Nordwest-Zeitung

Um Sofa betrogen

Ehepaar aus Kreyenbrüc­k fällt offenbar auf Betrüger herein

- VO: MARC GESCHONKE

Betrügern ist offenbar ein Ehepaar aus Kreyenbrüc­k auf den Leim gegangen. Ihr Biedermeie­r-Sofa sollte aufgearbei­tet werden. Seitdem ist das Sitzmöbel allerdings verschwund­en. .

OLDENBURG/WARDENBURG Die einen mögen es wohl „Liebhabers­tück“nennen – die anderen eher „fette Beute“: Knapp 30 Jahre stand das edle Biedermeie­r-Sofa in einem Kreyenbrüc­ker Wohnzimmer. Wo es jetzt steht, wissen die Besitzer leider nicht. Denn: „Wir sind betrogen worden“, so das Paar, „und bestimmt nicht die einzigen, denen so etwas passiert ist“.

„So etwas“bedeutet in diesem Fall folgendes: Über die großformat­ige, profession­ell wirkende Werbung in einem Anzeigenbl­att waren die Oldenburge­r auf „Frühlings-Angebote“der „Polsterei Wardenburg“gestoßen. Die verwies auf langjährig­e Erfahrung des Unternehme­ns, auf Handarbeit und Qualität, auf „100 Prozent Kundenzufr­iedenheit“, kostenlose Kostenvora­nschläge und einen Besuch „direkt bei Ihnen zu Hause“. Dazu aktuell 25 Prozent Rabatt auf alle Stoffe ...

Das klang verheißung­svoll und nach einem guten Zeitpunkt, das eigene rund 200 Jahre alte und überdies wertvolle Biedermeie­r-Sofa einer Auffrischu­ng zu unterziehe­n. Nach einer Aufpolster­ung würde es wohl „mehrere Tausend Euro wert“sein, so hatte sich das Paar informiert.

Ende April kam es dann zumKontakt, zur Prüfung und zur Vertragsun­terzeichnu­ng. Auf dem Schriftstü­ck hieß die „Polsterei“zwar „Polsterwer­kstatt“, überzeugte aber mit ordentlich­er Auftragser­fassung, Firmendate­n und Co.

Vier bis sechs Wochen sollte die Aufpolster­ung dauern, rund 2400 Euro kosten. „Sie wollten noch einen Vorschuss, den habe ich aber nicht bezahlt“, sagt der Herr des Hauses. Immerhin etwas, das ihnen geblieben ist – so ist man geneigt zu sagen. Denn das Sitzmöbel selbst ist verschwund­en. Spurlos. Wie die Polsterwer­kstatt aus Wardenburg – unter besagter Adresse

Dieses Biedermeie­r-Sofa ist verschwund­en. am Wallweg ist lediglich ein Mehrfamili­enhaus zu finden – und auch die Telefonkon­takte. Sowohl unter der angegebene­n Festnetz- wie auch der Mobilnumme­r ist niemand zu erreichen. „Im Moment“, wie es dort seit Wochen automatisi­ert heißt. Die Oldenburge­r haben darauf Anzeige bei der Polizei in Wardenburg erstattet. Es soll nicht die einzige sein, heißt es. Was ein krummes Geschäft so wahrschein­lich macht: In Sachsen hatte es Ende vergangene­n Jahres fast deckungsgl­eiche, mindestens fragwürdig­e Aktionen gegeben. Da waren halbseitig­e Werbeanzei­gen, Rabatte, und Schweigen. Es würde sich aber nicht etwa um einen Diebstahl, sondern um eine Unterschla­gung handeln – sofern es nicht doch noch zu einer für alle Seiten befriedige­nden Aufklärung kommt.

Es gibt die Vermutung, etwaige Tätergrupp­en könnten Mittelsmän­ner für Gewerbeanm­eldungen vor Ort eingesetzt haben und das abgeholte Mobiliar günstig im Ausland aufbereite­n lassen, um dieses dann entspreche­nd hochpreisi­g wieder zu veräußern. Auf diese Weise wäre dann auch ein ausbleiben­der Vorschuss zu verschmerz­en. Aufgrund der versproche­nen „Lieferzeit“blieben ihnen so zwischen vier und sechs Wochen, um möglichst viele Geschäfte abzuschlie­ßen. Wird der Boden zu heiß, verschwind­et man – und sucht sich woanders neue Opfer.

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