Das Problem mit den Graugänsen
Population am Ellernteich nimmt zu – Kot verunreinigt Wege und Rasen
Am Ellernteich gibt es von Jahr zu Jahr mehr Graugänse, das könnte auch negative Folgen für die Wasserqualität haben. Die Tiere wieder loszuwerden, könnte schwierig werden.
RASTEDE Wer auf den Spazierwegen und Rasenflächen rund um den Ellernteich im Rasteder Schlosspark unterwegs ist, sollte genau hinsehen, wohin er seine Schritte lenkt. Eine zunehmende Zahl von Graugänsen hat das Gebiet für sich entdeckt und hinterlässt dort Ausscheidungen in großen Mengen. Bei der Gemeindeverwaltung und in der Jägerschaft wird diese Entwicklung mit wachsender Sorge beobachtet. Das zum Teil aggressiv wirkende Verhalten der Gänse schreckt Spaziergänger und Sportler ab, und der Gänse-Kot könnte unangenehme Folgen für die Wasserqualität haben.
Acht Dinge, die Sie jetzt über die Graugänse wissen sollten, haben wir hier zusammengestellt.
1.
Die Graugans ist nach der eingebürgerten Kanadagans die zweitgrößte Gänseart in Europa, heißt es im aktuellen Landesjagdbericht, den das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz herausgibt. In Niedersachsen galt die Graugans
Anfang des 20. Jahrhunderts als nahezu ausgestorben. Erst seit etwa zehn Jahren nimmt die Population in unserer Region wieder zu, berichtet Günther Wemken. Der Ellernteich gehört zum Jagdbezirk des früheren Kreisjägermeisters im Ammerland. „Wenn mir einer erzählt hätte, dass auf meinem Teich mal Graugänse einfallen würden, den hätte ich für verrückt erklärt“, sagt Wemken.
2.
Die Brutbedingungen für Graugänse sind ideal am Ellernteich. Sie brüten besonders gerne auf Inseln oder am Ufer von Gewässern. Hier sind sie geschützt vor anderen Wildtieren und finden ausreichend Nahrung. Vier bis sechs Eier legen diese Vögel im Durchschnitt. Graugänse fressen am liebsten Gras in großen Mengen, das sie rasch wieder ausscheiden. Der Gänse-Kot ist zurzeit überall rund um den Ellernteich zu finden.
3.
Vor vier Jahren habe es noch keine Graugänse am Ellernteich gegeben, sagt Wemken. Seitdem nimmt ihre Zahl von Jahr zu Jahr zu. Der Jäger schätzt ihre Zahl aktuell auf rund 50, etwa 20 mehr als
im vergangenen Jahr. Zählungen der Gemeinde gehen sogar von rund 80 Tieren aus.
4.
Normalerweise verlassen Graugänse ihre Brutstätten, sobald die Jungvögel laufen können. Über kleine Bäche ziehen sie dann üblicherweise weiter. Da Graugänse ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben, suchen sie Gewässer auf, in denen sie ungefährdet sind, sagt Wemken. Solche Bedingungen haben sie auch am Ellernteich. Das Problem, das die Jägerschaft sieht, besteht darin, dass die Gänse von Besuchern des Schlossparks gefüttert werden. „Graugänse sind unheimlich lernfähig. Wenn sie merken, hier droht ihnen keine Gefahr, dann verschwinden sie nicht“, erläutert Wemken.
5.
Um das Problem mit den Hinterlassenschaften der Graugänse in den Griff zu bekommen, appelliert der Jäger an die Besucher des
Parks, die Tiere auf keinen Fall zu füttern. Zwar gibt es am Ellernteich ein entsprechendes Hinweisschild, die Leute würden sich daran aber nicht halten. Eine Alternative wäre es, jagdlich in die Population einzugreifen, sprich: Tiere totzuschießen. Dies hält Wemken aber schon aufgrund des unübersichtlichen Geländes und der vielen Spaziergänger für untauglich.
6.
Die Graugänse am Ellernteich haben sich bereits daran gewöhnt, dass sie dort keine Gefahr zu befürchten haben. „Wir haben die Phase schon verpasst, dass sie hier abhauen“, glaubt Wemken. Er geht davon aus, dass sich die Tiere weiter vermehren werden und ihre Anzahl in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Er vermutet, dass sie sich dann nicht mehr nur rund um den Ellernteich und auf dem Turnierplatz aufhalten werden, sondern auch das nahegelegene Freibad für sich entdecken werden. Die Verunreinigung durch den Gänse-Kot könnte dann auch dort zu einem echten Problem werden.
7.
Ein Problem stellen Graugänse auch aus Sicht der Landwirte dar. Auf landwirtschaftlichen Flächen würden sie unheimlichen Schaden anrichten, indem sie dort alles abfressen, sagt Wemken. Hinzu komme, dass Vieh nicht gerne dort frisst, wo sich Gänse aufhalten.
8.
Eine Gefahr für Spaziergänger und Jogger stellen die Graugänse nach Ansicht von Wemken im Übrigen nicht dar. Auch wenn sich die Tiere gerne aufplustern und bisweilen bedrohliche Zischlaute von sich geben, „eine ernstliche Bedrohung geht von ihnen nicht aus“, sagt Wemken. Wenn man jedoch zu nah an ihre Gelege herangeht, könne es schon vorkommen, dass sie versuchen zu beißen.
Ein Video über die Graugänse finden Sie im Artikel unter www.NWZonline.de/plus