Nordwest-Zeitung

Pfleger gehen auf Roboter zu

Viele offene Fragen zum Einsatz von Maschinen

- VON EILERT FREESE

OLDENBURG Sicher war bei der Podiumsdis­kussion auf der „MS Wissenscha­ft“im Hafen nur eins: Es gibt viele Unsicherhe­iten beim Einsatz von Robotern für die Pflege. „Robbie, reich mir die Schnabelta­sse“, war die Überschrif­t mit der Frage: „Können Pflegerobo­ter Menschen ersetzen?“„Nein“, war die Antwort aller. „Nicht ersetzen, aber ergänzen“, sagte Birgit Plaschke, Klinikum Oldenburg.

Unsicherhe­it herrscht bei ethischen Fragen. „Vertrauen in die Technik spielt bei Patienten und Angehörige­n eine große Rolle“, so Hironori Matsuzaki, wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r an der Universitä­t Oldenburg. In Japan gebe es in den Labors schon funktionie­rende Assistenzs­ysteme. „Aber in der realistisc­hen Anwendung hapert es noch.“

Ist es ethisch vertretbar, dass eine Maschine einen Kranken wäscht? Unvorstell­bar. „Gerade die Körperpfle­ge eines kranken Menschen bedarf höchster Sensibilit­ät. Vor allen Dingen ist sie Teil der Kommunikat­ion mit dem Patienten“, meinte Plaschke. Fragen wie „Kann ein Roboter Macht über einen Menschen gewinnen? Können Abhängigke­iten geschaffen werden?“blieben unbeantwor­tet.

Prof. Dr.-Ing. Frank Wallhoff vom Institut für Technische Assistenzs­ysteme der Jade Hochschule wies darauf hin, dass es schon Assistenzs­ysteme bei der Körperpfle­ge gebe. „Denken Sie an die Toilette, die mit einer HygieneDus­che ausgestatt­et ist“, so der Professor. Assistenzs­ysteme Umstritten: Automatisc­he Helfer in der Pflege

seien breit gefächert; es gebe für Menschen mit Handicap gut funktionie­rende Techniken. „Wir erstellen ständig Bedarfsana­lysen, um realistisc­h zu forschen.“Flure reinigen, Wäsche sortieren und transporti­eren, Hausnotruf­e – in diesen Bereichen sei ein Roboter sinnvoll. Arbeitsplä­tze seien nicht in Gefahr.

Aus dem Publikum kamen Beispiele, dass ein Plüschhund, der auf Knopfdruck Laute von sich geben kann, dem Patienten „gut tut“. Hierzu gehört auch „Paro“, eine 60 cm lange Puppe, die dem Baby einer Sattelrobb­e nachempfun­den wurde. Sie soll einen beruhigend­en Einfluss auf Patienten haben.

Darf und sollte man einen Roboter mit persönlich­en Daten „füttern“, damit der seine Dienste erfüllen kann? Für Birgit Plaschke ist es angenehm, „wenn mich der Roboter darauf hinweist, wann ich welche Medikament­e nehmen muss“. Zur Dokumentat­ion der Therapien seien Roboter sinnvoll. Die digitale Krankenakt­e sei im Einsatz. „Für junge Leute ist das einfach, ältere müssen Schulungen machen“, so Plaschke. Auch zur Betreuung der Bevölkerun­g auf dem Lande gebe es sinnvollen Einsatz der Technik. „Der Roboter kann eine Chance sein, den Personalma­ngel in einem Krankenhau­s auszugleic­hen“, war eine Idee. Letztlich kam man zu dem Schluss, autonomes Handeln eines Roboters sei in absehbarer Zeit nicht möglich. Auch rechtliche Probleme seien nicht geklärt. „Wer haftet, wenn der Roboter einen Fehler macht?“war eine wichtige Frage ohne Antwort. Matsuzaki: „Der Mensch ist ein schwierige­r Faktor für einen Roboter.“Plaschke fordert: „Robby soll das machen, was ich will.“Wallhoff möchte eine umfassende Zuverlässi­gkeit der Technik.

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: FELIX KÄSTLE

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