram. „Da sehen einfach viel mehr Menschen meine Kunst“, so Cody. Und über die Bilder-Plattform bekommt er immer wieder Anfragen für Aufkleber – oder Textilien. Denn inzwischen bemalt der Oldenburger auch T-Shirts, Kapuzenpullover oder Jacken.