Volkswagen fürchtet länger andauernde Durststrecke
Neues Abgastest-Verfahren und Klimapolitik machen VW Sorgen – Bänder stehen tageweise still
WOLFSBURG/DPA Bei VW dürfte die Durststrecke durch tausendfache Nachprüfungen und gestoppte Bänder wegen der neuen Regeln für Abgastests deutlich länger dauern als zunächst gedacht. „Dieses Thema wird uns einige Monate beschäftigen, bis wir in den Werken wieder zu einer normalen Fahrweise kommen“, kündigte Vorstandschef Herbert Diess in einem Brief an die Mitarbeiter an.
Am VW-Stammsitz Wolfsburg hält der weltgrößte Autokonzern nach den am Montag beginnenden Werksferien tageweise die Bänder an. Grund: Er kommt mit der Zertifizierung verschiedener Varianten nicht hinterher. Im September greift der für Neuwagen verbindliche Abgastest-Standard WLTP. „Die Kollegen in der Technischen Entwicklung und der Produktion arbeiten mit Hochdruck daran, die Auswirkungen im Rahmen zu halten“, hieß es in dem Schreiben von Diess.
Auch Betriebsratschef Bernd Osterloh wandte sich an die Belegschaft: „Nach dem Sommer gehen wir in eine Zeit der Ungewissheit.“Bei den geplanten Schließtagen in der Produktion habe man die Lasten der Mitarbeiter gegen den Widerstand der Firmenleitung fair verteilen können. „Aber absehbar ist leider auch, dass uns die WLTP-Probleme über das dritte Quartal hinaus begleiten werden“, schrieb er.
Auch etwa bei BMW hat die Einführung von WLTP Folgen. Der Rivale aus München hatte bereits im März angekündigt, die Fertigung mehrerer Benziner-Modelle für den europäischen Markt zu stoppen, um sie für die neuen Verbrauchsmessungen fit zu machen.
Sorgen bereitet der Branche auch der Zollstreit zwischen den USA und der EU. Präsident Donald Trump hatte europäischen Autobauern und Zulieferern Einfuhrzölle von 20 Prozent angedroht. „Allein die diskutierten amerikanischen Schutzzölle könnten für die deutschen Hersteller Milliardeneinbußen zur Folge haben“, warnte Diess.
Osterloh verwies zudem auf vermutlich noch härtere Regeln für den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2). Die EU will die CO2 -Emissionen von Autos in der Zeit nach 2021 weiter reduzieren. „Nicht wenige der führenden Politiker dringen dabei auf schärfere Bestimmungen, die die Automobilindustrie und ihre Arbeitsplätze gefährden“, schrieb er.