Nordwest-Zeitung

Aufstoßen und Brennen im Hals

OT. WT1T,U4ßigen Schluckbes­chwerden den Arzt aufsuchen

- VON KLAUS HILKMANN

In der Speiseröhr­e können sehr unterschie­dliche Erkrankung­en entstehen. Bei der besonders häufigen Refluxkran­kheit kommt es zum Rückfluss des Mageninhal­ts.

BRAKE Die bei Erwachsene­n zumeist zwischen 22 und 25 Zentimeter lange Speiseröhr­e wird bei jedem Schluckvor­gang und jeder Nahrungsau­fnahme beanspruch­t. Sie stellt als Teil des oberen Verdauungs­traktes die Verbindung zwischen dem unteren Rachen und dem Magen her. Während der obere Teil der Speiseröhr­e direkt hinter der Luftröhre und vor der Wirbelsäul­e liegt, durchläuft das schlauchar­tige Organ in seinem unteren Teil das Zwerchfell und mündet schließlic­h im Magen. Insbesonde­re bei einem Bruch des Zwerchfell­s kann das Problem entstehen, dass der mit der Speiseröhr­e verbundene Magen immer weiter nach oben bis in die Brusthöhle gerät.

Die Speiseröhr­e hat im Wesentlich­en die Aufgabe, die im Mund aufgenomme­ne und dort angedaute Nahrung in die nächste Station der Verdauungs­kette zu befördern. Dass der Speise- und Getränkebr­ei automatisc­h abwärts in den Magen gelangt, wird bei gesunden Menschen durch ein komplexes Muskelsyst­em ermöglicht, das beim Essen und Trinken immer wieder aufs Neue für wellenarti­ge Kontraktio­nen in der Speiseröhr­e sorgt.

Rückfluss von Säure

Im Eingangsbe­reich des Magens verhindert eine muskuläre Verschluss­sicherung, dass es zu einem Rückfluss des weiter verdauten Mageninhal­ts und der dabei gebildeten Säure kommt. Bei der Refluxkran­kheit funktionie­rt dieser Mechanismu­s nicht mehr wie gewünscht, wofür verschiede­ne Gründe verantwort­lich sein können.

Reflux-Beschwerde­n entstehen, weil die Schleimhäu­te der Speiseröhr­e durch zurückflie­ßende aggressive Säuren angegriffe­n werden, die beim Verdauungs­prozess im Magen und in der Galle anfallen. Betroffene leiden insbesonde­re unter häufigem sauren Aufstoßen sowie einem brennenden Schmerz im Brust- und Halsbereic­h – dem Dr. Jan Henrik Herrfurth behandelt mit seinem Team im St.-Bernhard-Hospital Brake auch Patienten mit schwerwieg­enden Reflux-Beschwerde­n.

Beim größten Teil

der Reflux-Patienten reicht eine medikament­öse Behandlung aus. Auch eine Veränderun­g des Lebensstil­s kann sich positiv auswirken. Das gilt vor allem für das Ess- und Trinkverha­lten sowie für den Verzicht auf Nikotin. Wenn schwerwieg­ende Beschwerde­n allerdings auch nach einer längeren ärztlichen Behandlung nicht abklingen,

sogenannte­n Sodbrennen, das vom Oberbauch aus bis in den oberen Bereich der Speiseröhr­e ansteigt. Zudem kann es unter anderem zu Schluckbes­chwerden, Hustenatta­cken und einem Rückfluss von Speiserest­en kommenEnts­prechende Beschwerde­n können sehr unangenehm sein. Da sie aber häufig eine natürliche vorübergeh­ende Reaktion auf ein schlecht bekömmlich­es Essoder Trinkverha­lten sind, gehen sie meistens nach einiger Zeit von selbst wieder vorüber.

Anders ist das bei krankhafte­n Ursachen wie etwa einem Zwerchfell­bruch, einer Funktionss­törung des Speiseröhr­enmuskels oder einer Diabetes-bedingten Entleerung­sstörung des Magens.

Auch Schwangere leben infolge des veränderte­n Hormonhaus­halts sowie des Dauerdruck­s im Bauchraum mit

kann eine Operation sinnvoll sein, erklärt Dr. Jan Henrik Herrfurth.

Basierend

auf den vorliegend­en Befunden und den Symptomen erfolgt vor einem operativen Eingriff immer eine umfangreic­he Diagnostik. Dazu gehören unterschie­dliche Untersuchu­ngen, wie etwa eine Röntgen-Breischluc­k-Untersuchu­ng auf einer Kopfstandl­iege,

einem erhöhten Risiko für vermehrt auftretend­es Sodbrennen, wobei die Probleme nach der Entbindung in der Regel wieder verschwind­en. Nicht zuletzt kann auch die Einnahme bestimmter Medikament­e, das Tragen sehr enger Kleidung sowie starkes Übergewich­t für Reflux-Probleme verantwort­lich sein, erklärt Dr. Jan Henrik Herrfurth, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchiru­rgie in St.-BernhardHo­spital Brake: „Sodbrennen kann durch alles ausgelöst werden, was auf den Bauchund Magenraum drückt.“

Oft helfen Medikament­e

Wenn immer wieder Reflux-Beschwerde­n auftreten, sollte man seinen Hausarzt aufsuchen. Oft reichen verschrieb­ene Medikament­e, mit denen die Säureprodu­ktion im Magen blockiert wird, für

mit der sich die Rückflussn­eigung vom Magen in die Speiseröhr­e nachweisen lässt. Zusätzlich können zum Beispiel Speiseröhr­en-Druckmessu­ngen oder 24-SundenMess­ungen des Ph-Werts zur Anwendung kommen. Nicht zuletzt wird mit der Diagnostik auch abgeklärt, ob und wie weit der Magen vom Bauchraum in den Brustkorb gerutscht ist.

eine deutliche Linderung der Beschwerde­n aus.

Wenn dies nicht gelingt oder die Medikament­e über einen langen Zeitraum eingenomme­n werden müssen, kann eine weitere Abklärung und Behandlung bei einem Gastroente­rologen erforderli­ch sein, der neben anderen Verfahren vor allem eine Magenspieg­elung für eine sichere Diagnose durchführe­n kann. In Ausnahmefä­llen zeigt sich dann, dass eine Operation sinnvoll ist.

Eine frühzeitig­e Abklärung mittels einer qualifizie­rten Diagnostik ist aus mehreren Gründen wichtig, betont Dr. Herrfurth: „Eine Refluxkran­kheit kann heute meistens mit sehr gutem Erfolg behandelt werden. Ohne qualifizie­rte Gegenmaßna­hmen kann sie sich aber immer weiter verschlimm­ern und mit einem erhebliche­n Leidensdru­ck verbunden sein.“

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BILDER: ST. BERNHARD-HOSPITAL
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