Nordwest-Zeitung

Große Sorge vor Handelskri­eg

Europaabge­ordneter Lange bangt um Autoindust­rie

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

HANNOVER/WASHINGTON/LONDON „Die Nervosität in Niedersach­sen nimmt zu“, spürt Bernd Lange (SPD) deutlich. Nicht nur die Bundesregi­erung, sondern auch niedersäch­sische Unternehme­n machen sich immer größere Sorgen wegen des drohenden Handelskri­egs mit den USA und wegen der Folgen des EU-Austritts Großbritan­niens (Brexit), beobachtet der Europa-Abgeordnet­e. Der gebürtige Oldenburge­r (62), der als Vorsitzend­er im Handelsaus­schuss des EU-Parlaments sitzt, sieht vor allem Gefahren für die Autoindust­rie.

Die Strafzölle auf Stahl durch US-Präsident Trump treffen Niedersach­sen nicht sehr empfindlic­h. Die Stahlexpor­te aus Niedersach­sen in die USA sind „eher minimal“, so Lange. Weit dramatisch­er würde die Wirkung von angedrohte­n Strafzölle­n auf Autoimport­e ausfallen. „Ich gehe davon aus, dass es passiert“, sagte der Europa-Abgeordnet­e: „Wir müssen uns darauf einstellen.“

Besonders betroffen: der Volkswagen-Konzern. Die USA importiere­n rund acht Millionen Autos jährlich bei einem Automarkt von rund 17 Millionen Fahrzeugen. Während VW rund 800 000 Autos in den USA produziert, die nicht betroffene­n wären, leiden die Konzerntöc­hter umso mehr. Deutsche Autos beherrsche­n 40 Prozent des Luxussegme­nts in den USA mit Audi und Porsche vor allem.

Auch beim Brexit sieht Lange große Fragezeich­en für die heimische Wirtschaft. Wie sieht die Übergangsz­eit aus? Welches Gericht entscheide­t bei Streit? Wie fallen die Zollkontro­llen aus? Langes Schreckens­vision: Würde jeder Lkw nur zwei Minuten kontrollie­rt, würden sich vor dem Tunnel unter dem Ärmelkanal 27 Kilometer lange LastwagenS­taus bilden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany