Nordwest-Zeitung

Win aekeit als neue Volkskrank­heit?

Wer einsam ist, erkrankt häufiger – eine Therapie kann wichtige Impulse geben

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78Igen Wiese, Heilprakti­ker für Psychother­apie

M|N/RDWERR s-RD D-/ Z-RD/| EIs D/U GEIs . W/NN/15N/R, der Arbeit oder der Liebe wegen. Irgendwann ist auch der Ehepartner tot. Freunde und Bekannte altern, die Besuche lassen nach— vor allem wenn man nicht mehr in der Lage ist, selbst mit dem Auto oder dem Bus zu fahren. Einsamkeit macht krank

Ei iHnt Hnibesonde­re die alten Menschen, welche sich zunehmend einsam fühlen und darunter leiden. Wer sich einsam fühlt, erkrankt häufiger als andere Menschen – an Krebs, einem Herzinfark­t, Schlaganfa­ll, an Depression­en oder Demenz. Menschen, die sich in Einsamkeit wähnen, sterben eher. Umgekehrt ist es zuverlässi­g erwiesen, dass eine soziale Eingebunde­nheit, ein gutes soziales Netz wichtige Schutzfakt­oren für die geistige und körperlich­e Gesundheit sind.

Einsamkeit ist auch ein großes Thema in der Psychother­apie. Menschen leiden an dem Gefühl der Einsamkeit und von diesen nagenden Emotionen aus entwickeln sich sehr leicht tiefe Zweifel am Sinn des Lebens. Und auch die Angst vor der Einsamkeit hinterläss­t ihre Spuren im täglichen Leben. Aus Angst vor einer möglichen Einsamkeit werden Konflikte nicht ausgetrage­n und eine überfällig­e Loslösung oder Trennung wird vermieden.

In Großbritan­nien gibt es inzwischen ein eigenesMin­isterium für »Einsamkeit«. Die Briten begründen diesen Schrittmit der »traurigen Realität des modernen Lebens«, die auch dort Millionen von Menschen betrifft. Es geht um »Menschen, die niemanden haben, mit dem sie reden oder ihre Gedanken und Erfahrunge­n teilen können«.

In Deutschlan­d steht die Politik hier noch ganz am Anfang. Bei uns werden in den Medien ältere Menschen gerne als milde lächelnde, körperlich fitte und hübsche »Sil- ver Surfer« dargestell­t. Doch auch bei uns sieht die Realität oft anders aus: Im Alter leiden viele Menschen unter Krank- heit, Pflegebedü­rftigkeit und zunehmend auch - unter Einsamkeit. Ein Problem, das mit unserer rapide alternden Gesellscha­ft zunimmt - und dennoch kaum thematisie­rt wird.

Einsamkeit ist etwas anderes als Alleinsein

Die Ursache der Einsamkeit ist nicht einfach der Mangel an sozialen Kontakten. Manche Menschen fühlen sich inmitten von anderen Menschen allein, weil sie keine Verbindung fühlen oder aufnehmen können, weil sie sich in ihrer ganz eigenen Art fehl am Platze finden.

Auf der anderen Seite können wir ganz allein sein, ohne dass das Gefühl der Verlassenh­eit entsteht. Wir sind in Verbindung mit uns selbst und genügen uns völlig. Dieser Rückzug zu einem selbst kann eine Möglichkei­t der Selbstfind­ung sein.

Aber warum sind zwischenme­nschliche Beziehunge­n überhaupt so wichtig?

Der Mensch ist aufgrund seiner biologisch­en Herkunft ein durch und durch soziales Lebewesen. Enge Freundscha­ften sind gut für uns Menschen, weil sie Verlässlic­hkeit, Sicherheit, Geborgenhe­it und Verstehen bedeuteten. Auch um unser Selbstbewu­sstsein aufrechtzu­erhalten und unsere Unsicherhe­it zu verringern, sind wir Menschen auf enge Beziehunge­n zu unseren Mitmensche­n angewiesen.

Was kann man gegen Einsamkeit tun?

Es gibt sicher keine allgemein gültige Lösung. Aber einander helfen, gemeinsam musizieren, singen, tanzen oder Zeit draußen in der Natur verbringen, wirken gegen Einsamkeit und bringen uns wieder einander näher.

Auch sollten wir die gesellscha­ftlichen Rahmenbedi­ngungen verbessern, um Betroffene­n eine Teilnahme am sozialen Leben überhaupt zu ermögliche­n. Wir brauchen auch einen Ausbau der psychother­apeutische­n Versorgung, denn Menschen, die schon lange chronisch einsam sind, kommen häufig nicht mehr ohne profession­elle Unterstütz­ung aus.

Mehr Informatio­nen unter www.juergenwie­se.de

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BILD: BICHMANN

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