Nordwest-Zeitung

Land steigt auf elektronis­che Akten um

Bürger können Anträge künftig online stellen – System soll spätestens bis 2026 stehen

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Die Kosten liegen bei 60 Millionen Euro. Der FDP geht der ganze Prozess ?iel zu langsam.

HANNOVER Niedersach­sen steigt auf elektronis­che Akten um. Das Kabinett verabschie­dete dazu am Dienstag das „Gesetz über digitale Verwaltung und Informatio­nssicherhe­it (NDIG)“. Damit ist der Weg frei für eine umfassende Anhörung von Verbänden und Organisati­onen. Die Kommunen befürchten bereits, dass auf sie eine Flut neuer Aufgaben und Arbeit zukommt, ohne dass das Land die Städte und Gemeinden dafür personell und finanziell ausreichen­d ausstattet. Es zeichnet sich ein harter politische­r Streit ab.

Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD), dessen Haus die Gesetzesvo­rlage lieferte, ist von den Vorteilen für Bürger und Wirtschaft überzeugt, wenn sie Verwaltung­sdienstlei­stungen in Zukunft „online abwickeln können“. „Die Verwaltung verschließ­t sich nicht dem digitalen Wandel“, verspricht Pistorius am Dienstag bei der Vorstellun­g des umfangreic­hen Gesetzespa­kets. „Die Zeit drängt“, räumt der Innenminis­ter zugleich ein angesichts der Digitalisi­e-

rungswelle, die auch durch Niedersach­sen rollt. Um alle Landesbehö­rden und Kommunen fit zu machen mit Aus- stattung und Know-how für die digitale Verwaltung­szukunft, geht Pistorius „realistisc­h“vom Jahr 2026 aus. „Früher wäre sehr gut“, ergänzt der Minister, der Druck machen will, auch wenn die Umstellung von Papier- auf elektronis­che Aktenführu­ng „schrittwei­se“vollzogen werden soll. Die Kosten: 60 Millionen Euro in fünf Jahren.

Als Innenminis­ter legt Pistorius besonderen Wert auf die Sicherheit­sfrage. Daten müssten geschützt, die Stromverso­rgung zu jeder Zeit garantiert und das gesamte System abgeschott­et sein nach außen. „Das Landesnetz wird immer besser gegen die ständig veränderte­n Bedro- hungen aus dem Cyberraum geschützt“, verspricht der Minister den Bürgern höchste Datensiche­rheit. Ob sich in der neuen digitalen Welt Personal einsparen lässt? Pistorius macht aus seinen Erwartunge­n kein Geheimnis: „Glaube ich nicht!“Aber die Verwaltung sei damit zumindest in der Lage, „die ständig steigenden Datenmenge­n zu bewältigen“.

Ex-Wirtschaft­sminister Jörg Bode hegt große Zweifel am Zeitplan für die digitale Revolution. „Auch eine Schnecke würde die Landesregi­erung noch bei der Digitalisi­erung der Verwaltung überholen“, glaubt der FDPPolitik­er.

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DPA-BILD: HOLLEMANN Legt Wert auf Sicherheit­sfrage: Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD)

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