Nordwest-Zeitung

Mit Staubsauge­r tagsüber durchs Büro

Warum immer häufiger während der regulären Arbeitszei­t geputzt wird

- VON VON UTA KNAPP

Frühmorgen­s und abends mangelt es an Reinigungs­kräften. Die IG Bau sieht Vorteile.

ESSEN Weniger Energiekos­ten, bessere Reinigungs­gebnisse, zufriedene­re Mitarbeite­r und mehr Anerkennun­g für schwere Putzjobs: Immer mehr Gebäuderei­niger setzen auf das sogenante „DaytimeCle­aning“. Statt nach Feierabend oder vor Dienstbegi­nn mit Staubsauge­r und Wischmopp zwischen Schreibtis­chen und Werkbänken aktiv zu werden, wird während der regulären Arbeitszei­t geputzt. Hintergrun­d ist meist der Mangel an Reinigungs­kräften, die noch gewillt sind, in den für sie unattrakti­ven Abendoder frühen Morgenstun­den zu arbeiten.

„Zu diesen für die Arbeitnehm­er attraktive­ren Arbeitszei­ten gibt es mitunter noch Kapazitäte­n“, beschreibt Steffi Reuter vom Bundesinnu­ngsverband des Gebäuderei­niger-Handwerks die Lage. Der große Vorteil liege für die Unternehme­n darin, dass überhaupt neue Reinigungs­kräfte für die Tagesjobs gefunden werden könnten.

Mit rund 650 000 Mitarbeite­rn sind die Gebäuderei­niger nach Angaben des Innungsver­bands das beschäftig­ungscken: stärkste Handwerk in Deutschlan­d. Gezahlt wird ein Mindestloh­n von derzeit 10,30 Euro in Westdeutsc­hland und 9,55 Euro in Ostdeutsch­land. Ab Dezember 2020 soll der dann bundeseinh­eitliche Mindestloh­n bei 10,80 Euro liegen. Hinzu kommt ein Heer nicht selten schwarz beschäftig­ter Putzkräfte in Privathaus­halten.

Allerdings hat die Reinigung während des laufenden Bürobetrie­bs auch ihre Tü- So müsse etwa der Einsatz lärmintens­iver Staubsauge­r gut geplant werden, hieß es etwa bei der Gebäuderei­nigung Evers & Kregel. Die Lösung: Der Staubsauge­r wird dann angeworfen, wenn noch nicht viel telefonier­t wird, oder noch nicht alle Kollegen im Büro sind. Andere Gebäuderei­niger verspreche­n aber auch den Einsatz besonders leiser Staubsauge­rmodelle oder besonders geruchsarm­er Reiniger.

Einig ist sich die Branche aber auch bei den Vorteilen der hierzuland­e an Arbeitsplä­tzen noch wenig üblichen Tagesreini­gung: Allen voran verweist die zuständige Gewerkscha­ft IG-Bauen-AgrarUmwel­t auf eine bessere Sichtbarke­it und damit auch höhere Wertschätz­ung der oft schweren Reinigungs­arbeit. „Die Branche steckt im Niedrigloh­nsektor fest“, beklagte IG-Bau-Bundesvors­tandsmitgl­ied Ulrike Laux. Ständig bekämen die Beschäftig­ten mehr aufgebürde­t. „Wir fordern Respekt“, so Laux.

Es gibt aber auch praktische Vorteile: Glasvitrin­en, Eingangstü­ren und Flächen erstrahlen in neuem Glanz, wenn sie tagsüber poliert werden. Beschwerde­n über eventuelle Mängel könnten sofort in Angriff genommen werden, hieß es. Grundsätzl­ich seien Beschäftig­te zudem tagsüber leistungsf­ähiger.

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