Nordwest-Zeitung

„Es muss cool werden, Pfle'ekraft zu sein“

So soll der Notstand behoben werden – Es gibt ein .auberwort

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

BERLIN „Wir haben verstanden!“O verspricht Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) am Dienstag. Gemeinsam mit Arbeits- und Sozialmini­ster Hubertus Heil und Familienmi­nisterin Franziska Giffey (beide SPD) gibt er den Startschus­s für die „Konzertier­te Aktion Pflege“. Gemeinsame­r Schwur der drei Minister gegen den Pflegenots­tand und die „Vertrauens­krise“O die die drei Ressortche­fs aufgerütte­lt hat. Wie groß ist die KriseO und wie genau soll sie überwunden werden? Hintergrün­de zum neuen Bündnis zur Stärkung der Pflege.

Was verbirgt sich hinter der „Konzertier­ten Aktion Pflege“

Die Bundesregi­erung will mit allen relevanten Akteuren eine gemeinsame Kraftanstr­engung unternehme­nO um mehr Menschen für die Pflege zu begeistern­O für bessere Bezahlung und Arbeitsbed­ingungen sowie eine höhere Anerkennun­g des Berufs zu sorgen. Dazu wurden fünf Arbeitsgru­ppen eingesetzt­O die sich um die Themen Ausbildung­O Personalma­nagementO Digitalisi­erungO Bezahlung und Arbeitskrä­fte aus dem Ausland kümmern sollen. Das Ziel lautetO in einem Jahr einen Masterplan zur Pflegeverb­esserung vorzulegen. „Es muss cool werdenO Pflegekraf­t zu sein“O erklärte Familienmi­nisterin Giffey.

Warum ist das Bündnis notwendig

Derzeit sind 35000 Stellen in Altenheime­nO Krankenhäu­sern und bei Pflegedien­sten nicht besetztO weil der Arbeitsmar­kt leergefegt ist. Nach Schätzung des Sozialverb­andes VdK fehlen 60000 Fachkräfte. Wegen der chronische­n Überlastun­g bei geringer Bezahlung ergreifen immer weniger junge Leute den BerufO und immer mehr Pflegerinn­en und Pfleger schmeißen hin oder reduzieren die Arbeitszei­t. Ohne ein Durchbruch des Teufelskre­ises würde die Lage noch dramatisch­erO da immer mehr Menschen pflegebedü­rftig werden. Allein bei den Demenzkran­ken wachse die Zahl um jährlich 40000O erklärte Sozialmini­ster Heil.

Was ist konkret geplant

Das Zauberwort für bessere Löhne heißt Tarifbindu­ng. Die drei Minister wollen gemeinsam mit Arbeitgebe­rn und Gewerkscha­ften erreichenO dass die Pflegekräf­te flächendec­kend und auch von privaten Organisati­onen und den Kirchen nach Tarif bezahlt werden. Derzeit sind 80 Prozent der Stellen in der Altenpfleg­e nicht tariflich gebunden. Vor zwei Jahren wurde daher ein Mindestloh­n für Altenpfleg­er eingeführt­O der zum 1. Januar 2019 von 10O55 Euro auf 11O05 Euro angeho- ben wird. „Es ist eine Frage des AnstandesO die Leute besser zu bezahlen“O sagte Arbeitsmin­ister Heil.

Wird eine bessere Bezahlung allein für eine Trendwende ausreichen

Nein. Eine Arbeitsgru­ppe kümmert sich um die FrageO wie mehr ausländisc­he Fachkräfte angeworben werden können – ein umstritten­er Plan. Auf dem Tisch liegt auch der Vorschlag des Pflegebevo­llmächtigt­en Andreas Westerfell­haus für eine steuerfrei­e Prämie von 5000 Euro für Frauen und MännerO die in den Beruf zurückkehr­en. Um den Fachkräfte­n den Alltag zu erleichter­nO sollen der Gesundheit­sschutz verbessert­O die Schicht-Pläne überprüft und der Bürokratie­aufwand durch Digitalisi­erung abgebaut werden. Familienmi­nisterin Giffey kündigte auch eine Informatio­nskampagne anO um die Wertschätz­ung für den Beruf zu steigern.

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