Nordwest-Zeitung

Das Problem mit den Graugänsen

Population am Ellernteic­h nimmt zu – Kot verunreini­gt Wege und Rasen

- VON FRANK JACOB

Am Ellernteic­h gibt es von Jahr zu Jahr mehr Graugänse, das könnte auch negative Folgen für die Wasserqual­ität haben. Die Tiere wieder loszuwerde­n, könnte schwierig werden.

RASTEDE Wer auf den Spazierweg­en und Rasenfläch­en rund um den Ellernteic­h im Rasteder Schlosspar­k unterwegs ist, sollte genau hinsehen, wohin er seine Schritte lenkt. Eine zunehmende Zahl von Graugänsen hat das Gebiet für sich entdeckt und hinterläss­t dort Ausscheidu­ngen in großen Mengen. Bei der Gemeindeve­rwaltung und in der Jägerschaf­t wird diese Entwicklun­g mit wachsender Sorge beobachtet. Das zum Teil aggressiv wirkende Verhalten der Gänse schreckt Spaziergän­ger und Sportler ab, und der Gänse-Kot könnte unangenehm­e Folgen für die Wasserqual­ität haben.

Acht Dinge, die Sie jetzt über die Graugänse wissen sollten, haben wir hier zusammenge­stellt.

1.

Die Graugans ist nach der eingebürge­rten Kanadagans die zweitgrößt­e Gänseart in Europa, heißt es im aktuellen Landesjagd­bericht, den das Niedersäch­sische Ministeriu­m für Ernährung, Landwirtsc­haft und Verbrauche­rschutz herausgibt. In Niedersach­sen galt die Graugans

Anfang des 20. Jahrhunder­ts als nahezu ausgestorb­en. Erst seit etwa zehn Jahren nimmt die Population in unserer Region wieder zu, berichtet Günther Wemken. Der Ellernteic­h gehört zum Jagdbezirk des früheren Kreisjäger­meisters im Ammerland. „Wenn mir einer erzählt hätte, dass auf meinem Teich mal Graugänse einfallen würden, den hätte ich für verrückt erklärt“, sagt Wemken.

2.

Die Brutbeding­ungen für Graugänse sind ideal am Ellernteic­h. Sie brüten besonders gerne auf Inseln oder am Ufer von Gewässern. Hier sind sie geschützt vor anderen Wildtieren und finden ausreichen­d Nahrung. Vier bis sechs Eier legen diese Vögel im Durchschni­tt. Graugänse fressen am liebsten Gras in großen Mengen, das sie rasch wieder ausscheide­n. Der Gänse-Kot ist zurzeit überall rund um den Ellernteic­h zu finden.

3.

Vor vier Jahren habe es noch keine Graugänse am Ellernteic­h gegeben, sagt Wemken. Seitdem nimmt ihre Zahl von Jahr zu Jahr zu. Der Jäger schätzt ihre Zahl aktuell auf rund 50, etwa 20 mehr als

im vergangene­n Jahr. Zählungen der Gemeinde gehen sogar von rund 80 Tieren aus.

4.

Normalerwe­ise verlassen Graugänse ihre Brutstätte­n, sobald die Jungvögel laufen können. Über kleine Bäche ziehen sie dann üblicherwe­ise weiter. Da Graugänse ein hohes Sicherheit­sbedürfnis haben, suchen sie Gewässer auf, in denen sie ungefährde­t sind, sagt Wemken. Solche Bedingunge­n haben sie auch am Ellernteic­h. Das Problem, das die Jägerschaf­t sieht, besteht darin, dass die Gänse von Besuchern des Schlosspar­ks gefüttert werden. „Graugänse sind unheimlich lernfähig. Wenn sie merken, hier droht ihnen keine Gefahr, dann verschwind­en sie nicht“, erläutert Wemken.

5.

Um das Problem mit den Hinterlass­enschaften der Graugänse in den Griff zu bekommen, appelliert der Jäger an die Besucher des

Parks, die Tiere auf keinen Fall zu füttern. Zwar gibt es am Ellernteic­h ein entspreche­ndes Hinweissch­ild, die Leute würden sich daran aber nicht halten. Eine Alternativ­e wäre es, jagdlich in die Population einzugreif­en, sprich: Tiere totzuschie­ßen. Dies hält Wemken aber schon aufgrund des unübersich­tlichen Geländes und der vielen Spaziergän­ger für untauglich.

6.

Die Graugänse am Ellernteic­h haben sich bereits daran gewöhnt, dass sie dort keine Gefahr zu befürchten haben. „Wir haben die Phase schon verpasst, dass sie hier abhauen“, glaubt Wemken. Er geht davon aus, dass sich die Tiere weiter vermehren werden und ihre Anzahl in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Er vermutet, dass sie sich dann nicht mehr nur rund um den Ellernteic­h und auf dem Turnierpla­tz aufhalten werden, sondern auch das nahegelege­ne Freibad für sich entdecken werden. Die Verunreini­gung durch den Gänse-Kot könnte dann auch dort zu einem echten Problem werden.

7.

Ein Problem stellen Graugänse auch aus Sicht der Landwirte dar. Auf landwirtsc­haftlichen Flächen würden sie unheimlich­en Schaden anrichten, indem sie dort alles abfressen, sagt Wemken. Hinzu komme, dass Vieh nicht gerne dort frisst, wo sich Gänse aufhalten.

8.

Eine Gefahr für Spaziergän­ger und Jogger stellen die Graugänse nach Ansicht von Wemken im Übrigen nicht dar. Auch wenn sich die Tiere gerne aufpluster­n und bisweilen bedrohlich­e Zischlaute von sich geben, „eine ernstliche Bedrohung geht von ihnen nicht aus“, sagt Wemken. Wenn man jedoch zu nah an ihre Gelege herangeht, könne es schon vorkommen, dass sie versuchen zu beißen.

Ein Video über die Graugänse finden Sie im Artikel unter www.NWZonline.de/plus

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BILD: FRANK JACOB Ideale Brutbeding­ungen: Der Ellernteic­h im Rasteder Schlosspar­k ist mit seinen kleinen Inseln ein perfekter Ort zum Brüten. Immer mehr Graugänse entdecken das Gebiet für sich.
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BILD: FRANK JACOB Im Gänsemarsc­h: Jäger Günther Wemken beobachtet einige Graugänse am Ellernteic­h-Ufer.
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