Ehrenzeichen 72 Jahre nach Vertreibung verliehen
Horst Milde für große Verdienste um 7tadt Breslau ausgezeichnet – Empfang im Rathaus
O?@ENBURGDBRES?AUNLRNCKI Hohe Auszeichnung für Horst Milde: Der frühere Oldenburger Oberbürgermeister und ehemalige Präsident des Niedersächsischen Landtages hat das „Ehrenzeichen von Breslau in Silber“erhalten. Breslaus Stadtpräsident Rafal Dutkiewicz würdigte mit der Auszeichnung die hohen Verdienste des 85-Jährigen um die Stadt. Milde wurde von der Auszeichnung überrascht bei seinem Besuch in Breslau zum traditionellen Johannisfest am vergangenen Wochenende. Seit 1973 unterhält Milde Kontakte nach Breslau. Die von ihm 1993 mitgegründete Partnerschaft zwischen Niedersachsen und Niederschlesien feiert in diesem Jahr 25-jähriges Bestehen. Die Initiierung von Schulpartnerschaften, die Sanierung von Denkmälern und der erfolgreiche Einsatz für Mittel aus der Stiftung deutsch-polnische Zusammenarbeit zählen zu Mildes Verdiensten.
Der Direktor der Breslauer städtischen Museen, Dr. Maciej Lagiewski, hatte das Ehepaar Milde zum jüngsten Besuch eingeladen – von der Ehrung war zuerst keine Rede. „Ich wollte mit dem Besuch der Gräber meiner Vorfahren endgültig Abschied von meiner schlesischen Heimat nehmen“, berichtete Milde nach seiner Rückkehr. Auf der Anreise habe er einen Anruf erhalten, er möge am nächsten Tag zu einem Empfang ins Breslauer Rathaus kommen. Ein geplantes Gespräch mit der Vorsitzenden der Deutsch-Sozial-Kulturellen Gesellschaft in Breslau, Renate Zajaczkowska, und ein Besuch des deutschen Soldatenfriedhofs in Nädlitz bei Breslau mussten verlegt werden.
Milde und seine Frau Brigitte wurden im Auftrag des Stadtpräsidenten von Vizepräsident Adam Grell im Saal des Präsidenten empfangen. „Mitbegrüßt wurden wir vom in vollem Ornat erschienenen Hetman der Breslauer Schützenbrüderschaft, deren Ehrenmitglied ich seit 21 Jahren bin.“Grell wies in seiner Rede auf den langen Einsatz von Horst Milde hin. Die Schützenbrüderschaft
schloss sich der Ehrung mit der Übergabe einer Gedenkplakette an. „Für mich war das alles bewegend, weil diese Ehrung am Vortag der Vertreibung meiner Eltern und mir aus Breslau genau 72 Jahren danach stattfand“, berichtet Milde.
„Damals stand ein kleiner 13-jähriger Junge eine ganze Nacht frierend im Regen und wartete auf den Transportzug, der ihn in einem Viehwagen aus Breslau fortbrachte. Und nun wurde er als Ehrengast im ersten Haus der Stadt vom obersten Repräsentanten empfangen. Was für eine total veränderte Situation!“Milde in seiner Dankesrede: „Ich sehe die Auszeichnung in einer Zeit nicht endender Kriege auch im Zusammenhang mit der nach wie vor bitter notwendigen Verständigungsarbeit mit Polen.“
Weitere Stationen des Besuches waren die Heimatorte von Mildes Vorfahren. Dazu gehörte ein Besuch am Grab von Großvater Ernst Milde und von Großmutter Elisabeth Fuhrmann. „Das Grab meines Großvaters ist seit 111 Jahren und das meiner Großmutter seit 83 Jahren auf den Friedhöfen erhalten – als einzige deutsche Gräber. Diese Tatsache und lange persönliche Freundschaften waren wesentliche Grundlagen für mein Handeln“, sagt Milde.
Seit der Vertreibung habe er Schlesien und Breslau mehr als 30 Mal besucht. Die Reise zur Verleihung des Ehrenzeichens in Silber sei seine Abschiedsreise. Nur wenn die Enkel es wollten, würde er ihnen ein letztes Mal seine Heimat zeigen. Horst Milde: „Sonst bleibt es dabei: Ich bin nach Breslau nach Hause gefahren, und ich bin von Breslau nach Leer und Oldenburg wieder nach Hause gefahren.“