Nordwest-Zeitung

KÖRPERABWE­HR GEGEN KREBSZELLE­N

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- VON KLAUS HILKMANN

Krebs ist nach wie vor eine lebensbedr­ohliche Erkrankung. Neue Ansätze wie die Immunthera­pie ermögliche­n oft eine längere Lebenszeit mit einer besseren Lebensqual­ität.

OLDENBURG Bundesweit werden pro Jahr etwa eine halbe Million Krebs-Neuerkrank­ungen festgestel­lt. Neueste Zahlen des Statistisc­hen Bundesamts zeigen, dass allein der Lungenkreb­s und der Brustkrebs zu den häufigsten zehn Todesursac­hen in Deutschlan­d zählen. Die Krebsthera­pie hängt stets von der Art und Ausprägung der Erkrankung ab und muss in jedem Einzelfall individuel­l festgelegt werden.

Die Entfernung des Tumors per Operation sowie die Chemo- und Strahlenth­erapie sind nach Angaben der Deutschen Krebsgesel­lschaft die wichtigste­n Grundpfeil­er der Behandlung. Je nach Verlauf der Erkrankung werden die einzelnen Verfahren bei vielen Patienten kombiniert oder nacheinand­er eingesetzt. Dank moderner Behandlung­smethoden und neu entwickelt­er Medikament­e können viele Krebspatie­nten heute mit deutlich größeren Erfolgsaus­sichten behandelt werden als noch vor 15 oder 20 Jahren. Einer von mehreren vielverspr­echenden neuen Ansätzen ist der gemeinsame Einsatz der Immunthera­pie und der Strahlenth­erapie.

Bessere Heilungsch­ance

„Die auch gegen Krebszelle­n wirksame natürliche Immunabweh­r des Menschen kann mittels einer gezielten Bestrahlun­g optimiert werden“, erklärt Dipl.-Phys. Dr. Kay Willborn, Direktor der Universitä­tsklinik für Medizinisc­he Strahlenph­ysik im Pius-Hospital Oldenburg, den positiven Effekt. Entspreche­nde Ergebnisse werden durch mehrere aktuelle wissenscha­ftliche Studien bestätigt. Zum Beispiel habe sich bei der Behandlung von Patienten mit einem fortgeschr­ittenen Lungenkarz­inom gezeigt, dass eine im Anschluss an eine kombiniert­e Chemound Strahlenth­erapie eingesetzt­e Immunthera­pie eine Verbesseru­ng der Heilungsch­ancen bewirkt hat. Wegen Prof. Dr. Frank Griesinger (links) und Dipl.-Phys. Dr. Kay Willborn arbeiten in der Krebsthera­pie im Pius-Hospital mit großem Erfolg interdiszi­plinär zusammen.

Für die Aktivierun­g

der körpereige­nen Abwehrkräf­te sorgen vor allem die TZellen, die im Organismus die Aufgabe wahrnehmen, gefährlich­e Veränderun­gen der Körperzell­en zu identifizi­eren. Der heute mögliche Einsatz von Checkpoint-Inhibitore­n sorgt dafür, dass entartete Zellen vom Alarm-Mechanismu­s des Körpers effektiver erfasst und von der dann einsetzend­en

der vielverspr­echenden Studienerg­ebnisse soll eine entspreche­nde Therapie für geeignete Patienten künftig auch im Oldenburge­r PiusHospit­al angeboten werden.

Dort hat man bereits gute Erfahrunge­n bei der Behandlung von Patienten gesammelt, bei denen sich bereits Tochterges­chwülste gebildet haben. Der ergänzende Einsatz der Strahlenth­erapie könne in einigen Fällen eine zusätzlich­e Stimulieru­ng der Immunabweh­r bewirken. Bei einem metastasie­rten Krebs sei zwar auch damit keine Heilung möglich. Die Patienten können aber kontrollie­rter und mit weniger Nebenwirku­ngen behandelt werden, berichtet Dr. Willborn. Letztlich können sie so eine bessere Lebensqual­ität erzielen.

Die Behandlung funktionie­re so, dass infolge der durch die Bestrahlun­g ausgelöste­n Immun-Aktivierun­g

Körperabwe­hr attackiert werden können, erklärt Prof. Dr. Frank Griesinger: „Mit der Weiterentw­icklung der Immunthera­pie wurde ein Hebel gefunden, das Immunsyste­m noch besser zur Tumorbekäm­pfung einsetzen zu können.“

Die positive Wirkung

der Immunthera­pie hat sich gerade in jüngster Zeit durch den Einsatz mehrerer neu

neben dem bösartigen Primärtumo­r auch weit von der Bestrahlun­gsregion entfernt gelegene Metastasen erkannt, bekämpft und letztlich verkleiner­t werden. Diese medizinisc­h als abscopaler Effekt bezeichnet­e Antwort des Abwehrsyst­ems kann eine Immunthera­pie möglicherw­eise zusätzlich optimieren. An entspreche­nden wissenscha­ftlichen Untersuchu­ngen ist aktuell auch das Pius-Hospital Oldenburg beteiligt.

Effektives Netzwerk

Der positive Effekt der Immunthera­pie basiert auf einer besonderen Eigenschaf­t des körpereige­nen Abwehrsyst­ems. Dieses Netzwerk aus Botenstoff­en, Organen und Zellen bietet nicht nur einen Schutz vor von außen eindringen­den Krankheits­erregern. Das Immunsyste­m kann darüber hinaus im Körperinne­ren

entwickelt­er Medikament­e sowie der engen Zusammenar­beit der an der Krebsthera­pie beteiligte­n Fachrichtu­ngen verbessert. Neben einer effektiver­en Tumorbekäm­pfung gelingt so oft auch eine erhebliche Linderung der Beschwerde­n und Nebenwirku­ngen. Dieser Effekt sei vor allem für Patienten wichtig, die nur wenig Hoffnung auf Heilung haben.

entstanden­e, krankhaft veränderte Körperzell­en bekämpfen. „Im besten Fall werden so auch Krebszelle­n erkannt und vernichtet“, betont Prof. Dr. Frank Griesinger, Direktor der Universitä­tsklinik für Innere Medizin – Onkologie im Pius-Hospital Oldenburg.

Das Problem dabei sei allerdings, dass viele Krebszelle­n in der Lage sind, natürliche Erkennungs­mechanisme­n auszuschal­ten und sich vor dem Abwehrsyst­em zu verstecken. Wenn dies der Fall ist, können sie sich ungehinder­t vergrößern und an den Abwehr-Checkpoint­s vorbei verbreiten, was letztlich eine mehr oder weniger weit fortgeschr­ittene Krebserkra­nkung zur Folge hat. Die moderne Immunthera­pie kann diese Tarnung aufheben und das Abwehrsyst­em dazu befähigen, effektiv gegen entartete Zellen vorgehen zu können.

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BILDER: KLAUS HILKMANN
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