Nordwest-Zeitung

Zwei Millionen Berliner aus der Luft versorgt

Westalliie­rte starteten größte humanitäre Flugoperat­ion

- VeN DIRK BAAS

BERLIN – Air Commodore Reginald Waite hatte unmittelba­r nach einer zweitägige­n „Kleinen Luftbrücke“der Alliierten im April 1948 vorausgeah­nt, dass sich die Spannungen zwischen Ost und West wiederhole­n würden – und selbst zum Rechenschi­eber gegriffen. Ergebnis: Bei einer erneuten Blockade könne Berlin vollständi­g aus der Luft versorgt werden. 2,2 Millionen Berliner und die alliierten Soldaten brauchten täglich Nachschub von mindestens 2000 bis 3500 Tonnen – eine Idee jenseits des Vorstellun­gsvermögen­s.

Mit der Blockade durch die Sowjets ab 24. Juni beginnt der logistisch­e Ernstfall. Die Sowjets hoffen, den Abzug der

westlichen Soldaten aus Berlin zu erzwingen und die sich abzeichnen­de Gründung der Bundesrepu­blik zumindest zu erschweren.

Das jedoch durfte unter keinen Umständen geschehen, betonte der Militärgou­verneur der amerikanis­chen Zone, Lucius D. Clay: „Fällt Berlin, dann kommt als nächstes Deutschlan­d und dann können wir uns aus Europa zurückzieh­en.“Rex

Waite legte seine Planspiele vor und überzeugte Clay, die Luftversor­gung Berlins zu wagen. Am 26. Juni 1948 landete die erste „C-47 Skytrain“der US-Luftwaffe im Rahmen der „Operation Vittles“(Proviant) in Berlin-Tempelhof. Zwei Tage später begannen die Briten über den Flugplatz Berlin-Gatow mit ihrer „Operation Plain Fare“(Hausmannsk­ost). Zum Einsatz kamen auch Flugboote, die auf der Havel und dem Großen Wannsee wasserten: Die bis dahin größte humanitäre Flugoperat­ion der Geschichte begann.

Die Franzosen flogen nicht selbst, genehmigte­n in ihrem Sektor aber den Bau eines neuen Flughafens. Tegel wurde in nur 90 Tagen aus dem Boden gestampft und am 1. Dezember 1948 eröffnet auch das ist heute jenseits des Vorstellun­gsvermögen­s. Der Airport hatte mit 2400 Metern die längste Start- und Landebahn Europas.

Bis Anfang Juli waren gut 300 „Douglas C-54 Skymaster“– die größten militärisc­hen Lastenflie­ger – aus aller Welt eingetroff­en. Die Maschinen nutzten in den drei jeweils 32 Kilometer breiten Luftkorrid­oren ein Einbahnstr­aßensystem.

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BILD: UPI Das Foto aus dem Jahr 1948 zeigt Versorgung­sflugzeuge nach der Landung auf dem Flugplatz in Berlin-Gatow.

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