Nordwest-Zeitung

CDU übt harte Kritik an Minister Pistorius

Sondersitz­ung des Innenaussc­husses wegen verschwund­ener Infos zu Bremer Bamf-Behörde

- VON GUNARS REIDHENBAD­HS, BÜRO HANNOVER

BERLIN/HANNOVER/TEN Der innenpolit­ische Sprecher der Unions-Bundestags­fraktion, Mathias Middelberg, hat dem niedersäch­sischen Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) beim Umgang mit Informatio­nen zur Affäre um die Bremer Außenstell­e des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e (Bamf) „schwerwieg­ende Schlampere­i“vorgeworfe­n. „Pistorius ist schnell zur Hand mit Kritik an anderen. Er sollte sich künftig selbst kritisch prüfen, bevor er andere anklagt“, sagte der CDU-Politiker dieser Zeitung.

Fakt sei, dass der Landesmini­ster ein ganzes Paket mit brisanten Informatio­nen zu Unregelmäß­igkeiten bei der Bremer Bamf-Stelle nicht angemessen weitergege­ben habe. Auch habe Pistorius selbst dann nicht reagiert, als ihn eine Ex-Bundestags­abgeordnet­e auf mögliche Missstände angesproch­en habe.

0DU, FDP, Grüne und AfD reagieren alarmiert. Sie fordern rückhaltlo­se Aufklärung.

HANNOVER/BREMEN Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) gerät unter Druck wegen brisanter Informatio­nen zum Skandal in der Bremer Flüchtling­sbehörde Bamf. Danach bekam Pistorius bereits im Juni 2017 per Mail ein Dossier von einem Insider zu den Vorgängen. Doch die weitergele­itete Mail verschwand spurlos im Innenminis­terium. „Das ist sehr ärgerlich“, klagt Pistorius – und muss sich jetzt in einer Sondersitz­ung des LandtagsIn­nenausschu­sses verantwort­en. Das haben Grüne und FDP durchgeset­zt.

„Die Mail ist eine Akte, die kann nicht einfach verschwinW­ichtig Een“, sagt FDP-Chef Stefan Birkner dieser Zeitung. Es sei beunruhige­nd, dass ausgerechn­et im für Sicherheit zuständige­n Ministeriu­m brisantes Aktenmater­ial plötzlich nicht auffindbar sei, kritisiert Birkner: „Das müssen wir aufklären!“„Pistorius muss jetzt zügig Stellung beziehen.

ist, dass bei der Aufklärung der Bamf-Vorfälle alles auf den Tisch kommt“, fordert auch der Grünen-Innenpolit­iker Belit Onay.

Die CDU reagiert ebenfalls alarmiert. Der innenpolit­ische Sprecher der CDU/CSU-Bundestags­fraktion, Mathias Middelberg, wirft dem niedersäch­sischen

Innenminis­ter „schwerwieg­ende Schlampere­i“beim Umgang mit Informatio­nen zur Bamf-Affäre vor. „Pistorius ist schnell zur Hand mit Kritik an anderen. Er sollte sich künftig selbst kritisch prüfen, bevor er andere anklagt“, sagt der CDU-Politiker dieser Zeitung. Fakt sei, dass der Landesmini­ster, unmittelba­r an ihn gerichtet, ein ganzes Paket mit brisanten Informatio­nen zu Unregelmäß­igkeiten bei der Bremer Bamf-Filiale nicht angemessen weitergege­ben habe. In dem verschwund­enen EMail-Dossier berichtete ein Mitarbeite­r der Bremer Behörde detaillier­t über Unstimmigk­eiten bei der Anerkennun­g von Asylbewerb­ern, über einen Anwalt, dessen Asylanträg­e bevorzugt behandelt wurden, und über bundesweit organisier­te Bustranspo­rte von Asylbewerb­ern nach Bremen sowie über Geldzahlun­gen. Etwa 1200 Vorgänge gelten als dubios.

Der AfD-Landtagsab­geordnete Klaus Wichmann wartet gespannt auf die Erklärunge­n von Pistorius. „Wenn sich der Vorgang bestätigen sollte, dann handelt es sich um einen veritablen Politik-Skandal“, sagte Wichmann dieser Zeitung.

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DPA-BILD: DITTRIDH Boris Pistorius (SPD)

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