Nordwest-Zeitung

Gestank aus Gullys

Fehlender Regen bremst fließendes Abwasser – Filter helfen gegen Gestank

- VON THOMAS HUSMANN

Die ungewöhnli­che Wetterlage mit ihrer großen Trockenper­iode bereitet dem OOWV Probleme. Das Abwasser in den Mischwasse­rkanälen fließt langsamer und entwickelt auf seinem Weg zur Kläranlage üble Gerüche, die aus den Gullys dringen

Mehr als 900 Kilometer ist das Kanalisati­onsnetz mittlerwei­le lang. Der OOWV hat vier Sp9lwa: gen im Einsatz.

OLDENBURG Den Oldenburge­rn stinkt’s, und zwar gewaltig. Nicht, weil sich die Lebensqual­ität in der Stadt erheblich verschlech­tert hat, vielmehr wortwörtli­ch. Es stinkt aus den Gullydecke­ln der Kanalisati­on an manchen Stellen übelerrege­nd nach faulen Eiern.

Problem bekannt

Dem Oldenburgi­sch Ostfriesis­chen Wasserverb­and (OOWV) ist das Problem bekannt. Schuld ist der mangelnde Regen. „In den Mischwasse­rkanälen ist deshalb zu wenig Bewegung“, erklären Jens de Boer und Reinhard Hövel vom OOWV auf Nachfrage der . Das Schmutzwas­ser braucht deshalb lange, um aus den Abflüssen der an das Kanalnetz angeschlos­senen Wohnhäuser zur Kläranlage zu gelangen. Hinzu kommen die sommerlich hohen Temperatur­en, die den Fäulnispro­zess beschleuni­gen. Es bildet sich laut de Boer nach faulen Eiern stinkender Schwefelwa­sserstoff. Der Gestank kriecht aus der Kanalisati­on durch die Gullys in die Nasen der Menschen.

Befördert wurde die Geruchsbel­ästigung in der vergangene­n Woche noch durch den fallenden Luftdruck. „In der Kanalisati­on blieb der Druck noch relativ hoch, im Freien fiel er ab, und es stellte sich der sogenannte Kamineffek­t ein“, sagt Hövel. Ein weiterer Grund für den Gestank ist das zumeist fehlende Gefälle in der Stadt. An einigen Stellen im Stadtgebie­t muss das Abwasser deshalb sogar gepumpt werden. Besonders betroffen sind in dieser Hinsicht das Bahnhofsvi­ertel mit der Gottorpstr­aße und die Innenstadt, erklärt Hövel weiter

–abe rauch der B er eichAleN an der straße O Pferdemark­t. „Auf der einen Seite brauchen wir dort Rohre mit einem großen Durchmesse­r, die bei Stark regen viel Wasser aufnehmen können, auf der anderen Seite verlangsam­en diese großen Profile die F ließ geschwindi­gkeit des Wassers “, erklärt Hövel die Funktionsw­eise der Kanalisati­on. Abhilfe schafft in den Rohren eine unten liegende sogenannte Trockenwet­ter-Rinne oder ein eiförmiges Profil.

300 bis 400 Euro

In der Haarenstra­ße seien deshalb Geruchsfil­ter unterhalb der Kanaldecke­l eingesetzt worden. 300 bis 400 Euro kosten die pro Stück. In Oldenburg wurden insgesamt 50 bis 60 an markanten Punkten

über das Stadtgebie­t verteilt eingesetzt. Flächendec­kend könnten die Filter aber nicht zum Einsatz kommen, sagt Hövel. Die Kanalisati­on müsse gut belüftet werden.

Im Stadtgebie­t sind, so OOWV-Regionalle­iter Jens de Boer weiter, vier Spül- und zwei Saugfahrze­uge im Einsatz. De Boer: „Wir führen eine bedarfsger­echte Spülung des Kanalnetze­s durch, an bestimmten Hotspots im Stadtgebie­t spülen und reinigen wir regelmäßig alle zwei bis vier Wochen. Innerhalb von fünf Jahren ist das mittlerwei­le über 900 Kilometer lange Netz einmal komplett durchgespü­lt.“Theoretisc­h könnte man der Kanalisati­on Eisen zugeben. Das würde die Bildung von Schwefelwa­sserstoff unterbinde­n. Das sei aber sehr teuer und käme nur an

Pumpstatio­nen zum Einsatz, wo das Abwasser über eine längere Distanz durch ein geschlosse­nes Rohrsystem fließe.

Und so hoffen nicht nur die Gartenbesi­tzer und Landwirte auf ergiebige Regenfälle. Das Regenwasse­r würde die Kanalisati­on schnell wieder reinigen. Mit üblen Gerüchen aus Abflüssen in den Haushalten hat das Problem übrigens nichts zu tun, merkt de Boer an. Dort sollten die Siphons kontrollie­rt und gegebenenf­alls erneuert werden.

Gestank melden

Wer einen stinkenden Gully melden möchte, kann sich an den Service des OOWV wenden unter der Nummer 0800 1801201 oder P @ www.oow4.de

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BILD: JANINA RAHN Es stinkt: Am Alten Stadthafen führt eine Hauptabwas­ser-Leitung Richtung Klärwerk. Aus den Gully-Deckeln stinkt es zurzeit an vielen Stellen in der Stadt übelerrege­nd.

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