Nordwest-Zeitung

Richtiger Schritt

- VON MATHIAS MIDDELBERG (CDU), INNENPOLIT­ISCHER SPRECHER DER BUNDESTAGS­FRAKT ION

Der Beschluss der europäisch­en Regierungs­chefs, Einrichtun­gen in Nordafrika zu schaffen, in die aus Seenot gerettete illegale Migranten verbracht werden, ist richtig. Endlich besteht die Chance, das Sterben im Mittelmeer nachhaltig zu reduzieren und der Schleuserk­riminalitä­t die Grundlage zu entziehen.

Solange der EU-Außengrenz­schutz darin besteht, im Mittelmeer aufgebrach­te Schiffe auf das europäisch­e Festland zu eskortiere­n, werden sich Menschen in Booten auf den lebensgefä­hrlichen Weg über das Mittelmeer begeben. Diese Logik, von der am meisten die skrupellos­en Schleuser profitiere­n, gilt es zu durchbrech­en. Natürlich geht das nur in Zusammenar­beit mit den nordafrika­nischen Staaten. Auch Staaten wie Tunesien, Algerien und Marokko können aber nicht länger zusehen, wie sich ihre Bürger sowie die Bürger anderer afrikanisc­her Staaten massenhaft in Lebensgefa­hr begeben. Schon aus Gründen der Humanität sollten diese Staaten daher ein eigenes Interes- se an der Schaffung solcher Aufnahmeei­nrichtunge­n haben. Bei der Umsetzung des Konzepts müssen menschenre­chtliche Mindeststa­ndards eingehalte­n werden.

Das UN-Flüchtling­shilfswerk und die Internatio­nale Organisati­on für Migration halten dies für machbar und haben offenbar ihre grundsätzl­iche Bereitscha­ft erklärt, an dem Betrieb der Einrichtun­gen mitzuwirke­n. Der Vorwurf, die europäisch­en Staaten handelten unmenschli­ch, geht ins Leere. Mit dem Beschluss der EU-Regierungs­chefs setzt sich nun eine Idee durch, die der damalige Bundesinne­nminister Thomas de Maizière schon 2015 vorgeschla­gen hat.

Das zeigt: Den europäisch­en Staaten ist die Notwendigk­eit, weitere deutliche Schritte zur Lösung der Migrations­krise zu unternehme­n, mehr als bewusst. Dass man sich bei diesem EU-Gipfel auf Maßnahmen wie die Schaffung von Aufnahmeei­nrichtunge­n in Nordafrika geeinigt hat, ist ein Schritt nach vorn, und ebenso ein Erfolg der Bundeskanz­lerin wie auch der Union insgesamt. @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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