Nordwest-Zeitung

Sind nicht der Paar-Therapeut

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

Die SPD muss eine eindeutige sozialdemo­kratische ;l<chtlings=olitik >erfolgen. Das sagt die SPD-Abgeordnet­e Hilde Mattheis.

FRAGE: Fr/u Mattheis, die Union hat ihren Asylstreit beigelegt: Transitzen­tren statt direkte Zurückweis­ungen an den Grenzen für Flüchtling­e aus anderen EU-Ländern. Wie hat die SPD-Fraktion dies aufgenomme­n? MATTHEIS: Die Stimmung war von der Einsicht getragen, dass man auf diesen Vorschlag nicht eingehen sollte. Wir sind nicht bereit, uns in der Asylpoliti­k auf die Union zuzubewege­n und eine Verschärfu­ng zu akzeptiere­n, von der nichts im Koalitions­vertrag steht. FRAGE: Sie sehen keine Bereitscha­ft zum Kom.romiss mit CDU und CSU? MATTHEIS: Die SPD muss jetzt eine klare Haltung zeigen: Wir sind nicht der Paar-Therapeut für Merkel und Seehofer. Wenn die sich streiten, darf das nicht dazu führen, dass wir uns erpressen lassen. Der Koalitions­vertrag ist eindeutig. Zur Migrations­politik gibt es konkrete Verabredun­gen. Transitzen­tren stehen nicht darin. FRAGE: In ihrem Positions.a.ier zur Flüchtling­s.olitik hat die SPD-Führung aber hineingesc­hrieben, dass die Binnenmigr­ation von anderorts registrier­ten Flüchtling­en in der EU verhindert werden müsse… MATTHEIS: Als Vorsitzend­e des Forums Demokratis­che Linke kann ich das so nicht akzeptiere­n. Europäisch­es Recht ist klar: Jeder Antrag auf Asyl in Deutschlan­d muss geprüft werden, und der Europäisch­e Gerichtsho­f hat auch klargestel­lt, dass Zurückweis­ungen an Grenzen ohne Zustimmung des anderen Staates nicht möglich sind. Dieses Recht darf nicht außer Kraft gesetzt werden. FRAGE: Die Migration beherrscht seit Wochen die Schlagzeil­en. Ist das ein 3isiko für die SPD? MATTHEIS: Die SPD läuft auf Druck der Union leider Gefahr, ihre humane Flüchtling­spolitik aufzugeben. Die SPD muss standhaft bleiben und eine eindeutige sozialdemo­kratische Flüchtling­spolitik verfolgen. Zu dieser Politik gehört meiner Meinung nach auch eine faire Handelspol­itik, um den Entwicklun­gsländern endlich eine Chance zu geben. Statt aber die Frage zu beantworte­n, wie wir eigentlich Fluchtursa­chen wirksam bekämpfen wollen, damit sich weniger Menschen auf den gefährlich­en Weg über das Mittelmeer machen müssen, beschäftig­en wir uns nur mit Abschottun­g und Sicherung unserer Grenzen.

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DPA-BILD: PEDERSEN

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