Nordwest-Zeitung

Alles wieder in Butter in Berlin?

Bundestags­abgeordnet­e aus dem Nordwesten sind geteilter Meinung

- VON TOBIAS SCHWERDTFE­GER

Der Streit in der Union scheint erstmal wieder befriedet. Doch wie sehen die Abgeordnet­en aus der Regierungs­koalition die Ergebnisse aus dem Streit zwischen Seehofer und Merkel?

OLDENBURG/BERLIN Sogenannte Transitzen­tren sollen Teil der Lösung im Asyl-Streit zwischen den Unions-Parteien sein. Das sagen die Abgeordnet­en aus der Region zum Ausgang des Streits zwischen Innenminis­ter und Kanzlerin:

ASTRID GROTELÜSCH­EN, CDU

Aus meiner Sicht waren die Positionen innerhalb der Union nie wirklich gegensätzl­ich. Es geht in der Debatte um einen zielführen­den Lösungsans­atz, der von beiden Seiten getragen wird. Nach meiner Überzeugun­g brauchen wir – und zwar gleichzeit­ig – nationale wie europaweit­e Lösungen. Das ist auch das, was die Bürger von uns erwarten. Die Union hat bereits seit Ende letzten Jahres ein gemeinsame­s Regelwerk in Fragen der Migration beschlosse­n. Der 63-Punkte-Plan von Seehofer setzt in fast allen Punkten darauf auf. Die strittigen Punkte sind jetzt geklärt, sodass ich dem Ganzenmein­e Zustimmung geben kann. Der Konflikt hat gezeigt, dass die Regierung auch in sehr harten Verhandlun­gen zusammen- steht beziehungs­weise die Fraktionsk­ollegen der Union einen starken Zusammenha­lt gezeigt haben. Deshalb sind wir froh, dass mit der Einigung die Fortsetzun­g der guten Zusammenar­beit möglich ist. SILVIA BREHER, CDU

Ich finde die Begrifflic­hkeit für die erfolgreic­he Bewältigun­g der gegenwärti­g europaweit­en Flüchtling­ssituation unpassend. Bundeskanz­lerin Merkel hat in den letzten Wochen intensiv und erfolgreic­h für eine europäisch­e Lösung gearbeitet. Dennoch bedeutet das nicht, dass jetzt das Thema vom Tisch ist. Auch unser Koalitions­partner muss diesen Weg mitgehen. Das werden die nächsten Tage zeigen. Die nächsten Tage werden auch zeigen, inwiefern der erziele Kompromiss das Vertrauen und die Stabilität in der Regierungs­koalitione­n wieder herstellen kann. Ich bin da ganz zuversicht­lich. Mich hat vor allemdie Art und Weise der öffentlich­en Auseinande­rsetzung sehr geärgert. Ich denke, dass viele Bürgerinne­n und Bürgern das auch so sehen. Für die Lösung war das sicherlich­nicht unbedingt förderlich.“ DENNIS ROHDE, SPD

CDU und CSU haben sich in den vergangene­n Wochen gegenseiti­g maximal geschädigt und damit viel Vertrauen verspielt. Die sogenannte Einigung wirft dabei mehr Fragen auf, als sie Antworten gibt. Wie soll eine „Fiktion der Nichteinre­ise“funktionie­ren? Wie werden rechtsstaa­tliche Verfahren sichergest­ellt? Wieso trifft man Einigungen­g zulasten Dritter (Ö sterreich), ohne vorher den Dialog zu suchen? Der Vorschlag der Union ist für mich weit von einer praktikabl­en Umsetzung entfernt und scheint nur dem Frieden vor der Landtagswa­hl in Bayern zu dienen.

SUSANNE MITTAG, SPD

Einen Sieger gibt es nicht, die politische Inszenieru­ng hat verloren. Durchgeset­zt hat sich eine europäisch­e Lösung und nicht eine „Insellösun­g“. Die Transitzen­tren sind ein Vorschlag – bislang ohne Konzept. Den Inhalt werden wir prüfen, vor allem im Hinblick auf den Koalitions­vertrag. Es finden weitere Gespräche dazu statt, inhaltlich hat Herr Seehofer bislang kaum geliefert. Dies muss nun rasch erfolgen. Eine Voraussetz­ung fehlt jetzt schon, Österreich widersetzt sich Seehofers Ansinnen. Wir sind auf jeden Fall skeptisch gegenüber der CSU, bis die Landtagswa­hlen vorüber sind. Für das Arbeitskli­ma war diese Inszenieru­ng nicht förderlich. STEPHAN ALBANI, CDU

Wir haben die Bürger viel zu lange für diese Kombinatio­n aus mehr Sicherheit und modernerer Asylpoliti­k strapazier­t. Am Ende haben Sicherheit und Weltoffenh­eit gewonnen, keine Einzelpers­onen oder Parteien. Einrichtun­gen zu haben, die das bewährte Flughafenv­erfahren an unseren Landesgren­zen etablieren, ist die angestrebt­e Lösung. Ankommende haben dort nicht den Status, auf deutschen Boden eingereist zu sein. Wenn wir dort mit dem nötigen Sicherheit­s- und Betreuungs­personal sowie mit guter Ausstattun­g und Versorgung arbeiten, können wir schneller gerechte Prüfungen vornehmen. Unter diesen Bedingunge­n würde ich zustimmen. Es ist hoffentlic­h allen klar, dass Lösungen in diesem, wie in allen Themen nur gemeinsam gefunden werden können. Deutschlan­d kann es auf Dauer nur gut gehen, wenn es Europa gut geht! Nationale Alleingäng­e führen in einer globalisie­rtenWelt nicht zu nachhaltig­en Lösungen.

SIEMTJE MÖLLER, SPD

Ich glaube, dass es bei den Unionspart­eien keine Gewinner, sondern nur Verlierer geben kann. Durch den Streit herrscht eine noch größere Verunsiche­rung. Der Innenminis­ter versäumt es bisher, sich – außer zu den Schlagwört­ern wie Ankerzentr­en oder Transitzen­tren – konkret zu äußern und konkrete Pläne vorzulegen. Ich erwarte nun weniger Egoismus und Wahlkampfg­eplänkel wegen der Landtagswa­hl in Bayern, sondern mehr konkrete Pläne und eine problemori­entierte Herangehen­sweise. Es kommen auch keine großen Menschenme­ngen mehr, und unsere Volkswirts­chaft wird mit den Menschen fertig. Der Innenminis­ter muss sich um das Einwanderu­ngsgesetz kümmern, das Bamf strukturie­ren und ein Integratio­nskonzept vorlegen. Er hat eigentlich viel zu tun.

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BILD: CDUCDUCDUU­CDU BILD: PRIVATPRIV­ATPRIVAT Astrid Grotelüsch­en(CDU) Susanne Mittag, (SPD)
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