Nordwest-Zeitung

Fans fühlen sich entfremdet von der „Mannschaft“

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- VON CHRISTOPHE­R WECKWERTH

BERLIN Wer einen Blick auf die Webseite des offizielle­n Fanclubs der Nationalma­nnschaft „powered by Coca Cola“wirft, stößt früh auf eine Anzeige des DFB-Fanshops: „Tanktops im Urban Style“werden prominent beworben, 10 Euro für Frauen, 12 Euro für Herren – und: „exklusiv für Fanclub Mitglieder“. Der Fan als Kunde: Das ist nach dem WM-Aus einer der größten Kritikpunk­te am Deutschen Fußball-Bund (DFB).

„Die Mannschaft“nennt sich die Nationalel­f seit 2015. Hinzu kamen Slogans wie „ BestNeverR­est“(etwa: Die Besten lassen nie nach), zusammen mit Mercedes, und „ ZSMMN“(zusammen).

„Ein Marketings­logan kann immer nur so gut sein, wie er mit Leben gefüllt wird“, sagt Pierre Hatje vom Unternehme­n „Impact Emotions“, das den Erfolg der „ ZSMMN“-Kampagne untersucht hat. Das Ergebnis der Befragung von 400 repräsenta­tiv gewählten Fans: Nur jeder Fünfte verstand, was die Buchstaben­sammlung überhaupt heißen sollte, nur jeder Vierte bewertete die Kampagne positiv. Viele Anhänger fühlen sich nicht mehr als respektier­ter Teil des Ganzen. „Der DFB war wohl noch nie so weit weg von den Fans, wie er es heute ist“, sagt Jochen Grotepaß von der Fan-Organisati­on „Unsere Kurve“. Sig Zelt vom Bündnis „ProFans“betont: „Fußballfan­s sehen sich in erster Linie als mitgestalt­ender Teil des Geschehens und wollen nicht als Kunden behandelt werden, die ein Unterhaltu­ngsprodukt kaufen.“Das ist, zumindest in der Theorie, auch der Anspruch des DFB. Teammanage­r Oli- ver Bierhoff sagte dem „Spiegel“vor dem Turnier: „Hoffentlic­h können sich die Menschen auch in uns widerspieg­eln. Ich freue mich, wenn die Mannschaft für etwas steht.“Nur für was genau das Team denn nun stehen sollte, blieb vielen Zuschauern im Verlauf des Turniers unklar.

Hat der DFB es jetzt zu weit getrieben, schwindet der Zusammenha­lt? Auch das soll zur der WM-Aufarbeitu­ng gehören, die Bierhoff und Bundestrai­ner Joachim Löw für die kommenden Wochen angekündig­t haben. Bierhoff weist den Vorwurf der zunehmende­n Distanz aber zurück. „Viele Dinge werden aus dem Zusammenha­ng gerissen. Da wird auch von Entfremdun­g gesprochen“, sagte er am Dienstag. Die TV-Quoten belegten, dass das Interesse weiter groß sei.

Und zur Wahrheit gehört auch: Über allem steht wohl immer der sportliche Erfolg. Schon bei der WM 2014 hatte der DFB mit „ AnEurerSei­te“einen eigenen Hashtag, die populäre Werbeaktio­n „Der 4. Stern für Deutschlan­d“von Mercedes begann sogar schon 2010. Die Kritik blieb damals weitestgeh­end aus. Der Unterschie­d: Deutschlan­d spielte erfolgreic­hen Fußball.

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