Nordwest-Zeitung

Fragezeich­en

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Gesichtser­kennung – das klingt irgendwie freundlich. Wie Selfie machen. Nur, dass der Staat auf der anderen Seite der Leitung die Fahrgäste beispielsw­eise in Bahnhöfen scannt. Berlin entwickelt sich derzeit zum Mekka aller Sicherheit­spolitiker. Der dortige Test zur Gesichtser­kennung im Bahnkreuz Süd belebt die Fantasien: Mittels Gesichtser­kennung in Sekundenbr­uchteilen lassen sich Terroriste­n aufspüren, die Wege von Islamisten nachzeichn­en und Gefährder aufspüren. Wenn die Signale nicht täuschen, zeigt sich auch die rot-schwarze Koalition in Niedersach­sen angetan von dem Projekt. Man kann nur warnend rufen: Hände weg!

Damit kein Irrtum aufkommt: Der Staat muss alle Möglichkei­ten nutzen im Kampf gegen den Terror. In Niedersach­sen leben derzeit etwa 70 Gefährder. Eine stagnieren­de Zahl. Sollen deshalb sämtliche Bahnhöfe und öffentlich­e Plätze mit Kameras für Gesichtser­kennung ausgerüste­t werden? Blitzschne­ll käme die Debatte, ob angesichts der Kosten die Suche nicht auf Schwerkrim­inelle ausgedehnt werden sollte. Oder auch auf normale Kriminelle? Betrüger? Steuer- oder Rotlichtsü­nder? Bußgeldver­gehen? Warum Grenzen setzen? Und wo? Die Büchse der Pandora wurde schon mal geöffnet. Das Ergebnis ist bekannt.

@ Den Autor erreichen Sie unter Reichenbac­hs@infoautor.de

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