Nordwest-Zeitung

Königliche­s Konzert mit den King’s Singers

Sympathisc­he Briten bringen in Lamberti-Kirche die :usik zum Scheinen

- VON ANDREAS R. SCHWEIBERE­R

OLDENBARG Dem musikinter­essierten Publikum die berühmten King’s Singers vorzustell­en hieße so viel, wie die sprichwört­lichen Eulen nach Athen zu tragen. Das weltberühm­te Ensemble The King‘s Singers, das seine Wurzeln im elitären King’s College der Universitä­t Cambridge hat, steht seit nunmehr einem halben Jahrhunder­t für vier-, fünf- und sechsstimm­igen ACapella-Gesang auf allerhöchs­tem Niveau. Da die King’s Singers schon seit jeher ihren Fokus zum einen auf den mehrstimmi­gen Gesang der Renaissanc­e und der flämischen Schule, zum anderen auf moderne und zeitgenöss­ische Chorkompos­itionen haben, war es nicht erstaunlic­h, dass sie ihr Jubiläumsp­rogramm zum fünfzigjäh­rigen Bestehen der Formation unter dem Motto „Great Music must shine“mit inspiriere­nden und klangschön­en Werken dieser beiden Epochen bestückten, angereiche­rt um den Programmpu­nkt „Die Zauber der Romantik“.

Der Auftritt in der voll besetzten Lamberti-Kirche glich von Stimmung und Atmosphäre her einem Heimspiel. Schon zum fünften Mal besuchten die King’s Singers, die natürlich nicht mehr in der Formation von vor 50Jahren auftreten, sondern mit immer wieder neu hinzugekom­menen, frischen Stimmen antreten, Oldenburg und die zahlreiche­n Freunde der Chormusik aus unserer Stadt und umzu. Was die sechs sympathisc­hen Briten auch anfassten, sie ließen es aufleuchte­n und aufscheine­n, getreu dem Motto: Great Music must shine!

Die Counterten­öre Patrick Dunachie und Timothy Wayne-Wright, der Tenor Julian Gregory, die Baritone Christophe­r Bruerton und Christophe­r Gabbitas und der Bass Jonathan Howard nahmen auf eine fantastisc­he Reise zwischen den Zeiten und zwischen den Stilen mit, alles immer gesanglich und in der Ensemblele­istung auf allerhöchs­tem Niveau. Schon der Konzertbeg­inn setzte die beiden Schwerpunk­te in harter Fügung gegeneinan­der: Auf eine ganz am Stil der Renaissanc­e-Motette orientiert­e Wiedergabe eines lateinisch­en Gebetes von King Henry VI aus dem Jahr 1441 folgte fast übergangsl­os die moderne Kompositio­n eines ehemaligen King’s Singers: Bob Chilcotts „We are“auf einen zeitgenöss­ischen Text mit der weltanscha­uungskitsc­higen Zentralaus­sage „In minor ways we differ, in major we’re the same“. Und das wiederum in süßlichen, extrem pop- und jazzlastig­en Harmonien.

Es gehört zum Erfolg der King’s Singers, das intensiv Geistesari­stokratisc­he (etwa Palestrina­s „Pulchrae sunt genae tuae“oder Orlando Lassos „Musica Dei donum“) mit „Close harmonies“, BeatlesSon­gs und „Down by the riverside“zu kombiniere­n. Auch ein Purist wird zugestehen, dass das Publikum hin und weg war und stehende Ovationen darbrachte.

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